Tolerante Demokratie: die Bedeutung der Demokratie für die weltanschauliche Neutralität des Staates
In: Demokratie - Kultur - Moderne: Perspektiven der politischen Theorie, S. 187-200
Die Bedingungen für eine theologische Ethik verschärfen sich nach Ansicht des Autors in dreifacher Weise: Zum Ersten, weil der öffentliche Anspruch an Moral und Ethik als integrativer Vermittlungsansatz und Kohäsionskraft von Gesellschaften enorm zugenommen hat; zum Zweiten durch die Ausdifferenzierung der Gesellschaften und zum Dritten, weil gerade den religiös dominanten Kräften unterstellt wird, das gegenseitige Zusammenleben zu behindern. Der Autor behandelt in seinem Aufsatz die weltanschauliche Neutralität des Staates als Thema der Politischen Ethik, da sie das Selbstverständnis neuzeitlicher Staaten und ihrer demokratischen Politiken betrifft. Demzufolge steht der spezifische Zusammenhang von Neutralität, Demokratie und Modernität zur Diskussion. Mit dem Begriff der "toleranten Demokratie" als soziokultureller Lebensform thematisiert der Autor ferner die Notwendigkeit einer doppelten Verankerung in einer Staats- und Gesellschaftsform. Jede politische Ethik muss sowohl als Ethik der politischen Strukturen und Institutionen wie auch als tugendethische Reflexion der politischen Akteure ausgearbeitet werden. Es gilt, eine normativ ausgerichtete Theorie von weltanschaulicher Neutralität zu entwickeln, welche die tolerante Demokratie als bestmögliche Lebens- und Herrschaftsform hervorhebt. (ICI2)