Dass die aktuellen modernen Gesellschaften altern, ist keine Neuigkeit. Hier soll besprochen werden, wie solche Alterungsprozesse ablaufen und zugleich soziale und räumliche Unterschiede zwischen Städten und Stadtteilen generieren können. Dafür wird die Stadt als Organisation aus "Fleisch und Stein" (Sennett 1997) thematisiert. Auch wenn der Begriff des Alterns in der Regel für individuelle und biotische Vorgänge verwendet wird, altert eine lokale Gesellschaft nicht allein mit ihren Mitgliedern. Mit deren "Durchalterung" (Walther 1991: 149) verändern sich die Verhältnisse zwischen den Altersgruppen, die als Generationenverhältnisse (Mannheim 1928) gefasst werden. Im Format einer Fallanalyse können Pfadentwicklungen als die lokale Praxis in globalen Kontexten beschrieben und die Dynamiken der Generationenverhältnisse aus der Perspektive verschiedener Akteure mit einenden wie entzweienden Wirkungen erwogen werden. Der Fall hier ist das Projekt "Experimentelles Karree" (ExKa) in Chemnitz zwischen 2007 und 2010 - seine Rekonstruktion findet sich im 4. Kapitel. Zur Rahmung werden drei Kapitel vorangestellt: 1. Altern als eine der Konsequenzen der Moderne; 2. Die Stadt als Organisation, deren Vitalität und Morphologie; 3. Generationenverhältnisse in einer alternden Stadt. Das Resümee erwägt schließlich Möglichkeiten einer jungen alten Stadt.
Der Beitrag betrachtet aus soziologischer Perspektive das Phänomen des Schrumpfens der Städte und geht dabei auf die Verfassung und Mentalität lokaler Zivilgesellschaften ein. Dafür wird zunächst ein kurzer Rekurs auf die Theoriegeschichte der Zivilgesellschaft genommen. Dabei verbindet sich das Interesse für A. Gramsci mit seiner dezidiert nicht-normativen Auffassung von der Zivilgesellschaft, über die eine Verbindung zur Soziologie des Alltags gelegt ist. Schrumpfende Zivilgesellschaften werden vor allem in dem Sinne als unvollständig aufgefasst, dass soziale Positionen unbesetzt sind, mithin Lücken in der sozialen Struktur entstehen. Die Ressourcen und Potenziale dieser lokalen Gesellschaften liegen in ihren je unterschiedlichen Möglichkeiten, das Engagement ihrer Mitglieder zu aktivieren, zu sammeln und zu organisieren, neue Mitglieder aufzunehmen und einen zivilen Alltag zu organisieren. Anhand zweier Beispiele wird dies erläutert: (1) dem Arrangement zwischen dem Staat und der Zivilgesellschaft und (2) der Wirtschaft der Zivilgesellschaft. In diesen Kompetenzen unterscheiden sich die Zivilgesellschaften, so dass die Attraktivität der einen das Mismatch der anderen bedeutet wie auch umgekehrt. (ICG2)
Öffentlichkeit ist ein Ereignis, das durch seine Akteure und seine Szenerien stattfindet. Diese beiden Bedingungen sind die unerlässlichen, weshalb sie die Verfasserin des Beitrags "das szenische Arrangement der Öffentlichkeit" nennt. Die Verknüpfungen zwischen den Akteuren und ihren Szenen ist kulturell wandelbar und verweist auf eine lange Kulturgeschichte. In der orientierenden Literatur wird das Phänomen zum einen strukturell und analytisch und zum anderen historisierend und stilisierend besprochen. Diese Logiken eignen sich, um die Komplexität der szenischen Arrangements der Öffentlichkeit auf ein kommunizierbares Maß zu reduzieren und zu "Stilisierungen" zu verdichten. Die bereits etablierten Stilisierungen von Öffentlichkeiten werden in dem Beitrag kurz resümiert. Diese stilistischen Konstruktionen werden von mehreren wissenschaftlichen Disziplinen und Professionen aufrechterhalten, die mit den politischen Phänomenen der Öffentlichkeit und/oder mit der Architektur ihrer Szenerien befasst sind. Den Architekten, Soziologinnen oder auch den Politikwissenschaftlern unter ihnen geht es dabei nicht allein um eine angemessene Beschreibung der städtischen Öffentlichkeiten, sondern um ihre Gestaltung. Dabei bezieht sich ihre Gestaltungsabsicht auf unterschiedliche Aspekte des szenischen Arrangements der Öffentlichkeit. Deren Zusammenhänge und Verknüpfungen jedoch, die quer zu den disziplinären Professionalisierungen zu liegen scheinen, sollen deutlich werden. In dem Abschnitt "Diskussion" wendet sich der Beitrag der Gestaltung von städtischer Öffentlichkeit zu, indem er über ein bereits diskutiertes und auch praktiziertes Programm - den Perspektivischen Inkrementalismus - spricht. Schlussfolgernd steht die Profilierung der sozialen Rollen an, in denen die Akteure der städtischen Öffentlichkeit und der städtischen Räume auftreten.
