Ziel des Beitrags ist es aufzuzeigen, wie Kultur als Analysekonzept zur Erfassung und Beschreibung des Wesens des Militärs fruchtbar gemacht werden kann. Ein kulturbezogener Analyseansatz ermöglicht es, die ungeschriebenen Gesetze des militärischen Feldes zu bestimmen. Die Verfasser stellen Ansätze aus den Bereichen Ethnologie und Soziologie vor. Jeder Abschnitt widmet sich aus der Sicht der entsprechenden Fachdisziplin zunächst dem Kulturkonzept im Allgemeinen und dann dem Konzept von Organisationskultur im Besonderen, um schließlich die Anwendbarkeit dieser Konzepte auf das Militär zu prüfen. Abschließend wird vergleichend erörtert, welche Erkenntnis leitenden Ergebnisse für die Untersuchung der Militärs die ethnologische und die soziologische Perspektive jeweils liefern können. (ICE2)
Eine kulturphilosophische Annäherung an den Krieg. Es ist, als wäre der Andere schon deshalb als Anderer nötig, um, wie Sartre gesagt hat, >im Hass uns selbst zu begründen<. Liedl, der die paradoxe Logik des feindlichen Miteinander schon in mehreren Publikationen zur Reconquista - der frühneuzeitlichen Auseinandersetzung zwischen Arabern und Spanien auf der iberischen Halbinsel - verfolgt hat, skizziert nun mit Kollegen diese These auch anhand anderer Phänomene der europäischen Geschichte. Hass und Feindseligkeit, Rachsucht und Feigheit, List und Überläufertum sind oft verdrängte Handlungsmotive in der geschichtlichen Entwicklung. Die nietzscheanisch-philosophische Auseinandersetzung mit diesen Facetten des Kriegs versteht sich als Aufklärung mit dem Ziel, durch Reflexion die militärische Zuspitzung zu erübrigen. Biographisches: Gottfried Liedl ist Philosoph und unterrichtet am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien. Mehrere Publikationen bei Turia + Kant
"Es wird von drei Thesen ausgegangen: -Über das, was Tradition ist, haben zunächst die Betroffenen selbst zu befinden; im vorliegenden Fall also die Soldaten in der Bundeswehr. Erst auf einer weiteren Stufe kann und muß demokratische Öffentlichkeit entscheiden, welche Elemente militärischer Tradition sie integrieren will, bloß tolerieren kann oder strikt ablehnen muß. -Das Spannungsverhältnis zwischen demokratischen Prinzipien und den Funktionsbedürfnissen bewaffneter Macht ist unaufhebbar und nur durch Kompromisse zu vermitteln. Der Versuch, dieses Spannungsverhältnis aufzuheben und eine Identität herzustellen, würde entweder in einen pseudo-demokratisch-militanten Totalitarismus münden oder die militärische Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. -Das Verhältnis Demokratie als "progressive" Größe an sich zur Tradition muß an der Frage überprüft werden, inwieweit auch Überlieferungselemente stabilisierende Wirkung für eine demokratische Ordnung haben. Von diesen Fragestellungen aus wird das Konzept der Politischen Kultur vorgestellt und die Tradierung von Werten in der politischen Sozialisation angezeigt. Anschließend werden nach Darstellung der Positionen in der Traditionsdiskussion die alternativen Konzepte zum Traditionsverständnis und Formen der Manifestation der Traditionspflege in der Bundeswehr erläutert. Es wird für ein Traditionsverständnis plädiert, das auf historischem Problembewußtsein - strukturiert durch die "Deutsche Frage" - aufbaut. Darauf bezogen sollen Beispiele soldatischer Traditionswerte in einer "Fallsammlung" entwickelt werden. Kriterium ist die Bewährung gegenüber zeitlos gültigen menschlichen Werten und demokratischen Prinzipien." (Autorenreferat)