Algorithmische Hermeneutik
In: Ansichten der Gesellschaft: Frankfurter Beiträge aus Soziologie und Politikwissenschaft, S. 85-96
Abstract
Der Autor skizziert das Programm einer "algorithmischen Hermeneutik" wie folgt: Die qualitativ-hermeneutische Analyse ist ebenso präzise wie beispielsweise jedes quantitativ-statistische Verfahren. Beide Vorgehensweisen beruhen auf der Anwendung von Algorithmen. Während die quantitativ-statistische Analyse aber so einfach ist, daß sie mit Papier und Bleistift entwickelt werden konnte, kann die algorithmische Feinstruktur der qualitativ-hermeneutischen Analyse wegen der Komplexität des Verfahrens ohne Computer allenfalls nur für einfachste Anwendungen expliziert werden. Wer die Regeln der Interpretation von Texten hinreichend präzisiert, wird notwendig Algorithmen formulieren müssen. Da die Interpretation eines Textes selbst ein Text ist, ist ein hermeneutischer Algorithmus eine Schritt-für-Schritt-Beschreibung des Verfahrens, das zu einem bestimmten Text - dem Ausgangszustand - eine Interpretation im Lichte einer bestimmten Fragestellung - den Endzustand - liefert. Werden solche Regelanwendungen lückenlos genau beschrieben, dann sind sie als Computerprogramm implementierbar. (pre)
Problem melden