(Re)organising social security: social policy in Europe between territory, legitimacy and identity
In: SEU Working Papers, Band 6
In den jüngeren Debatten werden Wohlfahrtsstaaten häufig mit Nationalstaaten gleichgesetzt und demzufolge einer redistributiven Sozialpolitik auf EU-Ebene aufgrund des fehlenden europäischen Zusammengehörigkeitsgefühls kaum Chancen eingeräumt. Indem abgeschlossene und gegenwärtige Phasen sozialpolitischen Rescalings betrachtet werden, untersucht dieser Beitrag, unter welchen Voraussetzungen es zur Ausweitung des territorialen Rahmens der Organisation von Sozialpolitik kommt und fragt wann, warum und auf welche Art politische, kollektive und individuelle Akteure dazu bereit sind, ihren sozialpolitischen Handlungsrahmen auszuweiten. Mithilfe der diachronen Perspektive kann untersucht werden, wie ein bestimmtes territoriales Prinzip neue Handlungskategorien und Bezugspunkte hervorbringt, die sich ihrerseits wiederum in neue Zugehörigkeitskategorien und Solidaritätstypen übersetzen lassen. Entsprechend werden die Akteursinteressen, Deutungsmuster, Motive und diskursiven Veränderungen analysiert. Die Ergebnisse deuten auf das enge Wechselspiel zwischen politischen und ökonomischen Transformation auf der Strukturebene und dynamischen Referenz- und Handlungsrahmen auf der Mikroebene hin. Statt also am starren Modell nationaler Sicherungssysteme festzuhalten, beleuchtet ein historisch informierter Ansatz den zugleich kreativen und konfliktiven Prozess der Herausbildung sozialpolitischer Handlungsräume.