In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts treten in Russland vermehrt Frauen und Männer in die Öffentlichkeit, die durch radikale Veränderungen einen "neuen Menschen" und mit ihm eine neue Gesellschaft schaffen wollen. Vera Figner und Vera Zasulic, die beiden Protagonistinnen der vorliegenden Untersuchung, sind herausragende Vertreterinnen der radikalen Bewegung im ausgehenden Zarenreich. Während Vera Zasulic mit ihrem Attentat auf den St. Petersburger Stadtkommandanten Fëdor Trepov 1878 am Beginn der ersten terroristischen Welle in Russland steht, ist Vera Figner bei ihrer Verhaftung 1883 da
In: Journal of modern European history: Zeitschrift für moderne europäische Geschichte = Revue d'histoire européenne contemporaine, Band 22, Heft 1, S. 55-68
Opposing the treaties signed after the Paris Peace Conference, the Soviet state and the nascent Turkish Republic saw themselves as potential allies. The Treaties of Moscow and Kars in 1921 were the legal expressions of this. Among other things, both signatory powers agreed that a bilateral commission would demarcate their newly established mutual border in the South Caucasus. This article provides insights into the daily work of the Joint Turkish-Soviet Border Commission that met, after repeated delays, from March 1925 to September 1926. Based on the minutes of this commission stored in the National Archive of Armenia, it explores the following questions: Who were its members? What was its daily business? What sort of challenges occurred and how were they dealt with? This allows us to place this commission in context. Even though the Commission members stuck publicly to the terms of friendship and cooperation, they had conflicting geopolitical interests. Potential conflicts were deliberately silenced. Furthermore, regional representatives from the Transcaucasian Federation (on the Soviet side) or from the Kurdish minority (on the Turkish side) were marginalised in the decision-making processes. After one and a half years, the Commission was able to demarcate the bilateral border. From this perspective, its work was a success. The boundaries established in 1925/26 still exist today, separating Turkey from the three South Caucasian republics.
"In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts treten in Russland vermehrt Frauen und Männer in die Öffentlichkeit, die durch radikale Veränderungen einen 'neuen Menschen' und mit ihm eine neue Gesellschaft schaffen wollen. Vera Figner und Vera Zasulic, die beiden Protagonistinnen der vorliegenden Untersuchung, sind herausragende Vertreterinnen der radikalen Bewegung im ausgehenden Zarenreich. Während Vera Zasulic mit ihrem Attentat auf den St. Petersburger Stadtkommandanten Fëdor Trepov 1878 am Beginn der ersten terroristischen Welle in Russland steht, ist Vera Figner bei ihrer Verhaftung 1883 das letzte führende Mitglied der Terrororganisation Narodnaja Volja (Volkswille), die am 1./13. März 1881 einen tödlichen Anschlag auf Zar Aleksandr II. verübt. Die beiden Frauen verbindet zwar kein engerer persönlicher Kontakt, dafür aber die Zugehörigkeit zum selben Milieu. Beeinflusst von der progressiven Debatte in der Intelligencija der 1860er Jahre entschlossen sie sich bereits in ihrer Jugend, sich von traditionellen Standes- und Geschlechterrollen zu lösen, ihr Schicksal 'in die eigenen Hände zu nehmen' und sich einer 'Sache' zu verschreiben. Zusammen mit anderen Radikalen gerieten sie dadurch in einen immer heftigeren Konflikt mit der autokratischen Staatsmacht, der sich schliesslich zu einem Kampf mit terroristischen Mitteln steigerte. Stephan Rindlisbacher nutzt die Biographien dieser beiden radikalen Frauen als 'Scheinwerfer', um das radikale Milieu mit seinen Merkmalen, Funktionsmechanismen und Handlungsspielräumen auszuleuchten. Aus zwei voneinander unabhängigen aber vergleichbaren Blickwinkeln zeichnet er ein eindrucksvolles Bild nicht nur der radikalen Netzwerkstrukturen, Symbole, Praktiken und Identitätsnarrativen, sondern auch der beteiligten Menschen mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten."--Cover
SUMMARY: The national delimitation of Soviet Central Asia in 1924 embedded a particular interpretation of nationhood into the constitutional structures of the Soviet Union. Pastoral nomadism was still common, and the dichotomy between sedentary and nonsedentary peoples became important in dividing nationalities: Uzbek versus Kyrgyz, Kazakh, and Turkmen. But the decision to build territorial national autonomies enhanced the importance of borders, and the logic of internal borders became insensitive to nomadic interests. The eventual project of national delimitation sidelined alternative viable scenarios for rearranging the region's populations and territories, such as a Central Asian Federation, economic raionirovanie , or embracing a nomadic perspective on space. Резюме: Понятие нации, положенное в основу конституционной структуры Советского Союза, сформировалось в ходе национального размежевания Средней Азии в 1924 г. Кочевое животноводство оставалось широко распространенным в регионе, и дихотомия между оседлыми и неоседлыми народами играла важную роль в дифференциации национальностей: узбеков и кыргызов, казахов и туркмен. Однако выбор в пользу создания территориальных национальных автономий повысил важность республиканских границ, а бюрократическая логика поддержания границ продемонстрировала нечувствительность к интересам кочевников. Окончательный проект национального размежевания заставил отказаться от альтернативных сценариев организации населения и территорий региона, таких как Среднеазиатская федерация, экономическое районирование или принятие кочевого восприятия пространства.
