Ansatzpunkte für eine gesellschaftliche Ressourcenpolitik "Post Corona": Politikpapier - Teilergebnisse aus dem Projekt "Trendradar Ressourcenpolitik: Sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Treiber der Ressourcennutzung und Potenziale nicht-technischer Maßnahmen und Instrumente der Ressourcenschonun...
In: Texte 2020, 182
In: Ressortforschungsplan des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Die Covid-19-Pandemie in der ersten Hälfte des Jahres 2020 hat das Alltagshandeln und Alltagsdenken der Menschen in Deutschland massiv beeinflusst. Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt im Rahmen des Projekts "Trendradar Ressourcenpolitik" eine zusätzliche qualitativ-empirische Studie in Auftrag gegeben, in der Auswirkungen der Corona-Krise auf ökologische Themen im Allgemeinen und auf die Einschätzung von im Projekt für die Ressourcenpolitik relevante Trends im Besonderen untersucht werden sollten. Es zeigt sich, dass einzelne Trend-Aspekte – vor allem vor dem Hintergrund einer krisenbedingten'neuen Nachdenklichkeit' beziehungsweise verstärkten Reflexivität im Alltag unter neuen Perspektiven gesehen werden. Vor allem die Potenziale der Digitalisierung werden neu eingeschätzt. Daneben werden die Möglichkeiten einer Abkehr vom motorisierten Individualverkehr skeptischer betrachtet, von vielen aber vor allem vor dem Hintergrund der Überlastung des Straßenverkehrsnetzes weiter als notwendig erachtet. Vielfach werden ein verbesserter sozialer Zusammenhalt und mehr Solidarität in der Gesellschaft beobachtet, woraus auch neue Chancen für ein gemeinsames, im Sinne zukünftiger Generationen solidarisches, d.h. nachhaltiges Handeln abgeleitet werden. Bemerkenswert sind Erfahrungen mit der plötzlichen Entschleunigung des Alltags, die während des Lockdowns gemacht wurden und Zeitsouveränität und Zeitwohlstand in einem neuen Licht erscheinen lassen. Außerdem entsteht ein neuer Alltagsmythos: Die "gesundete Umwelt": Gleichzeitig sind ausgeprägte Sorgen bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise festzustellen, angesichts derer die Prioritäten zwischen Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit – einschließlich der sich daraus ergebenden Dilemmata - neu bewertet werden. Insgesamt hat dabei die Corona-Krise bis dato zu keinen grundlegenden Veränderungen im Alltagsbewusstsein und in den alltäglichen Verhaltensdispositionen geführt. Sie hat aber vorher schon vorhandene kognitive Dissonanzen, konative Dilemmata und emotionale Konflikte weiter verschärft – und führt dazu, dass sich die diesbezüglichen Diskurse zuspitzen. Gleichzeitig sind die Menschen offener für neue Perspektiven geworden und die Bereitschaft, sich mit neuen Problemlösungsansätzen zu beschäftigen, ist gestiegen. Für die Nachhaltigkeits- und Ressourcenpolitik ergeben sich daraus unterschiedliche konzeptionelle und kommunikative Ansätze sowie eine besondere Dringlichkeit, jetzt zu intervenieren.