Dataset GESIS2011

Deutschland in der Weltwirtschaftskrise 1924 – 1936

Abstract

Die vorliegende Studie ist ein umfassender Versuch, im Licht inzwischen zugänglicher Quellen und neuer Fragestellungen das Besondere der deutschen Wirtschaftskrise, die für dieses Land ganz spezifischen Krisenfaktoren, darzustellen. Hierbei verfolgt der Autor keine chronologische Darstellung des Ablaufes der Krise, sondern es geht um eine Analyse ihrer politisch – ökonomischen, ihrer "wirtschaftssoziologischen" Strukturen. Diese Studie untersucht Ursachen und Resultate eines bestimmten Ereignisses, der Depression der Zwischenkriegsjahre in Deutschland. Die Wirtschaftskrise setzte eine deutliche Zäsur im ökonomischen Handeln der Menschen, machte neue Antworten auf die Frage nötig, was sie 'zu einem derartigen Verhalten veranlaßte'. Der Umschwung in den Erwartungen und Verhaltensweisen manifestierte sich auf zweifache Weise, in der Politisierung der Wirtschaft und in der Verpflichtung des Staates auf das Prinzip des wirtschaftpolitischen Interventionismus" (James, a.a.O., S. 19). Harold James ordnet die deutsche Krise in einen weit gezogenen Rahmen ein. Erst dieser macht die Dramatik des Geschehens verständlich. Was die deutsche Krise von der in anderen Ländern unterscheidet, ist das besondere Maß an Politisierung, der enge Verbund von Wirtschafts- und Staatskrise. "Dies ist eine Studie über die Wirtschaftskrise der Zwischenkriegsjahre in Deutschland, über ihre Auswirkungen auf das politische Leben und über den Einfluß, den umgekehrt die Politik auf die Entwicklung der Wirtschaft genommen hat. Es ist mir sehr schwer gefallen, die richtigen Jahreszahlen für den Titel zu finden. Denn in der schweren Krise am Ende der zwanziger Jahre sehe ich das Produkt von Kräften, die zum Teil über eine lange Reihe von Jahren hinweg am Werk gewesen sind" (James, a. a. O., S. 15).
Bei der Suche nach Erklärungen für die Depression lassen sich drei Erklärungsversuche unterscheiden, die den Hauptakzent auf internationale Zusammenhänge legen. Es geht dabei um den Grad des weltweiten technischen Fortschritts, um die Entwicklung des Welthandels und um die internationalen Kapitalmärkte. Andere Darstellungen bevorzugen eine rein binnenwirtschaftliche Erklärung der Wirtschaftskrise. James geht in seiner Studie von zwei Problemkreisen aus: (I) das langsame Wachstum des Welthandels in den zwanziger Jahren und (II) die deutsche Steuerlast. Die Studie untersucht nacheinander fünf Aspekte dieses Problemkreises:
"(1) Wie groß war die Bereitschaft der Steuerzahler zur Hinnahme von Steuererhöhungen?
(2) Wie verlief die organisatorische Entwicklung der deutschen Industrie und was waren die Gründe dafür? Welche Konsequenzen hatte die organisatorische Struktur der Industrie für die deutsche Volkswirtschaft?
(3) Wie wirkte sich der Lohnschub der späten zwanziger Jahre auf das Gefüge der deutschen Volkswirtschaft aus, und welche politischen Reaktionen rief er hervor?
(4) Wie gelang es der deutschen Landwirtschaft, die politischen Entscheidungsprozesse so stark zu beeinflussen, dass es während der Depression zu keiner Senkung der Agrarpreise kam? Welche gesamtwirtschaftlichen Folgen hatte die Entwicklung der Landwirtschaft?
(5) Das Banken- und Kreditsystem erwies sich im Laufe der zwanziger Jahre als höchst instabil, und seine Instabilität trug wesentlich zur Verschärfung der Depression bei. Inwiefern war die zunehmende Instabilität bedingt durch politisches Kalkül?
Bei allen diesen Fragen geht es um die wirtschaftssoziologische Seite der Depression. Sie klären nicht nur deren Ursachen, sondern helfen dem Historiker auch bei der Beurteilung der Reaktionen auf die Wirtschaftskrise" (James, a. a. O., S. 39f).



Datentabellen in HISTAT (Thema: Wachstum, Konjunktur und Krisen):


A. Die öffentlichen Finanzen

A.01a Staatseinnahmen, Staatsausgaben und Staatsverschuldung in Deutschland, in Millionen Reichmark (1926-1933)
A.01b Zunahme der deutschen Kommunalverschuldung, in Millionen Reichmark (1928-1931)
A.02 Steuereinnahmen der Kommunen, in Millionen Reichsmark (1928-1933)
A.03 Schulden der Kommunen mit über 10.000 Einwohnern, in Millionen Reichmark (1928-1930)


B. Die industrielle Struktur: Stagnation und Immobilität

B.01 Durchschnittliche jährliche Zuwachsraten der deutschen Industrieproduktion, in Prozent (1913-1932)
B.02 Anteil der Steuern und Sozialabgaben am Volkseinkommen in Großbritannien, Frankreich und Deutschland, in Prozent (1925-1929)
B.03 Kreditvergabe der Kreditinstitute, ohne Waren- und Wertpapierlombardgeschäfte (1913-1933)
B.04 Industrielle Investitionen von Kapitalgesellschaften, in Millionen Reichsmark (1924-1931)
B.05 Der Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets (1913-1931)


C. Lohnentwicklung

C.01a Kumulierte Reallohnposition, Basisjahr 1938 (1925-1933)
C.01b Stundenlöhne und Produktivität in der deutschen Industrie und im deutschen Handwerk (1925-1932)
C.02 Stundenlohnsätze, im Jahresdurchschnitt (1925-1932)
C.03 Anteil der Löhne am Volkseinkommen (1927-1939)


D. Beschäftigung

D.01 Durch Arbeitskämpfe in Deutschland ausgefallene Arbeitstage (1924-1932)
D.02 Zahl der Beschäftigten bei Siemens & Halske und der Siemens-Schuckertwerke GmbH (1928-1934)
D.03 Zahl der Beschäftigten in der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie (1927-1932)


E. Die Landwirtschaft

E.01a Bodenerträge in Deutschland, (1913-1924)
E.01b Durchschnittsgewicht der Schlachttiere (1906-1924)
E.01c Gesamtviehbestand in Deutschland (1913-1924)
E.02 Die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft (1925-1930)
E.03 Zinsbelastung der deutschen Landwirtschaft (1924-1932)


F. Die Bankenkrise

F.01 Schulden und Investitionen deutscher Aktiengesellschaften (1927-1933)
F.02 Kohlenbestände (1928-1932)
F.03 Neue Inlandsaufträge für die deutsche Maschinenindustrie, Index 1927 = 100 (1927)


G. Ein nationalsozialistischer Wirtschaftsaufschwung?

G.01 Einnahmen und Ausgaben in der deutschen Landwirtschaft (1928-1936)
G.02 Staatseinnahmen und Staatsausgaben (1932-1937)
G.03a Staatsverschuldung (1931-1938)
G.03b Nettozunahme der kurz- und langfristigen Staatsverschuldung (1931-1938)
G.04 Rüstungsausgaben des Deutschen Reiches (1933-1938)
G.05 Entwicklung der deutschen Auslandsverschuldung (1931-1939)

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