In: Journal of modern European history: Zeitschrift für moderne europäische Geschichte = Revue d'histoire européenne contemporaine, Band 22, Heft 1, S. 2-9
The era of the New Economic Policy (NEP) was the golden age of Soviet affirmative national policies. This volume of documents offers insights into Polish and German minority institutions and political practices in early Soviet Ukraine. It provides a picture of how people in rural areas received the affirmative initiatives from above and adapted them for their own purposes. Even though these policies failed to achieve the goals the Bolsheviks expected, they granted a large degree of autonomy on a local scale that was unmatched in previous and later times. The Polish village of Hreczany near Proskuriv (today Khmel'nyts'kyi) in western Ukraine, and the German Karl-Liebknecht Raion in southern Ukraine serve as prime examples in this document collection. ; Die NĖP war das goldene Zeitalter der sowjetischen Nationalitätenpolitik. Dieser Dokumentenband bietet Einblicke in polnische und deutsche Minderheiteninstitutionen sowie politische Praktiken in der frühen Sowjetukraine. Er zeigt damit auf, wie die Menschen im ländlichen Raum die affirmativen Initiativen von oben aufgenommen und für ihre eigenen Zwecke adaptiert haben. Obwohl diese Maßnahmen nicht die von den Bolschewiki erwarteten Ziele erreichten, gewährten sie Möglichkeiten zur Selbstverwaltung auf lokaler Ebene. Das polnische Dorf Hreczany bei Proskuriv (heute Khmel'nyts'kyi) in der Westukraine sowie der deutsche Karl-Liebknecht Rajon in der Südukraine stehen im Zentrum des Bandes.
The era of the New Economic Policy (NEP) was the golden age of Soviet affirmative national policies. This volume of documents offers insights into Polish and German minority institutions and political practices in early Soviet Ukraine. It provides a picture of how people in rural areas received the affirmative initiatives from above and adapted them for their own purposes. Even though these policies failed to achieve the goals the Bolsheviks expected, they granted a large degree of autonomy on a local scale that was unmatched in previous and later times. The Polish village of Hreczany near Proskuriv (today Khmel'nyts'kyi) in western Ukraine, and the German Karl-Liebknecht Raion in southern Ukraine serve as prime examples in this document collection.
Obwohl die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 einen Bruch in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht darstellte, können der heutige ukrainische Staat und die ukrainische Gesellschaft nicht ohne ihre sowjetischen Wurzeln verstanden werden. Während vieles aus der Sowjetzeit heute verschwunden ist, etwa die alles dominierende Kommunistische Partei oder der repressive Sicherheitsapparat, hat anderes überdauert. Dazu zählen etwa die Sozialisation am Arbeitsplatz, die von Klientelbeziehungen geprägten politischen Strukturen oder die zwischen 1919 und 1954 geschaffenen nationalen Grenzen. Die wichtigste Kontinuität stellt aber der ukrainische Staat selbst dar, dessen Struktur, Funktionsweise und Organe direkt auf die Ukrainische Sowjetrepublik zurückgehen. Die verschiedenen Milieus der spätsowjetischen Gesellschaft haben die Transformation auf unterschiedliche Weise nutzen können. Dies hat nicht zuletzt zu den ausgeprägten sozialen Gegensätzen der Gegenwart beigetragen. Betrachtet man aber einzelne Regionen wie den Donbas oder Polesien, dann erscheint dort das Jahr 1991 weniger als Zäsur, sondern als weitere Etappe eines umfassenden Entwicklungsprozesses. Kontinuitäten bestehen auch im Bereich der Geschichtspolitik. So haben bereits in der Sowjetzeit zahlreiche Akteure Geschichte als Ressource gesehen, um die eigene politische Agenda zu befördern. Schließlich begünstigten die sowjetischen Institutionen eine sprachliche, kulturelle und ethnografische Homogenisierung, ganz ungeachtet ihrer Versprechen, Minderheiten nicht zu marginalisieren. Über die traditionelle Nationalgeschichtsschreibung hinausgehend versuchen die Beiträge dieses Bandes, Licht auf spezifische Probleme der ukrainischen Gegenwart zu werfen.
Nach dem Zusammenbruch der Großreiche am Ende des Ersten Weltkriegs war eine nationalstaatliche Ordnung für Ostmitteleuropa keineswegs alternativlos. Welche Staaten in nationaler oder imperialer Gestalt bestehen würden, war ein Spiel mit offenem Ausgang. Der Tagungsband zeigt an sieben Fallbeispielen, wie lokale Akteure auf rechtliche, politische und militärische Neuordnungen zwischen Ostsee und adriatischem Küstenland Einfluss nahmen. Neue Forschungsansätze beleuchten die Auswirkungen ostmitteleuropäischer Erfahrungen auf die internationale Geschichte der Nachkriegsjahre abseits der Versailler Diplomatie. ; Po upadku imperiów pod koniec pierwszej wojny światowej kształt opartego na państwach narodowych ładu Europy Środkowo-Wschodniej nie był bynajmniej przesądzony. Nie sposób było przewidzieć, które państwa przetrwają w narodowej lub imperialnej postaci. Niniejszy tom pokonferencyjny demonstruje na siedmiu przykładach, jak lokalne podmioty wpływały na tworzenie się nowego ładu prawnego, politycznego i wojskowego od Bałtyku po wybrzeże adriatyckie. Nowe koncepcje badawcze naświetlają skutki środkowo-wschodnioeuropejskich doświadczeń dla międzynarodowej historii lat powojennych z dala od rokowań dyplomatycznych w Wersalu. ; After the collapse of the great empires at the end of World War I, the reorganization of East Central Europe along the lines of nation-states was by no means a foregone conclusion. There was no way to predict which country would survive in a national or imperial form. In seven case studies on countries between the Baltic and the Adriatic Seas, this conference volume discusses the influence of local actors on legal, political and military reorganizations. New research approaches highlight the effects of Eastern European experiences on post-World War I international history far from diplomacy at Versailles.