Indien, heute der viertgrößte Erdölverbraucher weltweit, importiert zwölf Prozent seines gesamten Verbrauchs aus dem Iran. Den europäisch-amerikanischen Sanktionsmaßnahmen schließt sich das energiehungrige Indien nicht an – es erhöht im Gegenteil seine Einfuhren. Die politischen Beziehungen zwischen Indien und Iran waren schon zu Zeiten des Schah gut – und sie sind es bis heute geblieben. Diese Freundschaft hängt nicht nur mit der Feindschaft zum 1947 entstandenen sunnitisch dominierten Pakistan und mit gemeinsamen Interessen in Afghanistan zusammen, sondern auch mit dem bilateralen Handelsverkehr, den beide Länder mit hochfliegenden Wachstumserwartungen verbinden. Dabei können sie auf tief greifende gemeinsame kulturelle Ressourcen zurückgreifen.
Offenbart sich im gegenwärtigen Griechenland und in Indien die Krise des Kapitalismus? Im März 2012 erschien der jüngste Essay von Arundhati Roy Capitalism – a Ghost Story auf 22 Druckseiten. Nach dem kritischen Essay von 2010 Walking with the Comrades war dies der zweite große politische Essay der erfolgreichen Autorin des Romans Der Gott der kleinen Dinge, die sich in den letzten 15 Jahren nicht mehr als Autorin von fiktionaler Literatur in englischer Sprache, sondern eher als kritische Intellektuelle einen Namen gemacht hat.
Mehr als 300 private Radiostationen sind seit Mitte der 1990er Jahre in Nepal aus dem Boden geschossen. Das typische Abendprogramm des städtischen FM-Senders besteht aus Musik, Werbung, talk of the town, Hörerfeedback per Telefon, E-mail oder SMS, oft in einer kuriosen Mischung aus Nepali und Englisch. Das spricht vor allem die junge städtische Mittelschicht an. Politik kommt zwar vor, aber bei heißen Eisen verbrennt man sich lieber nicht die Finger. Der Autor wartet mit aktuellen Beispielen und – sozusagen – mit O-Tönen auf.
Indien darf sich mit Recht die größte Demokratie der Welt nennen. Rund 900 Millionen Wahlberechtigte, davon 432 Millionen Wählerinnen, über eine Million Wahllokale, sieben Wahltage im April und Mai, die nach einem ausgeklügelten System lokale oder regionale Dominanzstrukturen zu unterlaufen suchen, seit Jahren eine elektronische Stimmabgabe und das Endresultat innerhalb eines Tages (23. Mai 2019): Im Vergleich mit anderen Wahlereignissen in ähnlichen Dimensionen, etwa in den USA oder bei den Europawahlen, kann sich das alles sehen lassen und zeugt von der soliden Ernsthaftigkeit, mit der solche Wahlen in Indien organisiert werden. Das Wahlergebnis ist nicht weniger herausfordernd und bedarf einer Einschätzung.
Vom Riksha-Fahrer bis zum Universitätsprofessor mangelt es in Indien nicht an Respekt für die deutsche Indologie. Der in Deutschland geborene und ausgebildete Friedrich Max Müller (1823-1900) gehört wohl zu den bekanntesten und verehrtesten Deutschen in Indien. Aus diesem Grund tragen die Goethe-Institute in Indien den offiziellen Namen "Max-Müller-Bhawan" (Max-Müller-Haus). Zu Lebzeiten gab es allerdings – heute weitgehend vergessen – auch heftigen Widerstand in Indien von Seiten konservativer Brahmanen, die sich über sein großes Projekt entsetzten, nämlich der Herausgabe des Rigveda und des Kommentars von Sayana in Sanskrit. Denn der Veda gilt aus orthodoxer Sicht als Geheimwissen, zu dem Uneingeweihte und insbesondere Ausländer, Niedrigkastige und eigentlich auch Frauen keinen Zugang erhalten sollten.
