Kinder mit Migrationshintergrund werden am Ende der Grundschule nicht diskriminiert. Bei gleicher Leistung und Sozialschicht werden sie mindestens so oft ans Gymnasium empfohlen wie ihre Mitschüler ohne Migrationshintergrund. Aber: Die Beurteilungskriterien bei Migranten sind nicht transparent.
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During adolescence, socialization of gender role attitudes (GRA) shifts from parents to peers, friends, and classmates; thus, it takes place primarily in the school context. Accordingly, previous studies identified school-related factors associated to adolescents' GRA. However, little is known about the relative importance of these factors as well as about the factors' differences between females' and males' GRA. This study investigates the relevance of several school factors on adolescents' GRA and gender differences. Using data from the German National Educational Panel Study ( N = 10,866), the results show that attending a higher educational school type, higher classmates' socio-economic background, lower proportion of female classmates, and more egalitarian classmates' GRA are related to more individual egalitarian GRA. Furthermore, the relation between classmates' GRA and individual GRA is more pronounced for males than females. The study further discusses starting points for possible interventions.
ZusammenfassungOb Merkmale der nachbarschaftlichen Wohnumgebung den schulischen Bildungserfolg beeinflussen, wurde in Deutschland bislang kaum untersucht. Epidemische Theorieansätze lassen erwarten, dass Effekte der Wohnumgebung nicht linear sind, sondern erst ab bestimmten Schwellenwerten auftreten. Der Artikel untersucht den Beitrag der Sozialstruktur der Wohnumgebung zur statistischen Erklärung schulischer Kompetenzen. Dabei wird im Gegensatz zu bereits vorliegenden Arbeiten die Konfundierung von Nachbarschaftsmerkmalen mit individuellen, familiären und schulischen Merkmalen berücksichtigt. Als Datengrundlage dienen die querschnittlichen IQB-Bildungstrendstudien 2015 (N = 1467, 9. Klassenstufe) und 2016 (N = 1546, 4. Klassenstufe), die an sozialräumliche Daten des Statistischen Landesamts Bremen gekoppelt werden. Mehrebenenmodelle weisen auf einen Zusammenhang zwischen der sozialen Zusammensetzung der Nachbarschaft und den schulischen Kompetenzen von Heranwachsenden hin, der weitgehend auf die Konfundierung mit individuellen, familiären und schulischen Merkmalen zurückgeführt werden kann. Die Zusammenhänge sind linear und die Effektstärken fallen für beide Jahrgangsstufen ähnlich klein aus. Die Ergebnisse werden mit Blick auf die Folgen sozialräumlicher Segregation für Bildungsungleichheit diskutiert.
Although research indicates that students with immigrant backgrounds often have higher educational aspirations than students without immigrant backgrounds at the same performance level, little is known about the longitudinal development of this difference in aspirations. This article analyzes how idealistic and realistic educational aspirations from Grade 5 until Grade 9 in Germany develop for students from various migrant groups, compared with those without immigrant backgrounds at the same school track and at the same level of school performance. Drawing on different theoretical assumptions, we examine to what extent students (increasingly) adapt their aspirations to their school performance toward the end of compulsory schooling. Our empirical analysis uses data from the first five waves (Grades 5–9; 2010/11–2014/15) of the National Educational Panel Study in Germany ( N = 5,542). Random-effects model results show a positive association between students' school performance and their idealistic and realistic aspirations, and this association tends to increase over time. However, there is no uniform pattern in students' aspiration trajectories. Some migrant groups (Poland, Southern Europe, former Union of Soviet Socialist Republics) have similar aspiration trajectories as students without immigrant backgrounds at the same performance level, while other groups (Turkey, Northern and Western Europe, and others) maintain higher idealistic aspirations. Controlling for school performance, only students of Turkish origin also maintain higher realistic aspirations until Grade 9. These findings allow us to better understand the conditions behind the educational disadvantages of some migrant groups and offer insights into how best to further mitigate inequalities in educational outcomes.
In den letzten Jahren wurden im deutschen Bildungssystem eine Vielzahl an Maßnahmen ergriffen, um Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) umzusetzen. Häufig besteht jedoch Unsicherheit darüber, welche Implikationen sich aus Art. 24 BRK für die Einzelschule ergeben. Im Rahmen des Beitrags geht es um die Frage, inwiefern sich die Umsetzung von Art. 24 BRK durch quantitative und qualitative Formen der Datenerhebung überprüfen lässt. Hierfür werden im Rahmen einer juristischen Interpretation zuerst Anforderungen aus Art. 24 BRK für Deutschland abgeleitet. Im nächsten Schritt wird herausgearbeitet, inwiefern sich diese quantitativ und qualitativ überprüfen lassen. Die empirische Erfassung geht mit einer Vielzahl an Herausforderungen einher, z.B. Entwicklung von Benchmarks, Identifikation von Rechteinhabern. Die Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden bietet jedoch auch viel Potential für eine umfassende Datenerhebung, die sowohl für die schulische Praxis, die Bildungspolitik als auch die Forschung von Relevanz ist.
