Thesis2011

Entwicklungstendenzen globaler Produktionsnetzwerke

In: Diplomarbeit

Abstract

Inhaltsangabe: Einleitung: Im Rahmen des Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal beschäftigt sich die vorliegende Diplomarbeit mit der industriellen Organisation der globalen Wirtschaft. Dabei wird insbesondere auf zeitgenössische, global orientierte Wertschöpfungs- bzw. Produktionsnetzwerke eingegangen und untersucht, wie sich derartige Netzwerke in Zukunft entwickeln werden. Die weltwirtschaftliche Entwicklung der letzten zwei bis drei Jahrzehnte ist von einer weit reichenden ökonomischen Globalisierung gekennzeichnet: Liberalisierung und technologischer Fortschritt führen in Verbindung mit internationalen Faktorpreisdifferenzen dazu, dass die industrielle Produktion von Gütern verstärkt in relativ kleine und hoch spezialisierte Einheiten zerlegt und weltweit an die wirtschaftlich günstigsten Standorte verlagert wird. Dies gilt insbesondere für arbeitsintensive Fertigungsschritte, die verstärkt aus Industrieländern in Niedriglohn- und Entwicklungsländer verlagert wurden. Unternehmen sind heute entsprechend ihrer nationalen Wettbewerbsvorteile auf relativ kleine Teile der Wertschöpfung eines Produktes konzentriert, Vor- bzw. Zwischenprodukte eines Unternehmens werden im Rahmen des internationalen Handels auf globaler Ebene vom günstigsten Anbieter beschafft und Endprodukte weltweit vermarktet. Es entstehen globale Produktionsnetzwerke (GPN) auf der Basis von Produktion, Distribution und Konsumption einzelner Produkte. Zielsetzung und Fragestellungen: Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie sich derartige Systeme in Zukunft entwickeln werden und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Ziel ist es dabei – auf der Basis globalwirtschaftlich relevanter Entwicklungstrends – fundierte Aussagen über die zu erwartende, zukünftige Entwicklung von GPN zu machen, wobei die folgende Frage im Mittelpunkt stehen soll: Wie wird sich die industrielle Organisation bzw. Konfiguration globaler Produktionsnetzwerke in den kommenden Jahrzehnten tendenziell entwickeln? Der Ursprung globaler Produktionsnetzwerke ist abhängig von zahlreichen Entstehungsfaktoren, so dass zunächst die relevanten identifiziert werden müssen. Hier gilt es die wichtigsten Dimensionen ökonomischer Globalisierung herauszuarbeiten und zu betrachten, inwieweit diese Faktoren die Entstehung globaler Produktionsnetzwerke begünstigen bzw. fördern. GPN können in diesem Sinne als besondere Ausprägung der Globalisierung betrachtet werden: 'Global Production Networks are remarkable manifestations of globalization that we are just starting to grasp.' Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie solch hochgradig komplexe und dynamische Gebilde aus Unternehmen, Institutionen, Konsumenten, etc. angemessen theoretisch dargestellt werden können. Eine grundlegende Beschreibung der relevanten Strukturen und Prozesse dient als Ausgangspunkt für die Kernfragen dieser Arbeit: Welche Faktoren haben aktuell den größten Einfluss auf die Konfiguration von GPN und wie sieht dieser Einfluss genau aus? Wie werden sich die Strukturen von GPN vor dem Hintergrund dieser Einflüsse mittel- bis langfristig entwickeln? Handelt es sich bei der Aufspaltung und geographischen Verteilung – insbesondere von arbeitsintensiven – Produktionsprozessen tendenziell um einen anhaltenden bzw. unumkehrbaren Trend? Konzeptioneller Rahmen und Aufbau der Arbeit: 'In der heutigen Zeit ist die innere Lage gegenüber dem Betrieb der Wissenschaft als Beruf bedingt zunächst dadurch, dass die Wissenschaft in ein Stadium der Spezialisierung eingetreten ist (…). Nicht nur äußerlich, nein gerade innerlich liegt die Sache so: dass der einzelne das sichere Bewusstsein, etwas wirklich ganz Vollkommenes auf wissenschaftlichem Gebiet zu leisten, nur im Falle strengster Spezialisierung sich verschaffen kann.'