Die Verfasserin zeigt am Beispiel einer lokalen Gemeinde, wie Selbstbilder und Selbstdeutungen im Prozess der gesellschaftlichen Transformation Neuordnungen fiktiv entstehen lassen, um als gemeinsam geteilter Hintergrund für Haltungen und Entscheidungen präsent zu sein. Es geht dabei um den Stellenwert, den Chemnitz in der Welt einnimmt, um Images, die sich als Vorschläge an Kommunikations- und Verständigungsgemeinschaften auffassen lassen. Das Material besteht aus einem im Zuge des vom Verein "Für Chemnitz e.V." 1997 veranstalteten Wettbewerbs "Ein Lied für Chemnitz" gesammelten Textkorpus. Hier identifiziert die Verfasserin vier argumentative Strategien oder Ordnungsmuster in der Konstruktion von Images: ehrenvolle Anstrengung, Vergleiche, sächsische Heimat, künftige Verheißung. Funktion der entsprechenden Images der Stadt ist es, den Bürgern symbolische Ressourcen der Lebensgestaltung zukommen zu lassen. (ICE2)
Die Imagination als die Entwicklung von Voraussichten ist eine Kulturtechnik von grundsätzlicher Bedeutung für die Konstitution von Gemeinschaften und Gesellschaften. Der Status der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft wird etabliert, indem "intentionale Einstellungen" von ihren Mitgliedern geteilt werden. Wie an der Logik von Diskursen nun Images als Vorschläge an Kommunikations- und Verständigungsgemeinschaften identifiziert werden können, wird anhand von Material des "Verein Für Chemnitz" untersucht. Es geht um die Frage, was für ein Ort in der Welt die Stadt Chemnitz sei und wie sich die Summe der individuellen Meinungen in die politische Macht der öffentlichen Meinung verwandelt. Die Analyse weist darauf hin, dass Images öffentliche Ressourcen lokaler Gemeinschaften sind, die einen gemeinsam getragenen Anspruch auf eine bestimmten Platz in der Welt formulieren und um dessen Anerkennung in verschiedenen Systemen der Verteilung von Aufmerksamkeit und Zuwendung werben, die als Ehre oder guter Ruf, Attraktivität und Zahlungen aller möglichen Arten besprochen werden. (ICH)
Images sind öffentliche Ressourcen (lokaler) Gemeinschaften. Sie formulieren einen gemeinsam getragenen Anspruch auf einen bestimmten Platz in der Welt und konstituieren Zugehörigkeiten zur Diskursgemeinschaft. Sie werben um die Anerkennung der Ansprüche in verschiedenen Systemen der Verteilung von Aufmerksamkeit und Zuwendung. Im exemplarischen Fall strukturieren sich die apellativen Diskurse in einer regionalen Dimension des Vergleichs der drei sächsichen Großstädte, in der Dimension des Landes Sachsen, in der Dimension des Nationalstaates und in einer globalen Dimension.
Die räumlichen Disparitäten innerhalb und zwischen den schrumpfenden Städten nehmen zu und die Muster der Schrumpfung scheinen nicht regelrecht regulierbar zu sein. Hybride Policy-Netzwerke ergänzen und erweitern die Institutionen und Verfahren der Kommune, deren personelle Besetzungen und Regularien im Beitrag besprochen werden. Die räumlichen Strukturen, die diese Verhandlungssysteme erreichen, weichen von den 'vernünftigen' Leitbildern der Stadtentwicklung ab. Es bleibt die Frage, welche Beschaffenheit die lokalen Verhandlungssysteme auszeichnen könnten, um auch die Leitbilder auszuhandeln.
Der Beitrag soll im Kontext des Bandes "Methoden der Metaphernanalyse" (Hg. M. Junge) einen methodischen Zugang zu den Metaphern der Stadt bieten, wie sie in verschiedenen Zusammenhängen von Wissenschaft und politischer Kommunikation im Gebrauch sind bzw. waren. Materialer Ausgangspunkt der Argumentation ist ein Korpus bestehend aus einer chronologisch geordneten Sammlung als Reihe von Metaphern der Stadt, die morphologische Variationen aufweisen. Die Bedeutungen der Elemente verschiedener Zeichensysteme sollen interpretativ erschlossen werden. So beabsichtige ich die methodische Rekonstruktion des je zeitgenössischen Gebrauchs der Metapher und abschließend einen Vergleich zwischen den Metaphern des Korpus.
Hier und dort in der Welt "zuhause" zu sein gehört für immer mehr Menschen zum freiwilligen oder erzwungenen Alltag. Man denke etwa an Wochenendpendler, den Manager als Global Player oder aber auch den Dauercamper. Erforscht ist diese Multilokalität noch wenig, bisher auch kaum im Bewusstsein der Raum- und Stadtplanung angekommen. Das ändert sich derzeit, nicht zuletzt weil die aktuell praktizierten Formen des mehrörtigen Lebens Rückschlüsse auf gesellschaftlichen Wandel und damit neue Muster der gesellschaftlichen Raumproduktion ermöglichen. Auf einer internationalen und interdisziplinären Arbeitstagung im Herbst 2007 in Chemnitz wurden dazu erste interessante Forschungsergebnisse ausgetauscht. Dieses Heft der IzR greift sie auf, zeigt vielfältige Beispiele von multilokalen Wohn- und Alltagspraxen und versucht auch erste Systematisierungen der Forschungsansätze in Geographie und Planung.