In: Anthropos: internationale Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde : international review of anthropology and linguistics : revue internationale d'ethnologie et de linguistique, Band 107, Heft 1, S. 298-299
Travels undertaken by researchers for the purpose of research are classified as research tourism by tourism research. This leads to the question, if researchers are tourists. Though at first inclined to answer in the negative, analysis shows surprising structural coincidences of research travel and holiday travel. This paper is not supposed to be an attack on researchers, in the contrary, researchers' traveling activities are explored and illustrated in a tourism research perspective.
In der westlichen Rezeption afrikanischer Objekte, seien sie als Kunst oder Touristenkunst klassifiziert, lassen sich bei phänomenologischer Überlegung Aspekte finden, die die Dinge zum Fetisch machen. Bei Betrachtung afrikanischer Objekte im Hinblick auf verschiedene Elemente der Interpretation (Authentizität, Ästhetik, Anonymität, Identität, Macht, Kommunikation, Geheimnis, Unübertragbarkeit, Knappheit) zeigen sich Parallelen zwischen dem Objekt als sakralem Gegenstand und dem Objekt als vom Westen angeeigneten Kulturgut.
Das gekaufte Souvenir ist nur scheinbar individuelles Symbol von Erlebtem. Daher müssen noch andere Faktoren Bedeutungsinhalte von Souvenirs konstituieren. Es ist ein Mittel der Kommunikation mit dem Verkäufer und mit dem Beschenkten, wenn es ein Mitbringsel ist. Es ist Symbol von Urlaub und Reise, Symbol eines temporären Eskapismus, Symbol eigener Er-Fahrung der Welt, Dokument eigener Geschichtlichkeit. Als exotistisches Objekt transzendiert es Raum, Fernes und Fremdes, als nostalgisches Objekt transzendiert es Zeit, als entwendetes, illegal erworbenes oder geschmuggeltes Objekt transzendiert es Normen und Werte. Als Wohnungsschmuck ist es Ausdruck ästhetischen Empfindens und Verhaltens und kann seinem Besitzer zur Kunst und zur Sammelware werden. Als Trophäe beweist es den Sieg seines Besitzers über die Welt und ist Objekt der Repräsentation und als solches Symbol sozialer Integration.
Imitationen und Nachempfindungen von Masken, Figuren und Ethnographica, die eigens für den Verkauf an Fremde hergestellt werden (Souvenirkunst, Touristenkunst, Airport Art, Ethnokitsch), weisen gegenüber traditionellen Objekten Veränderungen auf. Aus der Art dieser Veränderungen lassen sich ihre Ursachen erschließen. Das afrikanische Objekt, das zum Souvenir wird, muß dem kognitiven System des Käufers angepaßt sein, seinem Vorverständnis von Afrika entsprechen. Insofern reflektiert Airport Art westliche Vorstellungen über Afrika. Sie ist ebensosehr Teil der Kultur der Reisenden, wie sie Teil der Kultur der Bereisten ist.
Tourist art (souvenir art, airport art) is produced particularly for the tourist market. Only certain types of traditional arts and crafts are acceptable to the buyer. As souvenirs have to be understandable, they must be adjusted to the cultural background of the tourist, to his cognitive system. Thus arts and crafts of indigenous peoples are subject to changes. Persons who are in contact with tourists' culture (e.g. traders) take influence on form and design of the items. As a result of these changes, souvenirs do contain cultural elements of the tourist's world as well as cultural elements of the foreign country. Hence souvenir art reflects tourists' ideas of the foreign culture. It is part of the tourist's culture perhaps more than part of the foreign culture.
Touristisches Fotografieren beschränkt sich auf wenige Themenbereiche. Die heutige touristische Fotografie ist in manchem eine Fortsetzung der Reise- und ethnografischen Fotografie des 19. Jahrhunderts: in der Überbetonung des Ungewöhnlichen, Fremden, Anderen, "Ursprünglichen", Rückständigen, Elenden. Touristische Fotografie ist abhängig vom sozio-kulturellen System, innerhalb dessen sie als Bedürfnis empfunden wird (Bourdieu). Es geht nicht primär um das Foto an sich. Daraus können die Funktionen der Fotografie für gruppenreisende Touristen folgendermaßen umrissen werden: Bestätigung der eigenen Lebenswelt; Reisedokumentation als Teil der Lebenschronik; Legitimisierung sozio-psychischer Tabus (Voyeurismus, Aggressivität, Narzißmus, Exhibitionismus); Idyllisierung und Idealisierung der Welt (als Mittel sozialer Differenzierung, als Mechanismen der Verdrängung und des tröstenden Ausgleichs); Erlebnis (Wiederholung der Reise als Fotoreise, das Erlebnis als Foto, das Foto statt des Erlebnisses); Begrenzung der Vielfalt fremder Wirklichkeit. - Abwehr und Aneignung des fremden Raumes - Beschäftigung (während und nach der Reise) - Kommunikation (mit Auch-Fotografen, Nicht-Fotografen, Fotografierten und Nicht-Verreisten).
Voraussetzung meiner Analyse der touristischen Fotografie war, daß ich jahrelang als Reiseleiter gearbeitet habe, vor allem in Ländern Nord-, West- und Ostafrikas. Dabei konnte ich in langfristiger teilnehmender Beobachtung Verhalten von gruppenreisenden Touristen studieren. Ziel der Analyse war: Die Rezeption des Fremden durch Touristen. Die methodische Annäherung erfolgte durch Beobachtungsschwerpunkte. Diese waren, neben den Fotos, die gemacht werden, auch: touristisches Verhalten im Reiseland, insbesondere gegenüber dessen Bewohnern; verbal geäusserte Wahrnehmungsinhalte; die Fragen, die gestellt werden.