Dataset GESIS2010

Sozialistische Zentralplanwirtschaft in der SBZ/DDR, 1945 - 1989

Abstract

Oskar Schwarzer konstatiert in der Einleitung seiner Studie: "Vergegenwärtigt man sich die Situation in den Jahren nach 1889/90, so wird deutlich, dass die Kenntnisse über die reale wirtschaftliche Situation in der DDR zuvor unzureichend waren … Die wesentliche Variable dabei war die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR, die überschätzt worden war" (Schwarzer, O., a.a.O., S. 1). Zentrales Thema seiner Publikation ist die Verortung der DDR-Wirtschaft im innerdeutschen Vergleich. Die bis 1989 erschienenen Publikationen sind aus verschiedenen Gründen unvollständig: Für westdeutsche, westeuropäische und amerikanische Wissenschaftler stellte sich bis 1989 im hohen Maße das Problem der ungünstigen Quellenlage, da das Material aus der DDR nur schwer oder gar nicht zugänglich war. DDR - Wissenschaftler standen hingegen unter dem Druck der offiziellen Parteilinie der SED. Diese Situation nahm Oskar Schwarzer zum Anlass, sich eingehender mit der DDR-Wirtschaft zu beschäftigen. Welchen wirtschaftlichen Leistungsstand hatte die DDR während ihrer Existenz tatsächlich? Warum konnte der Staat im internationalen Vergleich nicht mithalten?
Oskar Schwarzer beginnt mit der Beschreibung der sozialistischen Umgestaltung in der SBZ/DDR nach 1945 und deren Auswirkungen. Die Verhältnisse in der Sowjetunion waren Vorbild für die Systemänderung in der SBZ, da die Sowjetunion "als richtungsweisender Staat im Ostblock, als Modell und als Schutzschild die Entwicklung maßgeblich mitbestimmte" (Schwarzer, O., a.a.O., S. 11). Nach der Darstellung der sozialistischen Umgestaltung, die noch 1945 einsetzte, und ihren Auswirkungen folgt eine kurze, vergleichende Skizze der Wettbewerbsfähigkeit der beiden deutschen Staaten im internationalen Vergleich und eine Analyse des Humankapitalbestandes der DDR.
In einem weiteren Kapitel führt Oskar Schwarzer eine Effizienz-Analyse der DDR-Wirtschaft durch. Dabei geht er auf das Wachstum der Gesamtwirtschaft, Investitionen, Außenhandel, Subventionen und die Verschuldung der DDR ein. Ein Problem stellt die Vergleichbarkeit der Währung und der Preise der DDR zu nichtsozialistischen Staaten dar. "Die über das Kriegsende hinaus weiterführende Abschottung gegenüber den Weltmärkten durch Außenhandels- und Valutamonopol, die Abschaffung der Gewerbefreiheit und die Nivellierung der Einkommen auf relativ niedrigen Niveau mit der Folge, daß die Leistungsmotivation der ökonomisch aktiven Bevölkerung sank, verhinderte in der DDR einen vergleichbaren Wiederaufbau wie im Westen" (Schwarzer, O., a.a.O., S. 223) so faßt Oskar Schwarzer das Ursachenbündel für die Ineffizienz der DDR-Wirtschaft zusammen. Hinzu kamen, dass erhebliche Teile des Volkseinkommens und des Volksvermögens zu Machtsicherungszwecken eingesetzt wurden. Im Ergebnis lebte spätestens ab Mitte der 50er Jahre die DDR von der Hand in den Mund, hatte also keine Reserven mehr. "Der intervalutarische Produktivitätsvergleich erbrachte für die DDR 1989 eine Bandbreite von 14 bis 20% des bundesdeutschen Niveaus [...]. Dies entsprach etwa einem Produktivitätsstand wie ihn die Bundesrepublik vor 1950 oder Deutschland 1936 bzw. 1914 hatte" (Schwarzer, O., a.a.O., S. 217).
Oskar Schwarzer stellt seiner Untersuchung ein umfangreiches Quellensupplement zur Seite. Darin sind eine ausführlich Statistik des gesellschaftlichen Gesamtproduktes und des Nationaleinkommens der DDR von 1949 bis 1989 in Mark der DDR enthalten, Statistiken zum Umrechnungsverhältnis der Mark der DDR zu konvertiblen Währungen und zur "Leitwährung", "Statistischer Koeffizient" und zur Währungsstruktur im Außenhandel. Außerdem präsentiert Oskar Schwarzer Quellen aus dem Bundesarchiv Berlin und Quellen der Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR im Bundesarchiv - Zentrales Parteiarchiv der SED, Berlin.
Schwarzer beschäftigt sich zwar vordergründig nicht mit einer Rückrechnung des Bruttoinlandsprodukts der DDR für den Zeitraum 1950 bis 1989, aber mit einem wichtigen methodischen Problem in diesem Zusammenhang: der Umrechnung von Mark der DDR in DM. Er untersucht mögliche Varianten und Datenquellen für die Bildung eines einheitlichen Wechselkurssurrogats für die Umrechnung von Mark der DDR in DM. Diese Surrogate für einen einheitlichen Umrechnungskoeffizienten sollten an Stelle eines nicht existierenden Wechselkurses dazu dienen, dass zu DDR-Preisen ermittelte BIP von der Bewertung in Mark der DDR in DM umzurechnen und quasi den fehlenden Wechselkurs ersetzen. Schwarzer beschreibt mehrere zu nutzende Möglichkeiten für die Bildung von Surrogaten für einen nicht vorhandenen Wechselkurs: Terms of Trade - Index (Export-/Importpreise), Basis 1950; Rentenüberleitungs - Koeffizient (Kehrwert); Internes Umrechnungsverhältnis Valutamark zu DDR – Mark; Preisniveauvergleich Bundesrepublik/DDR (Basis 1936). Die Ursprungsquellen dieser Surrogate sind sehr unterschiedlich. Bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukt ging Schwarzer von Originalzahlen der SZS der DDR aus und rechnete diese zum BIP hoch. Die Umrechnung in der preislichen Bewertung von Mark der DDR in DM erfolgte dann mit Hilfe der genannten Wechselkurssurrogate.


Themen

Datentabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT (Thema Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung):

Die Datentabellen sind nach folgenden Themen gegliedert:

A. Supplement 1: Statistik des Gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens der DDR 1949 bis 1989 in vergleichbaren Preisen (Angaben jeweils in Mio. Mark der DDR);
B. Supplement 1: Statistik des Gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens der DDR 1949 bis 1989 in jeweiligen Preisen (Angaben jeweils in Mio. Mark der DDR);
C. Supplement 2: Zum Umrechnungsverhältnis der Mark der DDR zu konvertiblen Währungen;
D. Supplement 3: Leitwährung, Statistischer Koeffizient, Währungsstruktur im Außenhandel;
E. - G. Ausgewählte Tabellen aus dem Textteil: Produktivitätsvergleich, Bevölkerung, Arbeitskräftepotential, Subventionen und Verschuldung, Intervalutarischer Produktivitätsvergleich.

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