Endspurt im deutschen Bundestagswahlkampf: Abertausende von Riesenplakatwänden, Hunderttausende von Plakaten und Millionen Flyer sollen Stimmung machen und noch schwankende Wähler auf die jeweilige Seite herüberziehen. Wieweit dieser Mitteleinsatz wirklich zur Mobilisierung der Wähler beiträgt, ist selbst in der Forschung umstritten.Doch trotz fortschreitender Digitalisierung setzen die Wahlkämpfer nach wie vor auf das gute alte bedruckte Papier – ganz wie in Südasien. Wer schon einmal in Wahlkampfzeiten in einem südasiatischen Land war, dem kommt die Allgegenwart der politischen Plakate in Deutschland allerdings noch vergleichsweise harmlos vor. Im laufenden Jahr wurden in Südasien in Pakistan und in Bhutan nationale Parlamente neu gewählt, im November soll Nepal folgen. Spätestens im Mai 2014 steht dann in Indien der nächste große Urnengang an – der größte Urnengang der demokratischen Welt überhaupt und eine logistische Mega-Herausforderung der Extraklasse. Manche Beobachter rechnen aber angesichts der Wirtschaftskrise in Indien und ganz Südasien mit vorgezogenen Wahlen. Trotz Krise blüht die Demokratie in Südasien.
Die Klageliste der Literaturschaffenden in Pakistan ist lang. Ganz oben: Bücher lese kaum noch jemand. Intellektuelle Diskurse seien bedeutungslos geworden. Die einst angesehene Vereinigung der progressiven Schriftsteller sei nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Pflege der Sprachen verkomme ohnehin im Durcheinander von Englisch und regionalen Sprachen. Die Leute kämpften um Karriere und Jobs. Dafür müsse man eben anglophon werden. Da bleibe keine Energie für Gedanken um das große Ganze. Die herrschende Klasse mache ohnehin, was sie wolle. Der Islamismus im Verbund mit korrupten Sicherheitsorganen und unfähigen politischen Eliten mache ein normales Kulturleben unmöglich. Der nachfolgende Text geht dieser Klage und der Frage nach, inwieweit sie einem realen Zustand entspricht
Premierminister Narendra Modi gibt sich als nationalpatriotischer Macher und wirtschaftsliberaler Modernisierer mit einem gesunden Sinn für die Sprache des kleinen Mannes. Seine Partei, die Bharatiya Janata Party (BJP) steht auch neun Monate nach seiner siegreichen Wahl weiterhin voll hinter ihm, die internationale Politik hofiert ihn. Barack Obama sitzt demonstrativ zusammen mit Narendra Modi auf der Ehrentribüne bei der Feier des Verfassungstages am 26. Januar 2015. Modi, der aus einfachen Verhältnissen stammt und sich als junger Mann unter anderem als Teeverkäufer durchgeschlagen hat, kommt mit seinem Appell an Tugenden, Leistungswillen und Nationalbewusstsein bei unterschiedlichsten Schichten im Volk durchaus an. Im Hintergrund rüstet ein kämpferischer Hinduismus auf, der seine zum Teil abstrusen Ideen als nationale Anliegen darstellt. Es gibt aber auch vereinzelte Versuche von Seiten der BJP und der Regierung, auf die Minderheiten zuzugehen. Die religionspolitischen Signale, die von der Regierung Modi ausgehen, sind unterschiedlich, doch insgesamt weht den Minderheiten ein scharfer Wind ins Gesicht.
In: Asiatische Studien: Zeitschrift der Schweizerischen Asiengesellschaft = Etudes asiatiques = Revue de la Société Suisse - Asie, Band 73, Heft 3, S. 615-633
Abstract Kashinath Singh's three Banaras-novels are interesting examples of the continuing occupation of a contemporary author with urban space and its social life. Beyond Banaras
I use "Banaras" in this article. The English spelling "Benares" is still used occasionally. The official name of the town is "Varanasi" (Hindi: Vārāṇasī). as a physical location, the three novels emulate deeper and more symbolic layers of meaning of a cityscape with its fascinating complexity of social, cultural and religious relations between tradition and modernity. Kashinath Singh's Banaras trilogy also represents the changing perspective of its author on his surroundings over the course of his lifetime. While the plot of Apnā morcā unfolds in the culture of political debate during the 1960s and early 1970s in the university milieu, Kāśī kā assī can be read as a kind of documentation on the author's vivid relationship with a traditional quarter of the town and its lifestyle. Rehan par Ragghū, the third novel, somehow continues the sense of loss that is already present in the nostalgic mood of Kāśī kā assī. It deals with the growing disillusionment of the elder generation with contemporary society, its self-focused individualism and social modernity as such. The novel is about the betrayed hopes of a father in his children, the opening rift between generations and the general decline of values. The change of the central location of the plots in the three novels from the university quarter and from a traditional environment in the old town towards the "new colonies" also marks a shift from progressivism towards existentialism, and from topophilia to despair.