Methoden der projektorientierten Risikoanalyse: Klassifikation und kritische Betrachtung ausgewählter Verfahren
In: Wirtschaft
Inhaltsangabe:Einleitung: Was haben so verschiedene Großprojekte wie aufwendige Kinofilme (z.B.'Batman'), neue Waffensysteme (z.B. der Jäger 90) oder große Bauvorhaben (z.B. die Stadien für die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien) gemeinsam? Die Gesamtkosten liegen in der Regel um ein Vielfaches über den geplanten Kosten und auch der geplante Zeitpunkt der Fertigstellung wird häufig deutlich überschritten. Muß das so sein? In nun mehr als dreißig Jahren wurden zahlreiche Methoden und Modelle zur Analyse von Projektrisiken entwickelt. Inzwischen existiert eine kaum überschaubare Menge von Publikationen auf diesem Gebiet. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist deshalb die Sichtung des vorhandenen Materials sowie die Klassifikation der entwickelten Verfahren, wobei jeweils charakteristische Modelle vorgestellt und kritisch betrachtet werden sollen. Prinzipiell lassen sich zwei Typen von Risikoanalyse-Verfahren unterscheiden: solche, die zur Unterstützung strategischer Unternehmensentscheidungen dienen, und solche, die taktische Entscheidungen unterstützen. In der vorliegenden Arbeit werden die Risikoanalyse-Verfahren nach ihrem Konzept in Top-down- und In Bottom-up-Verfahren unterschieden. Die Bottom-Up-Verfahren lassen sich noch dahingehend unterscheiden, ob sie sich nach dem Ablaufplan oder dem Strukturplan des Projekts orientieren. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei größere Teile. Im ersten Abschnitt wird das Thema projektorientierte Risikoanalyse eingegrenzt und die Grundlagen sowie das notwendige Begriffsgerüst vorgestellt. Außerdem wird eine Übersicht über die bisher entwickelten Methoden und Verfahren zur Risikoanalyse erstellt und versucht, erkennbare Tendenzen aufzuzeigen. Im zweiten Abschnitt werden die Bottom-up-Verfahren behandelt. In diese Kategorie fallen die meisten der bisher entwickelten Modelle zur Analyse von Projektrisiken. Sie kommen gewöhnlich erst nach der Auftragserteilung zum Einsatz, da sie einen mehr oder weniger tief gegliederten Projektstrukturplan voraussetzen und einen enormen Bedarf an Eingabedaten haben. Ohne allzusehr vorzugreifen läßt sich sagen, daß diese Verfahren in der Praxis so gut wie nicht angewendet werden. Ein Hauptgrund für die mangelnde Akzeptanz ist, daß die Modelle sehr komplex und schwierig sind und die Ergebnisse für den Projektmanager meist schwer nachvollziehbar sind. Die Menge der vorhandenen Literatur auf diesem Gebiet ist dementsprechend sehr hoch, wobei allerdings einige Einschränkungen zu machen sind: - Viele Verfahren bauen auf denselben Grundlagen auf, beispielsweise auf älteren Verfahren wie PERT. - In den letzten Jahren hat sich auf diesem Gebiet nicht mehr viel getan. - Der Schwerpunkt der Forschung und Entwicklung und damit auch der Veröffentlichung liegt eindeutig in den USA, wobei meistens das Verteidigungsministerium der Auftraggeber ist, was sich behindernd auf die Beschaffung von Literatur auswirkt. - Die meisten Veröffentlichungen stammen von den Firmen, von denen die Verfahren entwickelt wurden, so daß keine allzu