Mit digitalisierten Zeitungen und digitalen Zeitungsportalen hat sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte für die historische Presseforschung eine grundlegend neue Forschungs- und Quellensituation herausgebildet. Trotzdem fallen digitale Methoden und Werkzeuge in der pressehistorischen Methodenpraxis bislang kaum ins Gewicht und ebenso wird die Quellenpraxis mit digitalisierten Zeitungen selten thematisiert. In diesem Sinne stellt der Beitrag die Fragen, welche spezifischen epistemischen und quellenkritischen Praktiken für den Umgang mit Zeitungen vonnöten sind, wenn sie als digitale Objekte bzw. Ressourcen vorliegen, und wie pressehistorische Forschungsprozesse in digitalen Kontexten modelliert und operationalisiert werden können. Als Beispiel dient hierfür die digitalisierte Ausgabe der Berliner Volkszeitung (1890-1930), die das Zeitungsinformationssystem ZEFYS der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz zum europäischen Zeitungsportal Europeana Newspapers metadaten- und volltexterschlossen beigesteuert hat. Neben einer medien- und zeithistorischen Einordnung werden entlang der praktischen digitalen Forschung mit dem Zeitungskorpus drei Forschungsdimensionen systematisch diskutiert und mit Beispielen illustriert: (1.) Digitales Kuratieren, (2.) Metadaten und (3.) Text Mining.