Article(electronic)2001

Von La Defénse nach Moskwa City: "Bürocities" als Wettbewerbsstrategien europäischer Metropolen

In: Europa Regional, Volume 9, Issue 2, p. 58-69

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Abstract

Die Bürocity ist ein typisches Element einer Metropole von internationaler Bedeutung, die als Projekt des Stadtumbaus in vielen Großstädten während der letzten Jahrzehnte entstanden ist. Im vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung und Funktion großer Büro- und Dienstleistungsstandorte anhand der Beispiele La Défense in Paris und Moskwa City in Moskau analysiert. Ein Projekt von paradigmatischer Bedeutung ist La Défense in Paris. Moskwa City in Moskau ist ein Beispiel für ein Großprojekt, dessen Realisierung derzeit noch am Anfang steht. Insbesondere die Hintergründe und Faktoren, die die Entwicklung von La Défense und Moskwa City in den Kontext der jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen stellt, werden thematisiert. Die Bürocity hat zunächst unmittelbare lokale Effekte für die städtische Ökonomie. Neue Büroagglomerationen sind Teil des städtischen Immobilienmarktes, sie stellen Raum für bestimmte ökonomische Funktionen zur Verfügung. Bürocities gelten jedoch auch als Standorte zur Organisation regionaler, nationaler und globaler ökonomischer Prozesse. Sie sind daher mit der Frage ökonomischer (und im weiteren Sinne politischer) Macht verbunden. Sie sind Faktor der Außendarstellung der Städte im Wettbewerb um Positionen im Netz der europäischen Metropolen. Ihre Funktion ist mehrdeutig: einerseits sind sie Knotenpunkte der modernen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, andererseits Markenzeichen und Symbole der Innovation und der Integration der jeweiligen Metropole in die globale Ökonomie. Sowohl La Défense als auch das Projekt Moskwa City verdeutlichen die Zusammenhänge zwischen politischen Intentionen, städtebaulichen Visionen und wirtschaftlichen Interessen. Auf einer symbolischen Ebene lassen sie sich als 'gebauter Weltstadtanspruch' interpretieren. Die aktuellen Bauprojekte zeigen, dass die Bürocity von La Défense weiterhin das Experimentierfeld für Bürobauten internationalen Stils und Vitrine des französischen Verständnisses einer neuen Moderne bleibt. Auch bei dem Projekt Moskwa City wird deutlich, dass hinter seiner Realisierung nicht nur ökonomische Überlegungen stehen. Die Dimension der Bürocity, ihre Einbindung in das funktionale Gefüge der gesamten Stadt und der architektonische Ausdruck der projektierten Gebäude verdeutlichen, dass hier nicht nur ein Entlastungszentrum für Büro-, Geschäfts- und Hotelnutzungen geplant ist. Moskwa City ist zugleich Programm. Sie soll den Aufbruch in eine neue Zeit symbolisieren. Trotz der jeweiligen spezifischen nationalen und lokalen Bedingungen ihrer Entstehung liegen den hier beschriebenen Bürocities ähnliche Leitbilder der Stadtentwicklung zugrunde. Neben ihrer Bestimmung als Experimentierfeld für Architektur und Laboratorium der Moderne (oder Postmoderne) ist den Bürocities die Funktion der Fokussierung globaler (politischer, ökonomischer und kultureller) Prozesse zugedacht. Auf der anderen Seite begünstigt der ökonomische Strukturwandel, dem die Städte während der letzten Dekaden unterworfen waren, die Umnutzung und Entwicklung der alten Industrieflächen, insbesondere in den Randbereichen der Innenstadt. Die Städte entwickeln bei der Konzipierung, Realisierung und Vermarktung der Bürocities unternehmerische Qualitäten und Strategien. Im Konkurrenzkampf um die bestmögliche Eingliederung in die Rangfolge der Weltmetropolen erscheinen Wachstumsbranchen wie produktionsorientierte Dienstleistungen, Hochtechnologie sowie Informationstechnologien als Garanten von Stadtentwicklung, Bürocities als das dazugehörige Requisit.

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