Institutionelle Ursachen der geringen ökonomischen Forschungsaktivität im deutschsprachigen Raum
In: Kyklos: international review for social sciences, Band 37, Heft 2, S. 223-246
ISSN: 1467-6435
ZISAMMEMFASSIMGAufgrund verschiedener Anzeichen ist zu schliessen, dass bei der ökonomischen Forschung an den deutschsprachigen staatlichen Universitäten ein deutlicher Rückstand besteht gegenüber der internationalen, weitgehend durch amerikanische Wissenschafter geprägten Spitze. Eine Analyse der für die Hochschulprofessoren massgebenden institutionellen Rahmenbedingungen zeigt, dass dies auf eine ungünstige Anreizstruktur zurückzuführen ist. Diese Regelungen wirken sich nämlich im Endeffekt dahingehend aus, dass andere Tätigkeiten (sogenannte ≪Dienstleistungen≫) im Regelfall wesentlich mehr zum Nutzen eines Professors beitragen als die Forschungsarbeit. Dies trifft auch dann zu, wenn bei den nutzenstiftenden Faktoren nicht nur das Einkommen, sondern auch Anerkennung und Befriedigung an der Tätigkeit berücksichtigt werden. Wenn der Staat an seinen Universitäten mehr und bessere Forschung wollte, müsste er demzufolge dafür sorgen, dass wissenschaftliche Arbeit relativ zu anderen Tätigkeiten wieder attraktiver würde. Zur Erreichung dieses Ziels sind grundsätzlich verschiedene Massnahmen denkbar. Bei einer vergleichenden Beurteilung schält sich jedoch als einziger vom Staat tatsächlich steuerbarer und gleichzeitig auch wirkungsvoller Aktionsparameter die Besoldungsregelung heraus: die institutionellen Rahmenbedingungen müssten demnach so umgestaltet werden, dass sich zusätzliche Forschungsarbeit in irgend einer Form auch in zusätzlichem Einkommen niederschlägt.