"In seinem Essay setzt sich der Autor für ein Konzept der auswärtigen Kulturpolitik ein, das an der Frage ausgerichtet ist, welche Leistungen notwendig von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden müssen, um die freie Tätigkeit der Bürger über Grenzen hinaus zu erleichtern oder zu ermöglichen. Dies würde die bisherige Frage nach dem Nutzen für den Staat in den Hintergrund drängen." (Autorenreferat)
Das Verhältnis von Literatur und Auswärtiger Kulturpolitik hat bislang nur wenig Beachtung gefunden. Sicher gilt, dass Auswärtige Kulturpolitik nur in Ausnahmefällen Einfluss auf die Produktion von Literatur zeigt, dafür aber ganz erheblichen auf die internationale Rezeption deutschsprachiger Literatur. Seit 1919 befasst sich eine eigene Abteilung im Auswärtigen Amt mit auswärtiger Kulturpolitik. Deren Ziele sind seither in wechselnden historisch-politischen Konstellationen im-mer wieder neu bestimmt worden, der Ansatz aber blieb weitgehend gleich: Mit deutscher Kultur sollte implizit eine Vorstellung von deutscher Identität, Mentalität oder Gesellschaftsform vermittelt werden. Aktuell geht es um die Herstellung und das Offenhalten von Dialog- und Begegnungsräumen, die ein internationales Miteinander ermöglichen. Im System der Auswärtigen Kulturpolitik verändert sich die Funktionalität literarischer Texte, sie erhalten gleichsam durch den kulturpolitischen Vermittlungsakt eine zusätzliche Bedeutungsaufladung, die der Leser auch realisieren soll. Der Band entfaltet ein breites Spektrum von Fallstudien von der Auswärtigen Kulturpolitik am Hofe Peters I. bis in die Gegenwart und wartet mit Statements hochrangiger Vertreter aus Politik und Mittlerorganisationen auf.
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Deutsche Auslandsschulen wurden zuerst im 16. Jahrhundert von deutschen Auswanderern als Konfessionsschulen, später auch als überkonfessionelle Schulen gegründet. Neben dieser Gruppe der "Volkstums- bzw. Sprachgruppenschule" lassen sich bei den Auslandsschulen der Typ der "bikulturellen und bilingualen Begegnungsschule" und die "Expertenschule" (Deutschsprachige Auslandsschule) unterscheiden. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die deutschen Auslandsschulen als "Instrument der auswärtigen Kulturpolitik" und damit als Repräsentation des "Deutschtums" im Ausland gesehen. Mit Beginn der siebziger Jahre jedoch trat an die Stelle kultureller Selbstdarstellung der Kulturaustausch als Leitlinie auswärtiger Kulturpolitik. Die Enquete-Kommission "Auswärtige Kulturpolitik" favorisiert in ihrem Bericht das Modell der "bikulturellen Schule", dem gegenwärtig die "Begegnungsschulen" am nächsten kommen. Der Verfasser geht abschließend auf die Problematik der Finanzierung der Auslandsschulen und auf die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen deutschsprachigen Staaten ein. (WZ)