Der Irak und der Golfkrieg: regionale Faktoren der irakischen Invasion Kuwaits
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 7/8, S. 3-11
ISSN: 0479-611X
"Der irakischen Einverleibung Kuwaits (Einheit von Irak und Kuwait als erste Stufe zur arabischen Einheit) lagen nüchterne ökonomische und geopolitische Ursachen zugrunde. Es ging um finanzielle Ansprüche des durch den Iran-Irak-Krieg mit 70 Milliarden US-Dollar verschuldeten Iraks und um die Forderung des Aggressor-Staates nach einem für den Aufbau eines Tiefwasserhafens geeigneten Zugang zum Golf. Der Panarabismus Saddam Husseins wurde nach der Invasion Kuwaits ideologisch um weitere Aspekte bereichert: der politische Islam (Aufruf zum Jihad/Heiligen Krieg gegen den Westen) und die Bindung der Kuwait-Frage an die Palästina-Frage (die israelisch besetzten Gebiete). Dadurch konnte Saddam Hussein gleichermaßen bei den islamischen Fundamentalisten und den Palästinensern große Zustimmung und Popularität erlangen. Innenpolitisch ist der Konflikt im Kontext der Etablierung der totalitären Baath-Herrschaft im Irak zu sehen, während er regional in den Zusammenhang der Bemühungen des Iraks, die pan-arabische Führung nach dem Abstieg Ägyptens zu übernehmen, einzuordnen ist. Neben diesen innenpolitischen und regionalen Faktoren trug die Auflösung der Nachkriegsweltordnung zu der Entstehung einer irakischen Illusion bei, daß die Welt tatenlos der irakischen Annexion Kuwaits zusehen würde. Auch glaubte Saddam Hussein, daß trotz dieser Veränderung die Sowjetunion nach wie vor auf irakischer Seite gegen die USA stehen würde. Der Helsinki-Gipfel brachte eine Ernüchterung für die irakische Führung." (Autorenreferat)