Kirchenleitung unter widrigen Umständen: der Bund evangelischer Kirchen in der DDR
In: Göttinger E-Papers zu Religion und Recht 5
Der 1969 gegründete Bund evangelischer Kirchen in der DDR (BEK) sah sich einander widerstreitenden Anforderungen ausgesetzt: Zum einen bestand der Anspruch, dass der BEK als kirchenleitende Stelle für die ihm angehörenden Landeskirchen der Zeugnis und Dienstgemeinschaft gegenüber den Regierungsorganen der DDR mit einheitlicher Stimme auftritt; zum anderen sah der BEK sich den Loyalitätserwartungen des marxistisch und leninistisch geprägten Weltanschauungsstaates ausgesetzt. Dies hatte ein beständiges Austarieren zur Folge, in welchen Situationen das kirchliche Wächteramt aktiviert werden musste, damit die Kirche im Sozialismus Kirche bleiben konnte, und wann ein Schweigen oder andere Formen der Betätigung Vorrang verdienten.