Kritische Theorie als welterschließende Kritik (II): kritische Nachfragen
In: Axel Honneth: Sozialphilosophie zwischen Kritik und Anerkennung, S. 39-44
Der Beitrag beschäftigt sich in kritischer Weise mit A. Honneths Aktualisierung des der Kritischen Theorie zugrundeliegenden Kritikmodells, dessen Bestimmung sich Honneth aus zwei verschiedenen Perspektiven nähert. Zum einen versucht Honneth am Beispiel der 'Dialektik der Aufklärung' die Idee der Kritik als hermeneutische Transzendierung des gegebenen Werthorizonts mit den Mitteln einer welterschließenden Kritik auszuweisen. Zum anderen bemüht er sich um die Verteidigung eines Kritikverfahrens als Basis der Kritischen Theorie insgesamt, das sich als normativ und kontexttranszendierend im Gegensatz zu einer schwach kontextgebundenen Form von Gesellschaftskritik versteht. Die Ausführungen gliedern sich in drei Aspekte: (1) die Frage nach der Tauglichkeit des Begriffs der Welterschließung zur Klärung des Bereichs zwischen Literatur und erklärender Sozialwissenschaft; (2) die Annahme, dass sich Honneth in seiner Relektüre der 'Dialektik der Aufklärung' von der Grundintention des klassischen Kritikmodells der Kritischen Theorie im entscheidenden Punkt entfernt, nämlich dem der Verhältnisbestimmung von Wahrheit und Praxis; (3) den kritischen Hinweis auf die dualistische Entkopplung der hermeneutisch-interpretativen Erschließung von rationaler Begründung. (ICG2)