. Die enorme Komplexität der globalen Wirtschaft erweist sich schon im Rahmen der Vorbereitung auf diese Arbeit als Herausforderung. Die meisten der einzelnen Elemente, die zur Beschreibung und Darstellung von GPN herangezogen werden, hätten für sich genommen das Potential, im Umfang einer solchen Arbeit untersucht zu werden. Die relativ weit gefasste Fragestellung führt dazu, dass eine Vielzahl von Themenbereichen in die Untersuchung integriert werden muss und eher unspezifische und allgemeingültige Aussagen als Ergebnis zu erwarten sind. Auf das im vorangegangenen Zitat angesprochene, sichere Bewusstsein, etwas Vollkommenes auf wissenschaftlichem Gebiet zu leisten, muss im Hinblick auf die gedankliche Arbeit am vorliegenden Text (leider) verzichtet werden. Dies sollte jedoch kein Grund dafür sein, unnötige Vereinfachungen vorzunehmen, oder auf eine umfassende, theoretische Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema zu verzichten. Um die verschiedenen Akteure und deren vielschichtigen Beziehungen zueinander angemessen darzustellen, birgt das Konzept des Netzwerks das wohl größte Potential. Dieses Konzept ist insbesondere in der Lage, die Vielzahl verschiedener Elemente, deren geographische Verteilung und die vielschichtigen Beziehungen der Netzwerkelemente (Firmen, Konsumenten, Institutionen, etc.) zu berücksichtigen und angemessen abzubilden, während Veränderungen dieser Parameter im Zeitablauf entsprechend modelliert werden können: 'The global production network as proposed here, is a conceptual framework that is capable of grasping the global, regional and local economic and social dimensions of the processes involved in many (though by no means all) forms of economic globalization.'. Diese Arbeit bezieht sich dabei vorrangig auf globale Wertschöpfungssysteme – d.h. systematisch verknüpfte Prozesse zur Produktion bzw. Distribution eines Gutes – und betrachtet diese als ganzheitliche Gebilde. Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet das nächste Kapitel mit einer Betrachtung der Entstehung von GPN auf Basis der wichtigsten Einflussfaktoren ökonomischer Globalisierung. Aufbauend auf diesem grundlegenden Verständnis dient das dritte Kapitel einer ausführlichen, theoretischen Darstellung der wichtigsten Strukturen, Prozesse und Elemente globaler Produktionsnetzwerke. Im vierten Kapitel werden verschiedene, globalwirtschaftlich relevante Entwicklungstrends aufgezeigt und gedanklich auf die Strukturen und Elemente von GPN übertragen. Dabei geht es darum, möglichst fundierte Aussagen über die zukünftig zu erwartende Konfiguration von GPN zu machen. Im darauf folgenden fünften Kapitel wird zur Ergänzung der bisherigen – eher makroökonomisch ganzheitlich orientierten – Betrachtung verstärkt die Perspektive einzelner Unternehmen eingenommen, um aktuelle Verhaltenstendenzen von Firmen im Hinblick auf die Entwicklung von GPN zu untersuchen. Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen, beschreibt die Schwierigkeiten und bietet davon ausgehend Ansatzpunkte für weitere Forschung. Grundlegende Begriffe: In diesem Abschnitt werden zuvor grundlegende und oft benutzte Begriffe kurz erklärt bzw. voneinander abgegrenzt, um das Verständnis der vorliegenden Arbeit möglichst zu erleichtern. Der Begriff der Globalisierung bspw. wird häufig und in vielen Bereichen benutzt, so dass es leicht zu Missverständnissen kommen kann. Im Rahmen dieser Arbeit bezieht er sich vorrangig auf ökonomisch relevante Aspekte, d.h. auf die Liberalisierung des internationalen Handels, eine