Auf Basis der Preise von standardisierten Finanzmarktprodukten wie Zins-Futures und Zinsswaps im Termingeschäft ("Forward Swaps") kann auf die Markterwartungen von Finanzmarktteilnehmern über die zukünftige Entwicklung kurz- und langfristiger Zinsen geschlossen werden. Die abgeleitete Zinsentwicklung lässt auch Rückschlüsse auf die erwarteten geldpolitischen Rahmenbedingungen zu. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass die impliziten Markterwartungen vom konjunkturellen Ausblick der Marktteilnehmer abhängen, der von unserer Einschätzung abweichen kann.
Verl.Beschr.: Rezession, Arbeitslosigkeit, Steuerbelastung, Ölpreis, Zinsentwicklung: Volkswirtschaftliche Themen gehen alle an. Nachrichten über die Konjunktur, die Inflationsrate, die Staatsverschuldung, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die Börse oder den Dollarkurs beherrschen Tageszeitung, Fernsehen und Internet
Innerhalb von zehn Jahren hat sich die finanzpolitische Situation in Deutschland gravierend verbessert. Während 2005 das Budgetdefizit regelmäßig mehr als 3% betrug, werden nun strukturelle Überschüsse erwartet. Neben der außerordentlich günstigen Zinsentwicklung lässt sich ein erheblicher Teil der Konsolidierung auf reduzierte Ausgaben für monetäre Sozialleistungen zurückführen. Die Reformen der sozialen Sicherungssysteme wurden überwiegend in den Jahren 2001 bis 2005 durchgeführt, entfalteten ihre Wirkung aber vor allem in den Folgejahren.
Die äußerst günstigen Finanzierungskonditionen hatten in den 2010er Jahren einen wesentlichen Anteil daran, dass die Bruttostaatsschuldenquote in Deutschland nach der Weltfinanzkrise merklich zurückgeführt wurde. Die Autoren stellen fest, dass es jedoch keineswegs klar ist, wie lange die extreme Niedrigzinsphase andauert, was Fragen der Resilienz der Staatsfinanzen in der längeren Frist aufwirft. Die Folgen einer möglichen Zinswende für die öffentlichen Finanzen hängen maßgeblich von den Ursachen für die zurückliegende Niedrigzinsphase ab. Die in der Studie durchgeführte Szenarioanalyse konzentriert sich auf vier zyklische Einflussfaktoren auf das Zinsniveau: Geldpolitik- und Risikoprämienschock sowie Investitions- und Preisschock. Wird die Zinswende durch Faktoren verursacht, die auch eine höhere makroökonomische Dynamik induzieren, wirkt dies im öffentlichen Budget dem Anstieg der Zinslast entgegen. Die Zinswende stellt in solchen Fällen kein ernsthaftes Problem für die öffentlichen Haushalte dar. Wird die Zinswende durch Faktoren verursacht, die eine makroökonomische Abschwächung induzieren, ergibt sich ein deutlicher Anpassungsbedarf für die öffentlichen Haushalte. Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank derzeit 'zu expansiv' ausgerichtet ist. In einem solchen Szenario befände sich die deutsche Wirtschaft in einem monetären Boom, der bei einer Normalisierung der Zinsen wegfallen würde. Fluktuationen von Vermögenspreisen, die durch Zinsschwankungen hervorgerufen werden, dürften hingegen eine untergeordnete Rolle spielen, da das deutsche Steuer- und Transfersystem in dieser Hinsicht vergleichsweise wenig sensitiv ist. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass sich Immobilienpreisschwankungen nur unwesentlich in Einnahmeveränderungen bei der Einkommensteuer übersetzen. ; The extremely low interest environment during the 2010s has significantly facilitated the reduction of the gross government debt-to-GDP ratio in Germany in the aftermath of the global financial crisis. The authors note that, it is unclear for how long the period of extremely low interest rates persists, bringing the question of longer-term resilience of public finances towards increasing refinancing cost to the fore. The effect of rising interest rates on public finances largely depends on the causes of low interest rates in the recent years. The study focuses on four cyclical factors on the rate of interest and investigates their impact by means of a scenario analysis: monetary policy and risk premia shocks and investment and price shocks. If higher interest rates are the result of stronger economic growth, then the positive budgetary effect of the latter counteract the increasing interest burden. In this case, higher interest rates do not question the resilience of public finances. By contrast, higher interest rates caused by factors that also lead to weaker economic growth imply significant readjustments of public finances, in particular if the ECB's monetary stance turns out to be too loose. In this case, the German economy would currently be under the influence of a monetary boom, the correction of which (i.e. a normalization of interest rates) would trigger a recession. Fluctuations in asset prices caused by interest rate fluctuations are likely to play a minor role, as the German tax and transfer system is comparatively insensitive in this respect. One major reason for this is that property price fluctuations translate only to a small extent into changes in income tax revenues.
Dieser Artikel untersucht die institutionellen Vorbedingungen für das Ausmaß der Auswirkungen der weltweit ansteigenden Kapitalmobilität auf die Unabhängigkeit nationaler Geld- und Finanzpolitik. Insbesondere vor Wahlen ist in vielen Ländern eine expansive Geldpolitik, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Inflations- und Zinsentwicklung, zu beobachtung. Zeitreihenuntersuchungen zeigen, daß dieses "opportunistische" Verhalten der jeweiligen Regierungen um so geringer ausgeprägt ist, je mehr eine Regierung feste Wechselkurse beibehält und je höher die Unabhängigkeit der jeweiligen Zentralbank ausfällt. (SWP-Clv)
In: Afrique 2000: revue africaine de politique internationale ; revue trimestrielle publiée par l'Institut Panafricain de Relations Internationales, Band 6, S. 55-72
Detaillierter Artikel zur externen öffentlichen Verschuldung Zaires. Einleitend werden Entwicklung und Struktur der zairischen Verschuldung seit 1973 nachvollzogen. Besonderheiten liegen hier in dem hohen Anteil kommerzieller Kredite sowie der geringen Verwendung für produktive Investitionen. Der Autor weist in diesem Zusammenhang auf die immensen Folgekosten verschiedener Technologieprojekte (Kraftwerke, Staudämme) hin. Auch werden die Effekte der internationalen Zinsentwicklung und der diversen Abwertungen der Landeswährung auf die nationale Schuldenlast anschaulich dargestellt, die angesichts fortdauernder Kapitalflucht wenig Hoffnung auf Reduzierung erlaubt. (DÜI-Sth)
Der Europäische Rat entscheidet 1998, welche Länder an der 1999 beginnenden Währungsunion teilnehmen werden. Sechs Jahre nach der Unterzeichnung der Maastricht-Verträge steht dem Konvergenzfortschritt bei der Preis- und Zinsentwicklung eine unzureichende Konvergenz bei der Finanzlage der öffentlichen Haushalte entgegen. Die Eingangsvoraussetzungen werden zu einer unüberwindbaren Hürde auf dem Weg zur Eurowährung, wenn der fehlende Konvergenzerfolg darauf zurückzuführen ist, daß die vier Kriterien nicht gleichzeitig erfüllbar sind. Die Arbeit liefert die ökonomische Begründung dafür, warum ein Mitgliedstaat der EU, mit dem Hinweis auf die mit dem verfügbaren wirtschaftspolitischen Instrumentarium nicht lösbaren Konsistenzprobleme der Maastricht-Kriterien, seine Teilnahme an der Einheitswährung in Europa einfordern könnte.