Die Polen im Ruhrgebiet bis 1918
In: Moderne deutsche Sozialgeschichte, S. 437-455
Abstract
Der Autor untersucht die wirtschaftlichen und sozialen Ursachen der Ost-West-Binnenwanderung der Polen in das Ruhrgebiet zwischen 1886 und 1918 und legt eine detaillierte Nationalitätenstatistik vor. Die Organisationen und Politik des Polentums und die Rechtsstellung der Polen bilden weitere Schwerpunkte der Untersuchung, die auf der Auswertung ungedruckter archivalischer Quellen und deutsch- und polnischsprachiger gedruckter Quellen sowie von Sekundärliteratur basiert. Das Verhalten der in die Emscherzone einwandernden preußischen Polen kann als typischer Akkulturationsprozeß charakterisiert werden. Der Verfasser geht näher auf die dabei auftretenden Integrationsprobleme ein und beschreibt die Bedeutung des polnischen Vereins- und Gewerkschaftswesens für den Assimilierungsprozeß. Weder deutschen noch polnischen Sozialdemokraten gelang es, unter der stark katholischen und konservativen polnischen Minderheit einen nennenswerten Anhang zu gewinnen. Wenngleich der Paragraph 12 des 1908 erlassenen Reichsvereinsgesetzes ein schweres Hemmnis für das verzweigte polnische Vereinswesen bedeutete, so hat er doch wesentlich dazu beigetragen, das Solidaritätsgefühl der westdeutschen Polen zu stärken und den Assimilierungsprozeß zu verzögern. (KS)
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