Ausweitung von internationalen Direktinvestitionen sowie der damit verbundenen Aufspaltung und geographischen Ausbreitung von Wertschöpfungsketten, etc. Soziale bzw. gesellschaftliche Aspekte einer solchen ökonomischen Globalisierung bleiben weitestgehend unberücksichtigt. Darüber hinaus ist die Entstehung globaler Produktionsnetzwerke eng mit großen, international operierenden Firmen, sog. multinationalen Konzernen (MNC) verbunden. Derartige MNC spielen zwar eine wichtige Rolle in Bezug auf GPN, müssen aber klar von diesen abgegrenzt werden, da es sich um grundsätzlich verschiedene Gebilde handelt. MNC bestehen meist aus einer Vielzahl allein stehender, internationaler Direktinvestitionen, ohne dass diese systematisch miteinander verknüpft sind. Auch wenn einzelne Teile multinationaler Konzerne oft die Rolle eines zentralen Unternehmens im Kern von GPN einnehmen, handelt es sich bei globalen Produktionsnetzwerken um weitaus komplexere Gebilde. GPN integrieren alle relevanten Firmen, Institutionen und Konsumenten, etc. die innerhalb eines zusammenhängenden Systems an der Produktion, Distribution und dem Konsum eines bestimmten Gutes beteiligt sind. In Zeiten weit reichender ökonomischer Globalisierung können GPN als wohl effektivste Form industrieller Organisation betrachtet werden: 'The globalization of markets is at hand. With that, the multinational commercial world nears its end, and so does the multinational corporation.'.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbkürzungsverzeichnisIV AbbildungsverzeichnisVI TabellenverzeichnisVII 1.Einleitung1 1.1Zielsetzung und Fragestellungen1 1.2Konzeptioneller Rahmen und Aufbau der Arbeit2 1.3Grundlegende Begriffe3 2.Wichtige Faktoren zur Entstehung globaler Produktionsnetzwerke5 2.1Institutioneller Wandel: Liberalisierung5 2.1.1Internationaler Handel und ausländische Direktinvestitionen6 2.1.2Kapitalfreiheit und Privatisierung8 2.2Technologischer Wandel: Fortschritt9 2.2.1Informations- und Kommunikationstechnologien10 2.2.2Logistik- und Transportdienstleistungen11 2.3Industrieller Wandel12 2.3.1Globalisierung des Wettbewerbs13 2.3.2Aufspaltung und räumliche Verteilung der Wertkette13 2.3.3Organisationale Integration als Wettbewerbsfaktor15 2.4Globale Unterschiede15 2.4.1Theorie der komparativen Kostenvorteile15 2.4.2Vertikale Spezialisierung16 3.Das Wesen globaler Produktionsnetzwerke18 3.1Rahmenkonzepte18 3.1.1'Global Commodity Chains'18 3.1.2'Global Value Chains'21 3.1.3'Global Production Networks'24 3.2Strukturen und Prozesse globaler Produktionsnetzwerke25 3.2.1Transformationsprozesse und Wertschöpfungsstrukturen27 3.2.2Zirkulationsprozesse – Informations-, Güter und Finanzströme29 3.2.3Machtstrukturen, externe Einflussnahme und internationale Standards31 3.2.4'Social Embeddedness' – Soziokulturelle Einbettung der Akteure33 3.3Akteure und Gruppen innerhalb globaler Produktionsnetzwerke36 3.3.1Unternehmen37 3.3.2Multinationale Regulierungssysteme, Staatenbünde und Nationalstaaten38 3.3.3Arbeit, Konsumenten und zivile Organisationen40 4.Wichtige Einflussfaktoren und Entwicklungstendenzen globaler Produktionsnetzwerke42 4.1Auswirkungen der globalen Finanzkrise42 4.1.1Nachfrageeinbrüche und Kollaps des internationalen Handels43 4.1.2Engpässe bei der Kreditfinanzierung45 4.1.3Globale Produktionsnetzwerke während der globalen Finanzkrise47 4.2Ökologische Einflussfaktoren und Trends50 4.2.1Klimatische und wetterbedingte Einflüsse auf GPN51 4.2.2'Peak Oil' – Globales Ölfördermaximum54 4.3Politische Einflussnahme und Regulierung59 4.3.1Umweltpolitische Einflüsse - Klimaschutz59 4.3.2Soziopolitische Einflüsse – Strengere Arbeits- und Sozialstandards63 5.Rückverlagerungen deutscher Unternehmen und Erhöhung der