Nachhaltigkeit in der Energieversorgung und das Problem der externen Kosten: [10. Sitzung am 12. Juni 2002 in Düsseldorf]
In: Vorträge
In: I, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften 9
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Das Leitbild "nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung" steht für einen Entwicklungspfad, der weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen so miteinander verknüpft, dass den kommenden Generationen keine Lebens- und Entwicklungschancen vorenthalten werden. Die wechselseitigen Verflechtungen und Bedingtheiten von ökologisch und sozialen Leistungsfähigkeiten als zentrale Elemente einer nachhaltig zukunftsfähigen Entwicklung erfordern es, sie als Einheit zu begreifen und sie integrativ und gleichrangig anzustreben. Dies gilt insbesondere auch für den Bereich der Energieversorgung und Energiepolitik. Aufbauend auf einer Konkretisierung des Leitbildes nachhaltige Entwicklung werden die verschiedenen Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien bezüglich ihres Entwicklungsstandes und ihrer Entwicklungsperspektiven, ihrer Kosten und ihrer Energiebereitstellungspotentiale diskutiert und im Hinblick auf ihre Bedeutung für eine nachhaltige Energieversorgung eingeordnet.
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In: Politische Studien: Orientierung durch Information und Dialog, Band 53, Heft 384, S. 26-43
ISSN: 0032-3462
Der vorliegende Beitrag überprüft Energieversorgung im Kontext nachhaltiger Entwicklung. Zunächst wird darauf eingegangen, was nachhaltige Entwicklung meint und wie dieses Leitbild in Zusammenhang mit der Energieversorgung zu konkretisieren ist. Ausgehend von der inhaltlichen Konkretisierung des Leitbildes "Nachhaltige Entwicklung" werden im Anschluss daran verschiedene Stromerzeugungssysteme bezüglich ihrer relativen Nachhaltigkeit, d.h. in Bezug auf ihre Ressourcen- und Umweltinanspruchnahme sowie ihre Kosten, miteinander verglichen. Dazu werden Ergebnisse von Material-, Energie- und Stoffbilanzen erläutert, die alle Stufen und Prozesse erfassen, die für die Energiebereitstellung notwendig sind. Die Bilanzierung erfolgt also über den gesamten Lebensweg und erfasst alle vor- bzw. nachgelagerten Prozessschritte der Bereitstellung des Energieträgers sowie der Materialien für die involvierten technischen Anlagen, insbesondere die Energiewandler. Danach wird die nachhaltige Energieversorgung in Bayern untersucht. Im Rahmen des von der bayerischen Staatsregierung durchgeführten "Energiedialogs Bayern" sind verschiedene Wege der Entwicklung der Energieversorgung Bayerns im Hinblick auf ihre Kongruenz mit den Zielen der Nachhaltigkeit untersucht worden. Dazu wurden verschiedene Szenarien entwickelt, die unterschiedliche Wege der Energieversorgung Bayerns mittels verschiedener Szenarien quantitativ beschreiben. Der Zeithorizont der Betrachtungen reicht bis zum Jahr 2020. Das Referenzszenario ist dabei keine Prognose der wahrscheinlichsten Entwicklung, sondern eine Bezugsentwicklung, um die Auswirkungen unterschiedlicher energiepolitischer Vorstellungen aufzeigen zu können. Abschließend geht der Autor auf den Ordnungsrahmen und die Energiepolitik für eine nachhaltige Entwicklung ein. Im Hinblick auf die effiziente Nutzung knapper Ressourcen als konstitutives Element von Nachhaltigkeit kommt dabei dem ökonomischen Ordnungsrahmen eine zentrale Bedeutung zu. Sowohl wirtschaftstheoretische Überlegungen als auch insbesondere die praktische Erfahrung, dass effizientes Wirtschaften nicht durch staatliche Planung und Regulierung, sondern durch die Nutzung der preisgesteuerten Allokationsmechanismen von Märkten erreicht wird, sprechen dafür, einen marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen zur effizienten Nutzung knapper Ressourcen im Kontext der Realisierung einer nachhaltigen Energieversorgung zu nutzen. (ICD)
Aus der Einleitung: In der Zeitschrift "Politische Ökologie" war vor einiger Zeit, als Fazit über die bisherige Nachhaltigkeitsdebatte zu lesen: "Man könnte bilanzieren: Seit Rio (1992) ist nichts so nachhaltig wie das Reden und Schreiben über "nachhaltige Entwicklung" oder "Sustainable Development" und gleichzeitig nichts so aussichtslos wie der Versuch, den Begriff konsensfähig und allgemein verbindlich zu definieren". Damit ist die derzeitige Diskussion über das Leitbild einer "Nachhaltigen Entwicklung", das mit dem Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung - nach ihrer Vorsitzenden auch Brundtland-Kommission genannt – "Unsere gemeinsame Zukunft" im Jahr 1987 Eingang in die entwicklungspolitische, aber auch in die energiepolitische Diskussion gefunden hat wohl treffend charakterisiert.
