Die "saubere" Atombombe. Die Bedeutung der Neutronenwaffe als Projektionsfl äche im Kalten Krieg / The "Clean" Atomic Bomb. The Signifi cance of Neutron Weaponry as a Projection Screen during the Cold War
In: Technikgeschichte, Band 86, Heft 4, S. 297-332
Abstract
Die umgangssprachlich als "Neutronenbombe" bezeichnete Enhanced Radiation Weapon war von Ende der 1970er bis Beginn der 1980er Jahre eines der zentralen Themen der sicherheitspolitischen Debatte. Während die zeithistorische Forschung die Neutronenwaffe bislang nur in geringem Maße und mit einem Fokus auf die diplomatischen Auseinandersetzungen über ihre Produktion bearbeitet hat, argumentiert dieser Beitrag, dass die Neutronen- waffendebatte einen eigenen Forschungsgegenstand darstellt.
Die für Laien schwer verständliche Wirkungsweise der Neutronenwaffe, kombiniert mit einer frühzeitig einsetzenden Propaganda gegen ihre Produktion, trug maßgeblich dazu bei, dass sich die neue Waffentechnik zu einer Projektionsfläche im Kalten Krieg entwickelte. Dadurch avancierte die "Neutronenbombe" für einige Jahre zu einem zentralen Symbol für Technikängste und Modernitätskritik, das zusätzlich anschlussfähig an antiamerikanische, antimilitaristische und antikapitalistische Motive war. Vor diesem Hintergrund wird im Beitrag die Rolle, die die Auseinandersetzung mit der Neutronenwaffe für die Friedens- und Umweltbewegung und innerhalb der Populärkultur spielte, analysiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Zusammenhang zwischen der Vermittlung neuer Waffentechniken von Seiten der Politik und des Militärs und deren Akzeptanz in der Zivilbevölkerung.
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