Christliche Erziehung und Bildung im gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Kontext Ungarns
In: Religionsdialog im Kulturwandel. Interkulturelle und interreligiöse Kommunikations- und Handlungskompetenzen auf dem Weg in die Weltgesellschaft., S. 163-179
Das heutige Ungarn hat eine postkommunistische pluralistische Gesellschaft, die von einer scharfen Konkurrenz gegensätzlicher Interessen und Zielsetzungen gekennzeichnet ist. Die Organisation der Bildung und Erziehung steht dabei gleichfalls zur Debatte. Die Neugestaltung von deren formalem System ist noch nicht abgeschlossen. Noch weniger ausgereift ist eine zweckdienliche und tragfähige Praxis der christlichen Erziehung und Bildung im informellen familiären und gesellschaftlichen Bereich. Vor dem Hintergrund dieser Bestandsaufnahme liefert der Autor eine Situationsanalyse, welche die nicht abgeschlossenen Bestrebungen und Tendenzen nachzeichnet. In einem ersten Schritt wird die kirchliche Präsenz im formalen System der Erziehung und Bildung beschrieben. Dabei orientieren sich die Ausführungen an drei historischen Erfahrungshorizonten (Zeit vor, während und nach dem Kommunismus), den realen politischen Kräfteverhältnissen sowie den daraus hervorgehenden grundsätzlichen Optionen. In einem zweiten Schritt wird der Schwund des religiösen Milieus unter Berücksichtigung von soziologischen Daten dargestellt. Im Verlauf der Erörterung der Entwicklung kommt es zu einem Ländervergleich mit der Kern-Sowjetunion, Skandinavien, den baltischen Ländern, dem modernen und traditionellen Ost-Mitteleuropa sowie Mittel-, West- und Südeuropa. Zudem werden Angaben über die christliche Erziehung der Kinder in der Familie, die Teilnahme am Religionsunterricht, den Anteil konfessionsloser Eltern und Schüler, die weltanschauliche Selbstzuordnung der ungarischen Gesellschaft sowie die Verteilung der Kirchenmitglieder und der Typen der Nichtmitgliedschaft in Ungarn gemacht. Abschließend merkt der Autor an, dass die christliche Erziehung und Bildung eine Einbettung in gläubige Gemeinschaften erfordert, die noch geschaffen werden müssen. Diese Notwendigkeit wird in Ungarn gegenwärtig lediglich von einzelnen Priestern und Laien, nicht aber von den Kirchenführungen erkannt. (ICG2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1934 bis 1998.