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In der energiepolitischen Diskussion klaffen die Vorstellungen über die Rolle der regenerativen Energien, ihre Möglichkeiten und Grenzen, für die zukünftige Energieversorgung weit auseinander. Großen Hoffnungen und Zukunftsvisionen von einer vornehmlich auf erneuerbaren Energien beruhenden Energieversorgung steht die Auffassung gegenüber, daß ihr Beitrag in den nächsten beiden Jahrzehnten günstigstenfalls wenige Prozent unseren Energiebedarf decken wird. Den Einen gelten die erneuerbaren Energien als Alternative zu den fossilen Energieträgern und der Kernenergie und als wesentlicher Weg zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie als die Energiequelle einer nachhaltigen Energieversorgung. Andere sehen durch eine Vorrangpolitik für erneuerbare Energien, aufgrund ihrer hohen Kosten, die Wettbewerbsfähigkeit der Energieversorgung in unserem Land und damit den Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze gefährdet. Zur Beantwortung der Frage nach der Rolle der regenerativen Energien für eine nachhaltige Entwicklung werden einige Fakten, Sachverhalte und Zusammenhänge aufgezeigt. Dabei geht es nicht um technische oder wirtschaftliche Einzelaspekte der verschiedenen Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energien, sondern es geht um systemare Überlegungen, die Einordnungen und Orientierungen ermöglichen sollen. Das Dokument enthält die im Vortrag gezeigten Folien.
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In: Energie und Umwelt, S. 225-242
Seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes Ende April 1998 sind die Strompreise für Industriekunden je nach Abnahmefall um bis zu 40 Prozent gesunken. Der Wettbewerb hat alle Kundengruppen erreicht. Die Erfolgsbilanz nach zwei Jahren Wettbewerb ist aus Sicht der Stromkunden und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland beachtlich. Für die Stromversorger waren die letzten Jahre mit teilweise schmerzlichen Anpassungsnotwendigkeiten verbunden. Dem Wettbewerbsdruck und den sinkenden Erträgen mußte mit Kostensenkungen durch konsequente Rationalisierungs- und Reorganisationsmaßnahmen, neuen Angeboten, stärkerer Kundenorientierung oder aber durch Zusammenschlüsse und Fusionen begegnet werden. Die durch den Wettbewerbsdruck notwendigen Anpassungsmaßnahmen waren auch mit einem erheblichen Arbeitsplatzabbau verbunden. Es mehren sich aber auch die Stimmen, die bei Anerkennung der positiven Wirkungen der Strompreissenkungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, die Befürchtung äußern, daß die umwelt- und klimapolitischen Ziele durch die Liberalisierung gefährdet sein könnten. Zum einen, weil im Preiswettbewerb die Belastung der Umwelt kein relevanter Faktor ist und zum anderen, weil im Wettbewerb vermeintlich umweltfreundliche Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung aus dem Markt gedrängt werden könnten. Umweltnormen und Umweltstandards werden andererseits, insbesondere wenn sie national unterschiedlich ausgestaltet sind, als Hemmnis für einen funktionierenden und diskriminierungsfreien Binnenmarkt empfunden, in dem der freie Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet ist. Hieraus ergibt sich ein vermeintliches Spannungsfeld von Liberalisierung und Umweltschutz aus dem sich verschiedene Orientierungen für die Energie- und Umweltpolitik ableiten lassen.
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Ausgehend von den immer deutlicher hervortretenden Defiziten und Unzulänglichkeiten des Stromeinspeisungsgesetzes als sachgerechtem und effizientem Förderansatz für erneuerbare Energie, ist es das Ziel des hiermit vorgelegten Gutachtens in der Diskussion befindliche alternative Fördermodelle einer kriteriengestützten Einordnung und Bewertung zu unterziehen, sowie ein Fördermodell zu entwickeln, das insbesondere den Anforderungen einer ökonomisch effizienten sowie marktkonformen Förderung erneuerbarer Energien gerecht wird.
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Das Leitbild einer 'Nachhaltigen Entwicklung' (sustainable development) hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere gemacht. Auch in die energiepolitische und energiewirtschaftliche Diskussion hat das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung mittlerweile verstärkt Eingang gefunden. So z.B. betont auch die neue Bundesregierung, daß ihre Energiepolitik sich am Leitbild der Nachhaltigkeit orientiert. Sie bezeichnet den Ausstieg aus der Kernenergie als Einstieg in eine 'nachhaltige, das heißt wirtschaftlich leistungsfähige, sozial gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung'. Obwohl festzustellen ist, daß das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung auch über die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen hinweg eine breite prinzipielle Zustimmung findet, so spannen doch die Vorstellungen und Interpretationen des Leitbildes, sowohl hinsichtlich ihrer normativen bzw. theoretisch-naturwissenschaftlichen Fundierung als auch hinsichtlich ihrer abgeleiteten Handlungsziele bzw. Handlungsanweisungen - dies gilt gerade für den Energiebereich - eine große Bandbreite auf. Aus diesem Grund erscheint es, auch wegen der essentiellen Bedeutung, die der Energieversorgung für eine nachhaltige Entwicklung zukommt, notwendig, sich über die Konkretisierung des Leitbildes zu verständigen, um die Energieversorgungsoptionen, aber auch die energiepolitischen Vorstellungen diesbezüglich einordnen zu können.