In den letzten Jahren wurden im deutschen Bildungssystem eine Vielzahl an Maßnahmen ergriffen, um Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) umzusetzen. Häufig besteht jedoch Unsicherheit darüber, welche Implikationen sich aus Art. 24 BRK für die Einzelschule ergeben. Im Rahmen des Beitrags geht es um die Frage, inwiefern sich die Umsetzung von Art. 24 BRK durch quantitative und qualitative Formen der Datenerhebung überprüfen lässt. Hierfür werden im Rahmen einer juristischen Interpretation zuerst Anforderungen aus Art. 24 BRK für Deutschland abgeleitet. Im nächsten Schritt wird herausgearbeitet, inwiefern sich diese quantitativ und qualitativ überprüfen lassen. Die empirische Erfassung geht mit einer Vielzahl an Herausforderungen einher, z.B. Entwicklung von Benchmarks, Identifikation von Rechteinhabern. Die Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden bietet jedoch auch viel Potential für eine umfassende Datenerhebung, die sowohl für die schulische Praxis, die Bildungspolitik als auch die Forschung von Relevanz ist.
Kinder mit Migrationshintergrund werden am Ende der Grundschule nicht diskriminiert. Bei gleicher Leistung und Sozialschicht werden sie mindestens so oft ans Gymnasium empfohlen wie ihre Mitschüler ohne Migrationshintergrund. Aber: Die Beurteilungskriterien bei Migranten sind nicht transparent.
Arbeiterkinder haben fünfmal weniger Chancen auf ein Abitur als Kinder aus sozial privilegierten Schichten. Können die Eltern über die Schulwahl entscheiden, verschlimmert das die soziale Schieflage.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt, Band SP I 2014-504
Mit dem vorliegenden Beitrag zeigen wir, welche Voraussetzungen die "Startkohorte Erwachsene" des Nationalen Bildungspanels (NEPS) bietet, um die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigung zu untersuchen. Im Mittelpunkt stehen zwei Personengruppen: Zum einen Erwachsene, die im Laufe ihrer Schulzeit eine Förderschule besucht haben, zum anderen Erwachsene mit einer formal anerkannten Behinderung. Der Beitrag stellt jeweils die Datenbasis vor, die in der NEPS-Erwachsenenkohorte zur Verfügung steht, um diese Gruppen zu identifizieren, und welche Fallzahlen für Analysezwecke verwendet werden können. Neben einer Darstellung verschiedener demographischer Merkmale werden zudem erste Befunde zu den Bildungsverläufen dieser Personengruppen vorgestellt. Unser Fazit: Auch bei bislang verhältnismäßig geringen Fallzahlen birgt die Erwachsenenkohorte des NEPS bereits zum jetzigen Zeitpunkt durchaus Untersuchungspotenzial für die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen. (Autorenreferat)
Die Untersuchung sozialer Ungleichheiten gehört zum Hauptgeschäft der Soziologie. Viele Ursache-Wirkungs-Mechanismen für Ungleichheitsphänomene sind gut erforscht, zumeist existieren alternative oder komplementäre Erklärungen für vorhandene Ungleichheiten. Aus dem Wissen, wie Ungleichheiten (in bestimmten Kontexten) entstehen, kann allerdings selten abgeleitet werden, wie sie verringert werden können. Mit diesem Papier möchten wir daher zwei komplementäre Analyseperspektiven vorstellen, die notwendige und vielversprechende Untersuchungsrichtungen definieren und zwei Zielrichtungen verfolgen: 1. eine Spezifizierung der Reichweite von ungleichheitsgenerierenden Mechanismen und 2. die Identifizierung von institutionellen Gelingensbedingungen für den Abbau sozialer Ungleichheiten. Letzteres meint, institutionelle Bedingungen zu identifizieren, unter denen ein bekannter Mechanismus nicht mehr wirksam ist oder zumindest abgeschwächt wirkt. Die Analyse von Gelingensbedingungen findet dabei ihren Ausgangspunkt in der Feststellung, dass es häufig einen beachtlichen Anteil an Einheiten einer Population gibt, die zwar der benachteiligten Gruppe angehören, die allerdings - entgegen den theoretischen Erwartungen, die uns von den aus der Forschung bekannten sozialen Mechanismen nahegelegt werden - trotzdem ein positives Ergebnis erzielen (d. h. nicht oder kaum von der jeweils betrachteten Benachteiligung betroffen sind). Das Analysepotenzial dieser Perspektiven ist in der soziologischen Ungleichheitsforschung bisher weitgehend ungenutzt. Die Aufmerksamkeit der soziologischen Ungleichheitsforschung