Strategischer Wandel im ukrainischen Geflügelsektor: Vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur
In: Ukraine-Analysen, Heft 259, S. 8-12
Abstract
Mit Beginn der wirtschaftlichen Transformation in den 1990er Jahren ist die Produktion in der ukrainischen Fleischindustrie stark zurückgegangen. Dies hatte zur Folge, dass die Ukraine noch bis Anfang 2010 ein Nettoimporteur von Fleisch und Fleischerzeugnissen einschließlich Geflügelfleisch blieb. Der einzige Bereich in der tierischen Veredelungswirtschaft, der den drastischen Zusammenbruch der Zentralverwaltungswirtschaft überwinden und im letzten Jahrzehnt sogar ein exportorientiertes Wachstum verzeichnen konnte, ist die Geflügelwirtschaft. Damit stimuliert die Geflügelbranche gegenwärtig nicht nur die Entwicklung des ukrainischen Agrar- und Ernährungssektors, sondern auch der gesamten nationalen Wirtschaft. Eine Reihe von Faktoren sind dabei von Bedeutung: Zum einen ist der Geflügelsektor wichtig für die nationale Ernährungssicherheit, da Geflügelfleischprodukte insbesondere für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen die Hauptquelle für tierisches Eiweiß sind. Zum anderen verfügt der Sektor über eine hohe Exportkapazität mit entsprechenden Deviseneinnahmen und hat dank der ausreichenden Verfügbarkeit von einheimischem Getreidefutter (wie etwa Mais und Sojabohnen) einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Darüber hinaus bieten die im Vergleich zur Europäischen Union (EU) oder USA niedrigeren Arbeits-, Material- und Transportkosten zusätzliche Kostenvorteile. Gleichzeitig ermöglicht der gute Zugang zu internationalen Häfen am Schwarzen und Asowschen Meer Aussichten auf weitere Expansion.
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