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Das Leitbild einer "Nachhaltigen Entwicklung" (sustainable development) hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere gemacht. Seit der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 ist das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung das zentrale Leitbild der internationalen umwelt-, wirtschafts- und entwicklungspolitischen Diskussion, das wirtschaftliche Entwicklung zur Überwindung von Hunger und Armut, und die Schaffung humaner Lebensbedingungen sowie den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen miteinander verbinden will. Auch in die energiepolitische und energiewirtschaftliche Diskussion hat das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung mittlerweile verstärkt Eingang gefunden. Obwohl festzustellen ist, daß das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung auch über die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen hinweg eine breite prinzipielle Zustimmung findet, so spannen doch die Vorstellungen und Interpretationen des Leitbildes, sowohl hinsichtlich ihrer normativen bzw. theoretisch-naturwissenschaftlichen Fundierung als auch hinsichtlich ihrer abgeleiteten Handlungsziele bzw. Handlungsanweisungen - dies gilt gerade für den Energiebereich - eine große Bandbreite auf. Dies birgt nicht nur die Gefahr, daß dieses Leitbild von verschiedenen Interessengruppen instrumentalisiert wird, sondern auch, daß falsche Weichenstellungen vorgenommen werden. Aus diesem Grund erscheint es notwendig, auch wegen der essentiellen Bedeutung, die der Energieversorgung für eine nachhaltige Entwicklung zukommt, sich über die Konkretisierung des Leitbildes zu verständigen, um die Energieversorgungsoptionen, aber auch die energiepolitischen Vorstellungen, diesbezüglich einordnen zu können.
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Das von der Landesregierung nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Auftrag gegebene Energiegutachten hatte die Aufgabe, technisch mögliche Wege einer langfristig gesicherten Energieversorgung Baden-Württembergs umfassend zu analysieren und hinsichtlich ihrer ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu bewerten. Dabei war insbesondere zu untersuchen, ob und in welchem Umfang und in welchen Schritten auf den Einsatz der Kernenergie verzichtet werden kann und welche Konsequenzen damit verbunden waren.
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Es ist davon auszugehen, daß die vorliegenden Kenntnisse und Indizien für eine potentielle anthropogene Klimaveränderung ausreichend sind, so daß im Sinne des Vorsorgeprinzips ein politischer Handlungsbedarf besteht. Da die Energieversorgung, einschließlich des Verkehrs, die Hauptquelle der anthropogenen Treibhausgasemissionen ist, will ich mich auf diesen Bereich konzentrieren und einige wenige Anmerkungen zur Dimension des Problems und zu den CO2-Minderungsmöglichkeiten in unserem Lande machen.
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Eine robuste und flexible Politik zur Minderung der energiebedingten Treibhausgase sollte entsprechend dem Effizienzgebot zunächst die CO2-Minderungsmöglichkeiten, deren ökonomischer Nutzen allein schon größer ist als ihre Kosten, ausschöpfen. Die Ausnutzung der hier vorhandenen Treibhausgasminderungspotentiale erlaubt es der Bundesrepublik Deutschland und den anderen Industrieländern auch, eine Schrittmacherrolle zu übernehmen, ohne die Volkswirtschaft einseitigen Belastungen auszusetzen. Schritte und Maßnahmen in dieser Richtung tragen dabei gleichzeitig zur Realisierung mehrer Ziele, wie der Reduzierung der sonstigen Schadstoffbelastungen der Luft, der Preiswürdigkeit der Energie und der Ressourcenschonung bei. Eine effizienzorientierte Treibhausgasminderungspolitik wird dabei auf keine der vorhandenen Optionen, die einen spürbaren Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können, verzichten können.
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Der Verfasser hat den Versuch gemacht, die Rolle derjenigen, die mit der Entwicklung von Technik befaßt sind - also die der Wissenschaftler und Ingenieure - im Rahmen der politischen Entscheidungsprozesse zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen zu umreißen, und hat versucht, die Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Politikberatung, die zwischen Fakten und Erkenntnissen sowie deren politischer Wertung bewußt trennt, exemplarisch für den Bereich der Reduzierung energiebedingter Treibhausgase aufzuzeigen.
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Die effiziente Nutzung aller knappen Ressourcen ist eine notwendige Bedingung zur Bewältigung der Herausforderungen im Energiebereich an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend. Die Forderung, den Energieeinsatz soweit wie technisch möglich zu reduzieren, wird ihr nicht gerecht. Ebensowenig darf sich der notwendige umfassende Güterabwägungsprozeß zur Identifizierung verantwortbarer Wege der Energieversorgung der Zukunft nicht von Schlagworten oder Ideologien, wie z.B. die einer "dezentralen" oder "sanften" Energieversorgung leiten lassen. Sie sind keine geeigneten Bewertungsmaßstäbe für die Verwirklichung eines Energiesystems, das den Bedürfnissen der Menschen angepaßt ist, den Erfordernissen einer wachsenden Weltbevölkerung gerecht wird und den Belangen von Umwelt und Natur sowie der Schonung knapper Ressourcen Rechnung trägt.
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