Räumliche Distanz und soziale Ungleichheit bei der Hochschulwahl in Frankreich
In: Der Hallesche Graureiher 2017, 1 [revidierte Fassung]
In Kontinentaleuropa gehört Frankreich zu den Ländern, die eine lange Tradition von vertikaler Differenzierung im Hochschulsystem aufweisen. Unterschiede im französischen Hochschulangebot sind eng an eine räumliche Verteilungsstruktur gekoppelt, sodass bei entsprechendem Studienwunsch an einer bestimmten Hochschule gewisse Entfernungen zurückgelegt werden müssen. Hierzu wird die Hypothese entwickelt, dass Angehörige höherer Sozialschichten und mit guten schulischen Leistungen entfernter vom Heimatort studieren. Daten von Conditions de vie des étudiants 1994-2010 bestätigen dies für Personen aus höheren Bildungsmilieus und mit hohem individuellen Bildungskapital. Das Einkommen der Eltern hat keinen Effekt, was zeigt, dass Geld unter Berücksichtigung von Bildung in Frankreich eine untergeordnete Rolle spielt. Es wird diskutiert, dass die Wahl entfernter Einrichtungen durch höhere Statusgruppen institutionelle Differenzierung mitproduziert.