Fertigungstiefe68 5.1Probleme der Produktionsverlagerung und das Phänomen der Rückverlagerung68 5.2Rückverlagerungen deutscher Unternehmen70 5.3Erhöhung der Fertigungstiefe zur Steigerung der Produktivität72 6.Fazit74 6.1Darstellung und Zusammenfassung der Ergebnisse74 6.2Probleme und Implikationen bzw. Ansätze für weitere Forschung77 Literaturverzeichnis79Textprobe:Textprobe: Kapitel 3, Das Wesen globaler Produktionsnetzwerke: Jede Modellierung der zeitgenössischen globalen Wirtschaft, die über das rein Vordergründige hinausgehen soll, muss in der Lage sein, die komplexen Aktionen sowie Interaktionen einer Vielzahl von Institutionen und Akteuren widerzuspiegeln, welche multiskalar, im Rahmen dynamischer und asymmetrischer Machtbeziehungen aufeinander einwirken. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass materielle ökonomische Prozesse (Produktion, Distribution, Konsum) jeweils in ein Set von weiteren Umweltebenen eingebettet sind und ggf. beeinflusst werden. Um die komplizierten Strukturen, Wechselwirkungen bzw. Rückkopplungen und die geographische Verteilung von ökonomischen Prozessen zu erfassen, erscheint das Konzept des Netzwerks, insbesondere des globalen Produktionsnetzwerks als nützlich: 3.1, Rahmenkonzepte: Um das Wesen globaler Produktionsnetzwerke zu verstehen und darzustellen, werden im Rahmen dieses Abschnitts zunächst grundlegende Theorieansätze erläutert, die in gewissen Teilen ergänzend aufeinander aufbauen: (1.) 'Global Commodity Chains' bzw. der GCC- Ansatz, (2.) 'Global Value Chains' bzw. der GVC- Ansatz sowie (3.) 'Global Production Networks' bzw. der GPN- Ansatz, wobei der Fokus dieser Arbeit auf letzterem liegt. Den Kern der Untersuchung bilden in allen drei Fällen global verknüpfte Unternehmensaktivitäten und Transaktionen, die mit der Produktion, Distribution und dem Konsum eines bestimmten Gutes verbunden sind. Die genannten Konzepte werden kurz vorgestellt und gegeneinander abgegrenzt, um die Merkmale, die konzeptionellen Vorteile und die Notwendigkeit des GPN- Ansatzes zu verdeutlichen. Im Anschluss daran werden Strukturen, Prozesse und Akteure globaler Produktionsnetzwerke explizit herausgearbeitet. 3.1.1, 'Global Commodity Chains': Direkte Vorgänger des 'Global Commodity Chain'- Ansatzes betrachten Güterketten – d.h. Produktion, Distribution und Konsum – eines Gutes nicht als lineare bzw. sequenzielle Abfolge wertschöpfender Aktivitäten, sondern vielmehr als ein Netz ineinander verwobener Prozesse, Relationen und Arbeit: 'Take an ultimate consumable item and trace back the set of inputs that culminated in this item – the prior transformations, the raw materials, the transportation mechanisms, the labor input into each of the material processes, the food inputs into the labor. This linked set of processes we call a commodity chain.'. Darauf aufbauend wurde von den Autoren Gereffi et al. 1994 das GCC- Konzept ausgearbeitet, welches sich auf empirische Untersuchungen global orientierter Wirtschaftszweige stützt. Die Autoren versuchen, die Gesamtheit aller Akteure zu erfassen, die an der Produktion eines bestimmten Gutes beteiligt sind, und die Beziehungen zwischen diesen Beteiligten abzubilden. GCCs beschreiben funktional integrierte und geographisch verteilte Systeme der Produktion, die sich aus der Globalisierung ökonomischer Austauschbeziehungen ergeben. 