Geld als soziales Konstrukt: zur Aktualität von Marx und Simmel
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 23, Heft 3, S. 376-393
Abstract
Der Autor geht von der Annahme aus, daß man der gesellschaftlichen Rolle des Geldes nicht gerecht werden kann, wenn man es nur als Träger eines funktional spezialisierten Subsystems der Gesellschaft definiert. Will man nicht zu kurz greifen, wie etwa Luhmann in seiner Systemtheorie, so muß man das Problem des Geldes auf der Ebene der Gesellschaftstheorie selbst diskutieren. Dies ist bisher nur von klassischen Autoren, allen voran Marx und Simmel, versucht worden. Mit deren Hilfe, so läßt sich mit Grund vermuten, kann der auch dialektische, nicht bloß instrumentelle Charakter der Beziehung ökonomischer Akteure zu dem Medium Geld ein Stück weit geklärt werden. Es geht darum, die von Parsons gezogene Demarkationslinie zwischen Soziologie und Ökonomie gegenläufig zur neoklassischen Offensive mit einem genuin soziologischen Ansatz der Analyse des Geldes zu durchbrechen. Im vorliegenden Aufsatz sollen die geldtheoretischen Analysen von Marx und Simmel konfrontiert, sowie Möglichkeiten einer Verbindung beider geprüft werden mit dem Ziel, Wege zu einer empirisch gehaltvollen Soziologie des Geldes zu finden, mit der die Soziologie womöglich aus ihrer Defensivposition befreit werden könnte. Fazit: die fundamental unterschiedlichen Perspektiven von Marx und Simmel führen beim Versuch, sie zusammenzusehen, zu einer nahezu idealen Ergänzung. Marx gelingt die Klärung der genetischen Aspekte des Geldes als einer sozialen Konstruktion besser. Simmel ist aufschlußreicher, wo es um die Analyse der Rückwirkungen des Geldes auf Gesellschaft und Kultur geht. (prn)
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Sprachen
Deutsch
ISSN: 0340-0425
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