Militärischer Professionalismus: zum Berufs- und Selbstverständnis der Streitkräfte
In: Militär als Gegenkultur: Streitkräfte im Wandel der Gesellschaft. 1, p. 257-272
Abstract
Einstellungen und funktionale Entwicklungen im Bereich des Militärs und seiner Organisation werden analysiert. Dabei geht der Verfasser von einer systemorientierten und zugleich ideologiekritischen Position aus. Moderne Streitkräfte in den entwickelten Industriestaaten werden als bürokratisch-technische Großorganisationen bestimmt, die sich trotz zunehmender Anpassung an zivile Strukturen als relativ resistent gegenüber gesellschaftlichen Wandlungsprozessen erweisen. Die professionelle Orientierung der Militärs wird durch eine "Militarisierung des Militärs" gekennzeichnet, die in der Tendenz auf eine Entkoppelung von Militär und Politik hinauslaufen könnte. Während in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen die verschiedenen Professionen auf verstärkten Legitimationsdruck reagieren, behindert die militärische Führung durch ihr Festhalten am statischen Konzept eines traditionellen Professionalismus, die politische Umorientierung auf vertretbare Lösungen des Sicherheitsproblems in der Bundesrepublik. Dabei werden auch innerorganisatorische Veränderungen verhindert, die für das Militär in einer demokratischen Gesellschaft notwendig wären. (HA)
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