Zur subjektiven Bedeutung der Erwerbsarbeit für Industriearbeiterinnen: eine Literaturstudie
In: Frauenforschung: Informationsdienst d. Forschungsinstituts Frau und Gesellschaft, IFG, Band 1, Heft 3/4, S. 37-57
ISSN: 0724-3626
Die Verfasserin unternimmt eine sekundäranalytische Auswertung neuerer empirischer Untersuchungen zum Thema Lebens- und Arbeitsbedingungen von Industriearbeiterinnen. Es handelt sich hierbei um Untersuchungen des SOFI Göttingen (Lappe u.a., 1978; Weltz u.a., 1978), des Instituts für Sozialforschung Frankfurt (Eckart u.a., 1979) und des Psychologischen Instituts der Universität Hannover (Becker-Schmidt u.a., 1983). Alle berücksichtigten Studien gehen bei der Untersuchung der subjektiven Bedeutung der Erwerbsarbeit für Fabrikarbeiterinnen über eine auf die Arbeitsbedingungen reduzierte Problemsicht hinaus und zielen in ihrer Perspektive auf den "gesamten Lebenszusammenhang der Arbeiterinnen". In der Frankfurter Studie hat der familiale Lebenszusammenhang den "Stellenwert eines primären Orientierungsfeldes für Arbeiterinnen", wodurch die Fabrikarbeit auf eine Funktion als "Quelle des Lohnerwerbs" reduziert wird und "positiv-ambivalente Einstellungen" der Arbeiterinnen zu ihrer Arbeit nur in einem "negativen Bedeutungszusammenhang" interpretiert werden können ("familienbezogener Instrumententalismus"). Demgegenüber weisen die anderen Studien auf "Brechungen einer dominanten Familienorientierung" und eine Tendenz zu einer "grundsätzlichen Doppelorientierung auf Familie und Beruf" hin. In diesen Studien wird deutlich, daß der Erwerbsarbeit eine eigenständige Bedeutung hinsichtlich der Sicherung finanzieller Unabhängigkeit, der Möglichkeit sozialer Kontakte und der Befriedigung von "Bewältigungs- und Anerkennungsbedürfnissen" zugeschrieben wird. (IB)