ist auf Intergruppenvergleiche, d. h. auf Unterschiede zwischen Subgruppen von Populationen, ausgerichtet. Die hier vorgestellten Analyseperspektiven des Intragruppenvergleichs und der Suche nach institutionellen Gelingensbedingungen sind nicht nur theoretisch interessant, sondern auch hinsichtlich politischer Implikationen für die Gestaltung bzw. den Abbau sozialer Ungleichheiten. Intragruppenvergleiche und Suche nach institutionellen Gelingensbedingungen klingt dabei leichter gesagt als getan, denn mit ihnen sind sowohl theoretische als auch empirische Herausforderungen verbunden. So stattet uns unser theoretisches Handwerkszeug sehr gut damit aus, Ungleichheiten zwischen Gruppen zu erklären, anders sieht es hingegen aus, wenn es um Ungleichheiten innerhalb von Gruppen geht. Umso größer ist jedoch die Chance, mit diesen Analyseperspektiven auch neue theoretische Beiträge leisten zu können. Gelingt uns diese Perspektivenerweiterung, dann können wir neue theoretische Einsichten - insbesondere hinsichtlich der Universalität und Kontextabhängigkeit von Ungleichheitsmechanismen - gewinnen und zugleich eine stärker policy-relevante Forschung betreiben. Für diese Perspektivenerweiterung möchten wir mit dem vorliegenden Discussion Paper einen Beitrag leisten.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt, Band SP I 2013-501
Die Untersuchung sozialer Ungleichheiten gehört zum Hauptgeschäft der Soziologie. Viele Ursache-Wirkungs-Mechanismen für Ungleichheitsphänomene sind gut erforscht, zumeist existieren alternative oder komplementäre Erklärungen für vorhandene Ungleichheiten. Aus dem Wissen, wie Ungleichheiten (in bestimmten Kontexten) entstehen, kann allerdings selten abgeleitet werden, wie sie verringert werden können. Mit diesem Papier möchten wir daher zwei komplementäre Analyseperspektiven vorstellen, die notwendige und vielversprechende Untersuchungsrichtungen definieren und zwei Zielrichtungen verfolgen: 1. eine Spezifizierung der Reichweite von ungleichheitsgenerierenden Mechanismen und 2. die Identifizierung von institutionellen Gelingensbedingungen für den Abbau sozialer Ungleichheiten. Letzteres meint, institutionelle Bedingungen zu identifizieren, unter denen ein bekannter Mechanismus nicht mehr wirksam ist oder zumindest abgeschwächt wirkt. Die Analyse von Gelingensbedingungen findet dabei ihren Ausgangspunkt in der Feststellung, dass es häufig einen beachtlichen Anteil an Einheiten einer Population gibt, die zwar der benachteiligten Gruppe angehören, die allerdings -entgegen den theoretischen Erwartungen, die uns von den aus der Forschung bekannten sozialen Mechanismen nahegelegt werden- trotzdem ein positives Ergebnis erzielen (d. h. nicht oder kaum von der jeweils betrachteten Benachteiligung betroffen sind). Das Analysepotenzial dieser Perspektiven ist in der soziologischen Ungleichheitsforschung bisher weitgehend ungenutzt. Die Aufmerksamkeit der soziologischen Ungleichheitsforschung ist auf Intergruppenvergleiche, d. h. auf Unterschiede zwischen Subgruppen von Populationen, ausgerichtet. Die hier vorgestellten Analyseperspektiven des Intragruppenvergleichs und der Suche nach institutionellen Gelingensbedingungen sind nicht nur theoretisch interessant, sondern auch hinsichtlich politischer Implikationen für die Gestaltung bzw. den Abbau sozialer Ungleichheiten. Intragruppenvergleiche und Suche nach institutionellen Gelingensbedingungen klingt dabei leichter gesagt als getan, denn mit ihnen sind sowohl theoretische als auch empirische Herausforderungen verbunden. So stattet uns unser theoretisches Handwerkszeug sehr gut damit aus, Ungleichheiten zwischen Gruppen zu erklären, anders sieht es hingegen aus, wenn es um Ungleichheiten innerhalb von Gruppen geht. Umso größer ist jedoch die Chance, mit diesen Analyseperspektiven auch neue theoretische Beiträge leisten zu können. Gelingt uns diese Perspektivenerweiterung, dann können wir neue theoretische Einsichten -insbesondere hinsichtlich der Universalität und Kontextabhängigkeit von Ungleichheitsmechanismen- gewinnen und zugleich eine stärker policy-relevante Forschung betreiben. Für diese Perspektivenerweiterung möchten wir mit dem vorliegenden Discussion Paper einen Beitrag leisten. (Autorenreferat)