Versorgungsdynamik von "Umsonst & Draußen"-Musikfestivals in ländlich-geprägten Gemeinden am Beispiel des Pol'and Rock Festivals – eine epidemiologische, retrospektive Studie im Zeitraum 2017 bis 2022
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst
ISSN: 1439-4421
Zusammenfassung
Hintergrund Das Wissen über die Epidemiologie von Musikfestivals ist
lückenhaft. Musikfestivals sind eine Herausforderung für das Sanitätspersonal
und die Veranstaltungsgemeinde bei der medizinischen Versorgung. Ziel Ziel
dieser Studie war es, Vorstellungsgründe, Patientenzahl, Transportrate und
Tageszeiten bei einem der größten Musikfestivals in Europa von 2017 bis 2022 zu
erfassen und zu vergleichen. Hieraus sollen Merkmale solcher Veranstaltungen
abgeleitet werden.
Methoden Die retrospektive Studie konnte auf die medizinische
Dokumentation des Veranstalters des "Pol'and Rock" Festivals in Polen
zurückgreifen. Es wurde der Zusammenhang von PPTT (Patients per Ten Thousand),
TTHR (Transport to Hospital Rates) und Besucherzahl, sowie Patientenaufkommen
und der Vorstellungszeitpunkt geprüft. Eine Darstellung wichtiger Merkmale in
der Organisation der Absicherung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse Bei 1,48 Millionen Besuchern von 2017 bis 2022 stellten sich
6719 als Patienten vor. Es gab zwei Gipfel im Patientenaufkommen, einer in der
Zeit von 12–14 Uhr und einer in der Zeit von 20–22 Uhr (p<0,0001). Die
mediane PPTH liegt bei 45, die mediane TTRH lag bei 0,0638.
Schlussfolgerung Es gibt keine signifikante Korrelation von PPTT und TTRH
mit der Besucherzahl im Betrachtungszeitraum. Die Tageszeit hat signifikanten
Einfluss auf das Patientenaufkommen. Aufgrund langer Transportwege vom
Festivalgelände zur nächsten Klinik, ist es wichtig, bereits auf dem Gelände
eine hochwertige Versorgung der Patienten zu leisten. Weitere Untersuchungen zur
Epidemiologie von Musikfestivals sind notwendig.