Eine realistische Theorie europäischer Sicherheitspolitik
In: Die neuen deutsch-amerikanischen Beziehungen: nationale Befindlichkeiten zwischen supranationalen Visionen und internationalen Realitäten, S. 163-171
"Alexander Siedschlag identifiziert vielversprechende Instrumente aus der Denkschule des Realismus zur Entwicklung einer realistischen Theorie europäischer Sicherheitspolitik. Am Beispiel der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) verdeutlicht der Autor, dass Staaten selbst im Angesicht gemeinsamer Sicherheitsbedrohungen nur sekundär an kollektiven, politisch bindenden Entscheidungsverfahren interessiert sind und primär Lösungen anstreben, die stets den einzelstaatlichen Handlungskorridor erweitern und nationale Ressourcen schonen oder ergänzen. Die Weiterentwicklung der ESVP scheint aus realistischer Perspektive denn auch nicht auf dem Wege der Supranationalisierung, sondern vor dem Hintergrund eines sicherheitspolitischen Multilateralismus Erfolg versprechend. Dessen Qualität freilich hängt zuvorderst von seiner Leistungsfähigkeit bei der Bearbeitung künftiger Krisenfälle und vom politischen Willen der EU-Mitgliedstaaten ab." (Autorenreferat)