'Global Commodity Chains' werden definiert, als Ansammlungen interorganisationaler Netzwerke um eine bestimmte Ware herum, durch die Haushalte, Unternehmen und Staaten innerhalb der Weltwirtschaft miteinander verbunden sind. Diese Netzwerke sind situationsabhängig, gesellschaftlich bedingt und lokal integriert, was die soziale Einbettung ökonomischer Organisation unterstreicht. Spezifische Prozesse bzw. Segmente der Kette können durch Knoten repräsentiert werden, die innerhalb eines Netzwerks miteinander verbunden sind, wobei eine Aneinanderreihung von Wertschöpfungsaktivitäten den Kern bildet. Das GCC- Konzept befasst sich dabei weniger mit der Betrachtung ganzheitlicher Strukturen des globalen Kapitalismus, als viel mehr mit den Organisationsstrukturen zeitgenössischer globaler Industriezweige. Die Autoren sind vor allem daran interessiert, wie insbesondere zentrale Unternehmen innerhalb einzelner Industriezweige, andere Akteure sowie die Struktur bzw. Konfiguration der für sie relevanten Netzwerke beeinflussen können. Herrschaftsstrukturen, wie bspw. rechtliche Machtbefugnisse oder Beziehungsmacht bilden in diesem Konzept ein Schlüsselelement zur Beeinflussung der Allokation von materiellen bzw. finanziellen Ressourcen innerhalb der 'Global Commodity Chains'. Gereffi und seine Mitautoren differenzieren zwei grundlegende Herrschaftsstrukturen im Hinblick auf zentrale Unternehmen in GCCs: (1.) 'Producer- driven' GCCs; und (2.) 'Buyer- driven' GCCs. 'Producer-driven' GCCs beziehen sich auf Industriezweige, in denen Großkonzerne oder andere hochgradig integrierte Industrieunternehmen die zentrale Rolle bei der Kontrolle der Produktionssysteme spielen. Dies ist vor allem bei kapital- und technologieintensiven Produkten der Fall, wie z.B. bei Flugzeugen oder Computern. Einzelne Komponenten werden weltweit an den wirtschaftlichsten (oft konzerneigenen) Produktionsstandorten gefertigt und zu einem Endprodukt zusammengesetzt, wobei die Koordination der Produktionskette von der Konzernleitung des führenden Unternehmens (bspw. 'General Motors' oder 'IBM') ausgeht. Im Gegensatz dazu beschreiben 'Buyer-driven' GCCs Branchen, in denen große Einzelhändler und Handelsunternehmen die führende Rolle beim Aufbau globaler, dezentralisierter Produktionssysteme einnehmen (z.B. 'Wal-Mart' oder 'Nike'). Vor allem in Bereichen arbeitsintensiver Konsumgüter, wie z.B. Bekleidung, Spielzeug, Haushaltselektronik oder Sportschuhe, haben sich diese Systeme durchgesetzt. Einzelhandelsunternehmen geben detaillierte Produktspezifikationen vor und koordinieren Produktionsmengen sowie den Strom der Güter bis zum Konsumenten, wobei unabhängige Firmen – im globalen Wettbewerb – die Produkte bzw. Konsumartikel herstellen. Im Gegensatz zu 'Producer-driven' GCCs (überwiegend internes Netzwerk) betreiben die zentralen Unternehmen in 'Buyer-driven' GCCs meist keine eigenen Produktionsanlagen, sondern konzentrieren sich auf die Koordination externer Produktion sowie das Design und Marketing der Produkte, die sie vertreiben (externes Netzwerk). Diese eher statische Differenzierung in 'Producer-driven' und 'Buyer-driven' GCCs ist zwar hilfreich, um ein grundlegendes Verständnis der industriellen Organisation global orientierter Wirtschaftszweige zu erlangen, doch ist sie nicht in der Lage die Dynamik aktueller Globalisierungstendenzen zu erfassen. Durch radikale Konzentration auf Kernkompetenzen und damit einhergehende vertikale Desintegration hat sich das Wesen von 'Producer-driven' GCCs fundamental verändert. In den meisten global orientierten Industrien hat sich ein Trend zum Aufbau externer Netzwerke herausgebildet, wobei die Variante der 'Buyer-driven' GCCs nicht in der Lage ist, die Vielzahl dieser Netzwerke adäquat zu erfassen. Auf Basis des 'Global Commodity Chain'- Konzepts wurde so ein neuer, dynamischer Ansatz entwickelt, der besser geeignet ist zeitgenössische, globale Industriestrukturen abzubilden: Der 'Global Value Chain'- Ansatz.

Sprachen

Deutsch

Verlag

Diplom.de

ISBN

3842811217, 9783842811218

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