Protestantismus und Arbeiterbewegung
In: Arbeiterbewegung - Kirche - Religion, S. 164-180
Anhand von Zahlenmaterial beschreibt der Autor zunächst die protestantischen Erneuerungsbewegungen des 19. Jh., die auch bei der Entstehung der Arbeiterbewegung von Bedeutung waren. Hieran schließen sich Ausführungen zur Organisationsart der protestantischen Arbeitnehmerschaft bis zur Gegenwart, zur 1928 gegründeten protestantisch-christlichen Arbeiterinternationale (P.C.A.I.) und zur Bedeutung des Protestantismus innerhalb der Arbeiterbewegung. Allgemein ist die protestantische Erneuerungsbewegung charakterisiert durch die Ablehnung revolutionärer Ideen, ihr Auftreten gegen die Folgen der industriellen Revolution und Eintreten für den Versöhnungsgedanken, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinschaftlich zu einer Verbesserung der sozialen Situation bewegen will. Letzteres spiegelt sich organisatorisch in sogenannten Besinnungsorganisationen wider, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. von Gewerkschaftsorganisationen abgelöst wurden. Dargestellt wird vor allem die organisatorische Entwicklung in den Niederlanden bis zu Gründung von internationalen Gewerkschaftsorganisationen im Jahre 1981, wobei sich die P.C.A.I als eine Besinnungsorganisation mit reformerischen Wurzeln entwickelte. Der Protestantismus ist zum einen ein Sammelbegriff für verschiedene religiöse Richtungen und besitzt zum anderen Gemeinsamkeiten, die sich in drei verschiedene Formen von Inspiration unterteilen lassen: religiöse, emanzipatorische und Gemeinschaftsinspiration. Beschränkt auf den calvinistischen Teil des Protestantismus in den Niederlanden hat sich für den Autor dessen Einfluß auf die Arbeiterbewegung niedergeschlagen in der Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Staat, dem Respekt vor Herrschaft und der Unabhängigkeit der Gewerkschaftsbewegungen von Staat, politischen Parteien und Kirchen. (ICK)