In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 27, Heft 1, S. 21-27
Vor einem Jahrzehnt identifizierte Armin Grunwald Folgenorientierung, Wissenschaftlichkeit und Beratungsbezug als Elemente einer zukünftigen Theorie der Technikfolgenabschätzung (TA). Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, der starken Ausdifferenzierung und der unterschiedlichen Aufgaben, stellt sich die Frage nach deren Relevanz für heutige TA. Eine Analyse von fünf exemplarischen Projekten zeigt sehr unterschiedliche Interpretationen dieser Dimensionen. Damit ergeben sich Zweifel, ob TA auf diese Weise hinreichend beschrieben werden kann. Um eine Theorie der TA zu konstituieren, so wird argumentiert, sollte als viertes Element die Auseinandersetzung mit normativen Aspekten treten.
In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 27, Heft 3, S. 71-72
Der Beitrag untersucht das Verhältnis von wissenschaftlicher Expertise und Politik anhand des Vorsorgeprinzips. Die verschiedenen Interpretationen des Prinzips ließen unterschiedliche Konzeptionen dieses Verhältnisses erkennen. Der Vergleich von zwei wichtigen Interpretationen in der EU verdeutlicht, dass im einen Fall der Vorrang für wissenschaftliche Expertise ungebrochen bleibt, indem das Vorsorgeprinzip lediglich als Handlungsanleitung im Falle wissenschaftlicher Unsicherheit verstanden wird. Im anderen Fall erscheint das Prinzip als ein Programm zur Öffnung des Entscheidungsvorganges für außerwissenschaftliche Risikoargumente und damit auch für Akteure außerhalb des engen Kreises von Fachexperten. Ein empirisches Beispiel aus dem Bereich der landwirtschaftlichen Gentechnik in Österreich zeigt, wie Anforderungen miteinander kollidieren, die sich aus den unterschiedlichen Interpretationen im konkreten Einzelfall jeweils ergeben. Für eine konsistente Implementierung ist es daher nötig, das Vorsorgeprinzip in den größeren Zusammenhang einer Risikoanalyse einzubetten, die ein umfassendes Instrumentarium der Risikobearbeitung zur Verfügung stellt und methodisch ausreichend einzelfallsensibel ist.(ICH2)
Neutralität galt lange als unhinterfragte Grundlage im Selbstverständnis von Technikfolgenabschätzung (TA). Dieser Fokus verstellte allerdings den Blick darauf, dass normative Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen – sei es in den Ergebnissen von TA-Analysen oder in normativen Setzungen, die im TA-Prozess auftreten. Im TATuP-Thema dieses Heftes wird "Normativität in der TA" auf drei Ebenen adressiert: in der Funktion von TA als Politikberatung, im Kontext des TA-Forschungsprozesses und in der Auseinandersetzung um ihren "normativen Kern". Angesichts manch autoritärer Tendenzen auch in westlichen Demokratien ist die Debatte um die Rolle von Normativität in der TA heute besonders aktuell. ; Neutrality has long been considered a key prerequisite of technology assessment (TA). The need to stay neutral often obscured the importance of normative aspects of TA – be it in the findings or in normative settings in the TA process. The special topic addresses normativity in TA at three levels: (1) regarding TA's role as policy advisor, (2) in the context of the research process, and (3) with respect to its "normative core". The problem of normativity in TA gains significance in the light of recent authoritarian tendencies also in Western democracies.
Neutralität galt lange als unhinterfragte Grundlage im Selbstverständnis von Technikfolgenabschätzung. Dieser Mythos schränkte eine Debatte über normative Aspekte ein, die angesichts manch autoritärer Tendenzen auch in westlichen Demokratien heute umso dringender geführt werden sollte. Ein TATuP-Thema herausgegeben von Linda Nierling (ITAS, KIT) und Helge Torgersen (ITA, Wien). ; For a long time, claims for neutrality and impartiality have been considered an almost self-evident trade mark of TA. This myth, however, has limited the debate on normative aspects, which should be focus of discussion considering emerging authoritarian tendencies in Western democracies. This topic's guest editors are Linda Nierling (ITAS, KIT) and Helge Torgersen (ITA, Vienna).
