Kritische Beurteilung des bisherigen entwicklungspolitischen Denkens, das sozio-kulturelle Faktoren nur am Rande miteinbezog. Kulturelle Aspekte müssen gleichgewichtige Planungsgrundlage neben ökonomischen und technischen Aspekten sein. Vorschläge für die theoretische und praktische Aufarbeitung dieses Problemfeldes. (Überarbeitete Fassung eines Vortrags des Verfassers im Jahre 1983). (Fwr)
Zusammenfassung. In der Studie wird untersucht, inwiefern gegenwärtig existierende soziokulturelle Vorstellungen zu körperlicher Attraktivität und Schlankheit sowie daraus resultierend Erwartungen zu (gezügeltem) Essen und (niedrigem) Gewicht via intrafamilialer Vorgänge an Kinder (hier: Töchter) vermittelt werden, wodurch bei diesen Essstörungssymptome begünstigt werden könnten. Vorangegangene Studien belegten zum einen die Rolle der mütterlichen Modellwirkung, zum anderen Ermahnungen an die Tochter oder zum dritten allgemeine, indirekt an die Töchter adressierte Äußerungen zum schlanken Aussehen. In dieser Studie wurden ausgehend von einer Basisstichprobe von knapp 500 jungen Frauen (M = 21.5 Jahre) zwei Gruppen gebildet (1) N = 37 Pbn mit klarer Essstörungssymptomatik, (2) N = 44, die eindeutig keine Essstörungssymptome aufwiesen. Diese erteilten auch die Erlaubnis zu einer Untersuchung der Mutter (Rest: Uneindeutig zuordenbar oder keine Erlaubnis). Analysierte Zielmerkmale (Zeitrahmen: Alter der Tochter 14-18 J.) waren (a) "Vorgelebte Figurunzufriedenheit und strenges Gewichtsregulationsverhalten" (nur bei Müttern untersucht) sowie (b) "Soziokulturelle Vorstellungen zu Schlankheit" und (c) "Ermahnungen bzgl. Essen, Gewicht und Figur". Merkmal (b) und (c) wurde zum einen bei den Müttern erhoben, zum anderen wurden Töchter befragt, wie sie ihre Mütter in (b) und (c) damals wahrnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Mütter von Töchtern mit einer heutigen Essstörungssymptomatik im Jugendalter der Töchter ein ausgeprägtes Muster an Einstellungen/Verhaltensweisen und Sprachäußerungen in Richtung soziokultureller Schlankheits- und Gewichtsvorstellungen aufwiesen. Sie unterschieden sich hierin deutlich von Müttern von Töchtern ohne Essstörungssymptomatik. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass neben anderen Bedingungsfaktoren auch ein übertriebenes und einseitiges Muster an schlankheits-, essens- und gewichtsbezogenen Erziehungseinflüssen zu einer späteren Essstörungssymptomatik führen kann. Intrafamilial übernommene und weitergegebene Normvorstellungen und spezifische Erwartungen könnten somit als Risikofaktoren auch für klinisch manifeste Essstörungen im engeren Sinne in Betracht kommen.
Die Autorin untersucht die Bedeutung von Kultur, Sprache und sozioökonomischen Faktoren im Frage-Antwort-Prozess bei allgemeinen Gesundheitssurveys. Sie stellt hierzu zwei Forschungsprojekte mit kognitiven Interviews vor, die zum einen in der ländlichen Region des Mississippi im Januar 2002 und zum anderen in Hyattsville und Northwest Ohio im Sommer 2003 durchgeführt worden sind. Sie verdeutlicht anhand von Beispielen, dass psychologische Modelle des Frage-Antwort-Prozesses nicht vollständig umfassend sind, dass der soziale Kontext den Prozess beeinflusst, in welchem der Teilnehmer auf eine bestimmte Frage antwortet und dass dies Auswirkungen auf die Qualität und die Nutzbarkeit der Erhebungsdaten hat. Die Autorin möchte mit ihren Ausführungen insbesondere eine größere Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang zwischen Antwortfehler und der sozialen Lage des Befragten lenken. (ICI)
2: Sozio-kulturelle Fragen in der Entwicklungspolitik. Sozio-kulturelle Kurzanalysen ausgewählter Länder. / Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit. - 1995. - 67 S. : zahlr. Lit. - (Entwicklungspolitik : Materialien ; 93). - ISBN 3-923343-17-5
In seinem Beitrag untersucht der Autor ausgehend vom historischen Kontext einerseits, welche soziokulturellen Faktoren für die Gestaltung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes zwischen Deutschland und den Niederlanden von Bedeutung sind. Andererseits wird das Wechselspiel von regionalspezifischen und landesweiten Entwicklungsaspekten und deren Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte in einzelnen Grenzabschnitten beider Länder erörtert. Neben der Ausarbeitung einer Typologie der Grenzregionen im Kontext ihrer Verkehrsbeziehungen werden integrationsfördernde und -hemmende Faktoren in den deutsch-niederländischen Grenzregionen analysiert. Aus der Analyse der Regionalstrukturen im Grenzgebiet zieht der Autor regionsspezifische Schlussfolgerungen für die grenzüberschreitenden Arbeitsmärkte. (prh)