Article(print)2005

Zweimal "1984": George Orwells "1984" und Michel Foucaults "Überwachen und Strafen" heute

In: Transit: europäische Revue, Issue 28, p. 37-47

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Abstract

Im Jahr 2004 jähren sich zwei Daten zum zwanzigsten Mal, die auf den ersten Blick kaum etwas gemeinsam haben. Das eine Datum ist fiktional, das andere sehr real. Zwei lange, weltpolitisch aufregende Jahrzehnte trennen uns von jener fiktiven Jahresangabe, die George Orwell seinem berühmten dystopischen Roman als Überschrift gab und die zur Chiffre für jede Form staatlicher Überwachung und Kontrolle geworden ist. Zwei lange, theoriepolitisch aufregende Jahrzehnte sind zugleich seit dem Tod Michel Foucaults vergangen, Jahrzehnte, in denen sich der poststrukturalistische Theorieansatz zunächst sehr erfolgreich etablierte, in seiner sozial- und kulturwissenschaftlichen Zentralität jedoch seit Mitte der neunziger Jahre durch den ubiquitären Begriff "Globalisierung" und die damit einhergehende ganz neue Problematisierung von Kapitalismus, Ausbeutung, Armut und Unterwerfung angefochten wurde. In beiden Problematisierungsweisen findet sich ein Potential, das für eine herrschaftskritische Analyse der Gegenwart ausgesprochen hilfreich ist und sich zudem inhaltlich miteinander verbinden lässt. George Orwells "1984" und Michel Foucaults "Überwachen und Strafen" sind Analysen von Regierungstechniken, die sich auf die herrschaftliche Zurichtung des Individuums beziehen - und diese ist aktueller denn je. Orwells Chiffre steht heute für "Überwachen und Strafen", denn diese massiv eingreifenden Praktiken sind gegenwärtig nicht mehr an totalitäre Regime gebunden. (ICI2)

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