In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 28, Heft 1, S. 11-14
Neutralität galt lange als unhinterfragte Grundlage im Selbstverständnis von Technikfolgenabschätzung (TA). Dieser Fokus verstellte allerdings den Blick darauf, dass normative Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen - sei es in den Ergebnissen von TA-Analysen oder in normativen Setzungen, die im TA-Prozess auftreten. Im TATuP-Thema dieses Heftes wird "Normativität in der TA" auf drei Ebenen adressiert: in der Funktion von TA als Politikberatung, im Kontext des TA-Forschungsprozesses und in der Auseinandersetzung um ihren "normativen Kern". Angesichts manch autoritärer Tendenzen auch in westlichen Demokratien ist die Debatte um die Rolle von Normativität in der TA heute besonders aktuell.
The recent ruling by the European Court of Justice on gene edited plants highlighted regulatory inadequacy as well as a decades-old political problem, namely how to reconcile diverging expectations regarding agricultural biotechnology in Europe. Over time, regulators had tried out various tools to address concerns and overcome implementation obstacles. While initially focussing on risk (with the Precautionary Principle), they later tried to better embed technology in society (e.g., through Responsible Research and Innovation). The PP got criticized early-on; meanwhile, it seems to have lost much of its salience. Responsible Research and Innovation (RRI) is associated with problems of participation and political impact, often rendering it a public awareness tool only. We discuss problems with both approaches and conclude that also RRI falls short of facilitating technology implementation in the way regulators might have had in mind. Rather than leaving political decisions to technical risk assessment or ethics and public awareness, we argue for re-establishing a broad yet sober process of opinion formation and informed decision-making in agricultural policy.
"Das Jahr 1996 gilt als ein Wendepunkt der europäischen Regulierung der Grünen Gentechnik. Als die ersten Schiffe mit gentechnisch veränderten Sojabohnen europäische Häfen erreichten, hätte, so eine gängige These, die Mobilisierung der europäischen Öffentlichkeit dazu geführt, dass die Europäische Regulierung der Grünen Gentechnik einem grundlegenden Wandlungsprozess unterzogen wurde. Dabei wären, im Sinne der Policy-Learning-These wesentliche Gesichtspunkte der Gentechnikkritiker aufgegriffen worden. In diesem Beitrag setzen sich die Autoren kritisch mit dieser These auseinander und setzen dieser Darstellung eine alternative Interpretation entgegen, wonach die Europäische Kommission mit den besagten Neuerungen zwar diskursiv den Kritikern der Grünen Gentechnik weitgehend entgegenkam, aber auf der Ebene der operationalen Regulierung den alten Kurs weitgehend beibehielt. Mit der Einführung neuer Konzepte ('Gate' und 'Detektor') wird versucht, analytisch über die herkömmliche Analyse von Konflikttypen und -frames hinausgehend der Komplexität des Konfliktgeschehens auch begrifflich gerecht zu werden." (Autorenreferat).;;;"1996 was said to be a turning point in the European regulation of biotechnology. Accordingly, the arrival of shiploads of genetically modified soy beans mobilised European public opinion and triggered a fundamental shift in the regulation of agro-biotechnology in Europe. In terms of policy learning, this move allegedly took up substantial arguments of biotechnology critics. In this paper the authors critically discuss the policy learning hypothesis and propose an alternative interpretation. Accordingly, the European Commission met critical arguments on a discursive level but largely kept on steering a traditional course on the level of operational regulation. Introducing new concepts (such as 'gate' and 'detector') this contribution tries to reach beyond established analyses of conflict types and frames and to cope in more adequate terms with the complexity of the conflict process." (author's abstract).