kritische Betrachtung erwartet werden darf, da die Unternehmen ihre Verfahren schließlich verkaufen wollen. - Vergleichende Übersichten über verschiedene vorhandene Verfahren gibt es praktisch überhaupt nicht. Die vorliegende Arbeit soll versuchen, eine solche Übersicht zu geben und die bisher entwickelten Verfahren mit ihren charakteristischen Merkmalen, Voraussetzungen, ihren Vorteilen und Nachteilen vorstellen. Dabei sollen die für den Projektmanager wichtigen Fragen beantwortet werden, z.B. wann und für weiche Projekte kann ein Verfahren eingesetzt werden, oder weiche Projektziele werden modelliert? Im dritten Abschnitt werden die Top-down-Verfahren behandelt. Diese Verfahren werden hauptsächlich bereits in der Vor-Auftrags-Phase angewendet, d.h. die Projektstruktur muß nicht bis in alle Einzelheiten bekannt sein. Die Verfahren kommen also unter Umständen schon zur Anwendung, bevor eine Entscheidung über die Durchführung eines Projekts gefallen ist. Da diese Verfahren immer größere Bedeutung erlangen, bildet dieser Teil den Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit. Leider gibt es zur Zeit noch sehr wenige fertige Top-down-Verfahren und entsprechend wenig brauchbare Literatur, weshalb hauptsächlich Ideen, Konzepte und Hilfsmittel vorgestellt werden. Es ist jedoch damit zu rechnen, daß sich in naher Zukunft auf diesem Gebiet einiges bewegen wird. Inhaltsverzeichnis: Einleitung1 TEIL I: PROJEKTORIENTIERTE RISIKOANALYSE 1.Einleitung5 2.Definitionen6 2.1.Ungewißheit / Unsicherheit6 2.2.Risiko7 3.Risikomanagement9 3.1.Risikoplanung11 3.2.Risikokontrolle12 3.3.Risikoüberwachung12 3.4.Einige 'Grundregeln' des Risikomanagements13 3.5.Vergleich von Risikomanagement und 'normalem' Management14 4.Risikoanalyse17 4.1.Risikoidentifikation20 4.1.1.RES20 4.1.2.Gewinnung von Informationen über die relevanten Risiken22 4.1.3.Kategorisieren der Risiken22 4.2.Risikobewertung25 4.2.1.Einheitliche Bewertungsbasis27 4.2.2.Zuordnung von Informationsquellen und Bewertungsmaßstäben28 4.2.3.Bewertung der Einflüsse durch die beteiligten Personen, Techniken und Verfahren29 4.2.4.Reduzierung der Ungewißheiten30 4.2.5.Methoden zur Expertenbefragung32 4.3.Risikoverarbeitung34 4.3.1.Simulation36 4.3.2.Mathematische Verfahren37 5.Bewertung von Risikoanalyse und Risikomanagement39 5.1.Kosten von Risikoanalyse und Risikomanagement39 5.2.Vorteile von Risikoanalyse und Risikomanagement41 5.3.Was Risikoanalyse und Risikomanagement nicht können42 6.Modelle und Verfahren zur Risikoanalyse45 6.1.Ansätze zur Klassifikation der Modelle und Verfahren47 6.1.1.Scaling-Verfahren und Dekompositions-Verfahren47 6.1.2.Deterministische und Wahrscheinlichkeits-Verfahren48 6.1.3.Optimierungs- und Beschreibungs-Verfahren48 6.1.4.Analytische und Simulations-Verfahren49 6.1.5.Statische und dynamische Verfahren49 6.1.6.Strategische und taktische Verfahren49 6.1.7.Ablauf- und strukturorientierte Verfahren50 6.2.System zur Modell-Klassifizierung50 6.3.Raster zur Modell-Bewertung52 6.3.1.Modell-'Steckbrief'52 6.3.2.Anwendungsspektrum52 6.3.3.Voraussetzungen, Annahmen, Eingabedaten, Ausgabedaten53 6.3.4.Aufwand54 6.3.5.Güte des Verfahrens54 6.3.6.Das Bewertungsraster57 TEIL II: BOTTOM-UP-VERFAHREN ZUR