Die Taschenbuchausgabe des 1995 erstmals erschienenen Buches von Karl-Heinz Ludwig wurde um ein Kapitel erweitert, das die Entwicklung im Jahre 1996 schildert. Wer sich über die Geschichte der englisch-chinesischen Verhandlungen und Konflikte um Hongkong, insbesondere über die von Chris Patten eingeleiteten demokratischen Reformen, informieren will, ist mit diesem anschaulich geschriebenen Buch gut bedient. Die weitgehend chronologisch gegliederten Ausführungen eignen sich bestens, um die einzelnen Etappen der Entwicklung nachzuvollziehen, wenn auch die Fülle der Details bisweilen den Blick für die Kernfragen verstellt. Ein Interview mit Chris Patten über dessen Handlungsmotive ergänzt die Darstellung sinnvoll. (DGA-Sch)
Die junge Disziplin Technikgeschichte sollte sich in verstärktem Maße dem Problem der menschlichen Arbeit zuwenden. In diesem Zusammenhang müssen insbesondere die Wechselbeziehungen von technischem Wandel und der Entwicklung der Arbeitsformen erforscht werden. Bislang liegt noch keine angemessene Theorie vor, die Arbeit als funktionale Kategorie im geschichtlichen Prozeß erfassen kann. Betrachtet man beispielsweise die Entwicklung der Arbeitszeit, so läßt sich zeigen, daß im 19. Jahrhundert signifikante Rückschritte zu verzeichnen sind. In Umkehrung einer Entwicklung, die seit dem Mittelalter anhielt, wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die jährliche Arbeitszeit auf über 4000 Stunden erhöht. In Ergänzung vorliegender arbeitsrechtlicher Quellen muß die Technikgeschichte neues Material erschließen, um auch Entwicklungen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit analysieren zu können. Der Verfasser gibt einen knappen Abriß der Entwicklung menschlicher Arbeit vom 6. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg. Unter anderem stellt er fest, daß neuere Spezialuntersuchungen zur Entstehung der Lohnarbeit nicht vorliegen. Schon sehr früh gab es einzelne Bestrebungen, durch technische Hilfen die Arbeit zu erleichteren und auch zu verkürzen. Entsprechende Aussagen aber werden durch fehlende Kenntnisse im Hinblick auf die Entstehung des "Arbeitsplatzes" problematisch. Im Zusammenhang mit der Industriellen Revolution weist der Verfasser darauf hin, daß erstmals nicht nur die menschliche Arbeitskraft, sondern der ganze Mensch dienstbar wurde (Fabrikarbeit). Einleitend verweist der Beitrag auf weitere Untersuchungen zur Entwicklung von Arbeit und Arbeitszeit, die sich im selben Heft der Zeitschrift "Technikgeschichte" finden. (JL)
Ausgehend von Ferdinand Tönnies' Unterscheidung von Gemeinschaft und Gesellschaft beschreibt der Verfasser die Entwicklung des Begriffes "Gemeinschaftsarbeit" seit 1930 und die Entwicklung entsprechender Begriffszusammensetzungen im Dritten Reich. Auch Technik wurde in der nationalsozialistische Ideologie als "Gemeinschaftsarbeit der Rasse" verstanden. Schon Anfang 1933 setzte die NSDAP den Verband Deutscher Ingenieure unter Gleichschaltungsdruck, der bald verschiedene Anpassungen vornahm (Übernahme des "Gesetzes zum Schutze des Berufsbeamtentums" etc.). Im Frühsommer 1933 schlossen sich alle größeren Ingenieurvereine zur "Reichsgemeinschaft technisch-wissenschaftlicher Arbeit" (RTA) zusammen. Die wirkliche Macht über Vereine würde aber 1937 von dem "Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik" (NSBDT) übernommen. In den Publikationen der Ingenieurverbände lassen sich zahlreiche widersprüchliche Aussagen über den Sinn der sogemannten Gemeinschaftsarbeit aufweisen. Einerseits wurde lange darauf beharrt, daß die Arbeit des Ingenieurs nicht für industrielle oder andere Partialinteressen mißbraucht werden dürfte, sondern dem "Volksganzen" zugute kommen müsse, andererseits wurde die wissenschaftlich-technische Arbeit schon bald volkommen in den Dienst der Kriegsvorbereitung gestellt. Die große Bedeutung der Ingenieure in der Kriegswirtschaft wird dargestellt und die Konflikte mit der Militärbürokratie analysiert. Der "Führer der deutschen Technik" Fritz Todt steht exemplarisch für die Einbindung der Ingenieure und ihrer Verbände in die Destruktionspolitik der Dritten Reiches. Als Todt die verhängnisvollen Konsequenzen der NS-Politik erkannte und gegen die Kriegsführung intervenierte, hatte er keine Chancen mehr, Gehör zu finden. (JL)