RISIKOANALYSE 1.Einleitung59 2.Strukturplan-orientierte Verfahren61 2.1.Das RAND-Verfahren62 2.2.Das Stochastic Aggregation Model (SAM)64 2.3.Probabilistic Event Analysis (PEA)67 2.4.Die Risk Factor Method (RFM)71 2.5.Das Successive Principle oder Lichtenberg-Verfahren75 2.6.Zusammenfassung81 3.Ablaufplan-orientierte Verfahren zur Analyse von Terminrisiken82 3.1.Die Program Evaluation and Review Technique (PERT)83 3.2.Die Graphical Evaluation and Review Technique (GERT)85 3.3.Das Programm PREDICT 200089 3.4.Die Stochastic Time and Resource Constraints Technique (STARC)91 3.5.Zusammenfassung94 4.Ablaufplan-orientierte Verfahren zur Analyse von Termin- und Kostenrisiken96 4.1.Das Verfahren PERT/COST97 4.2.ARTEMIS Sytem's Probabilistic Analysis of Networks (PAN)100 4.3.Die Risk Information System and Network Evaluation Techniques (RISNET I und II)103 4.4.Zusammenfassung105 5.Ablaufplan-orientierte Verfahren zur Analyse von Termin-, Kosten- und Leistungsrisiken107 5.1.Die Venture Evaluation and Review Technique (VERT)107 5.2.Die Verfahren Total Risk Assessing Cost Estimate (TRACE) und TRACE for Production (TRACE-P)110 5.3.Das Verfahren PROMAP V*113 5.4.Das Risk Assessment and Management Program (RAMP)114 5.5.Das Cost Performance Analysis (CPA) Model117 5.6.Zusammenfassung118 6.Zusammenfassende Bewertung der Bottom-up-Verfahren120 6.1.Übersicht über die vorgestellten Bottom-up-Verfahren122 6.2.Vergleichende Bewertung der Bottom-up-Verfahren123 6.3.Gründe für das Scheitern der Bottom-up-Verfahren126 6.3.1.Präsentation der Verfahren126 6.3.2.Kosten der Verfahren126 6.3.3.Eingabedaten der Verfahren127 6.3.4.Komplexität der Verfahren128 6.3.5.Güte der Verfahren128 6.3.6.Aufwand der Verfahren129 6.3.7.Ausgabedaten der Verfahren129 6.3.8.Psychologische Gründe129 6.3.9.Anwendungszeitpunkt der Verfahren130 6.4.Fazit130 TEIL III: TOP-DOWN-VERFAHREN ZUR RISIKOANALYSE 1.Einleitung132 2.Entscheidungsbaum-Verfahren133 3.Multiobjektive Entscheidungsverfahren136 4.Szenario-Verfahren137 4.1.Die Projektumgebung137 4.2.Die Stakeholder139 4.3.Die Strategic Impact and Assumptions-Identification Method (SIAM) for Project, Program and Policy Planning141 4.3.1.Ausgangsdaten und Ergebnisse des SIAM-Verfahrens142 4.3.2.Die Prozedur des SIAM-Verfahrens143 4.3.3.Bewertung des SIAM-Verfahrens146 4.4.Der Multi-Attribute-Multi-Party (MAMP) Approach148 4.4.1.Die Prozedur des MAMP-Verfahrens149 4.4.2.Bewertung des MAMP-Verfahrens151 5.Das Konzept von Franke153 5.1.Risikoidentifikation und –dokumentation153 5.2.Risikobewertung155 5.3.Risikoverarbeitung und –selektion156 5.4.Bewertung des Konzepts von Franke157 6.Das Konzept von Dobelke161 6.1.Projekt-Vorselektion162 6.2.Projekt-Beurteilung163 6.3.Bewertung des Konzepts von Dobelke164 7.Das Konzept von Schnorrenberg167 7.1.Expertensysteme zur Angebotsentscheidung168 7.2.Expertensysteme zur Risikoanalyse169 7.3.Bewertung des Konzepts von Schnorrenberg171 8.Zusammenfassende Bewertung der Top-down-Verfahren174 8.1.Vergleichende Bewertung der vorgestellten Top-down-Verfahren175 8.2.Fazit und Ausblick178 8.2.1.Verbesserung der Risikoidentifikation179 8.2.2.Methodische Verbesserungen180 8.2.3.Beseitigung der Akzeptanzprobleme181 Literaturverzeichnis182