Zwischen Jugendbewegung und Abstinenzbewegung : Wurzeln, Gemeinsamkeiten, Abgrenzungen, Wandel am Beispiel der Vereinsgeschichte der "Deutschen Gemeinschaft für Alkoholfreie Kultur"
In den 1860er Jahren entstand in den USA eine religiös motivierte Abstinenzbewegung, die in Europa um medizinische Argumente erweitert wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Deutschland Lebensreformbewegungen, die nach neuen Formen u.a. bei Bildung, Kleidung, Ernährung und Kultur suchten. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstand die deutsche bürgerliche Jugendbewegung, die Elemente der Abstinenz- und der Lebensreformbewegung in sich aufnahm.1920 wurde in Österreich der Abstinenzverein "Deutsche Gemeinschaft für alkoholfreie Kultur" gegründet, der sich auf Elemente der Jugendbewegung berief und sich auf "deutsch-arischer Grundlage stehend" verstand. In der Debatte gegen den Alkoholismus waren Begriffe wie "Heimat", "Vaterland", "Volk" Fahnenwörter, die zur Bekräftigung der Vereinsziele verwendet wurden.Ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit war die Jugendarbeit, mit der eine dauerhafte Nähe zur Jugendbewegung gezeigt werden sollte. Mit Wirtschaftskrise und zunehmender politischer Radikalisierung Ende der 1920er Jahre trat ein militanterer Zug in die "Gemeinschaft" ein. Etwa ab 1929 ist eine Annäherung an eine radikale deutsch-nationale Ideologie und die Politikfelder der NSDAP erkennbar. Begriffe wie "Kämpfer", "Kraft" und "Sieg" bestimmten den Diskurs. Zugleich verringerte sich die Zahl der Mitglieder, die Vereinsarbeit wurde ab 1934 fast völlig eingestellt. Zwischen 1938 und 1941 wurden fast alle Ortsgruppen behördlich aufge-löst oder in deutsche Zentralorganisationen in Berlin übergeleitet.Als Quellenmaterial dienten vor allem die Vereinszeitschrift aus den Jahren 1923 bis 1934, Flugblätter und Werbematerial sowie Akten der örtlichen Vereinsbehörden. Die detail-lierte Untersuchung der Vereinsgeschichte endet 1934; einzelne Nachträge (Behördenakten, Archivmaterial) erstrecken sich auf den Zeitraum 1935 bis 1956. ; Between Youth Movement and Temperance Movement.Roots ? common ground ? differentiation ? development illustrated by the example of the history of the ?Deutsche Gemeinschaft für alkoholfreie Kultur?In the 1860ies a temperance movement was born in the United States. Originally based on religious motives, it was expanded by a health perspective in Europe. Simultaneously, lifestyle reform movements occurred in Germany in the following decades, seeking new forms of education, clothing, nutrition and culture. At the turn of the century, the German civil youth movement grew from both currents.The Austrian temperance movement "Deutsche Gemeinschaft für alkoholfreie Kultur" was founded in 1920. It referred to elements of the youth movement and regarded itself as "based on a German-Aryan foundation". Key terms such as "home country", "fatherland" and "folk" emphasised the association objectives and were introduced into the debate against alcoholism. A major part of the activities of the association was youth work, demonstrating a constant closeness to the youth movement. With the emergence of the economic crisis and the rise of political radicalism at the end of the 1920ies the ?Gemeinschaft? became increasingly militant. Around 1929 it showed a discernible convergence to the German- nationalist ideology and the political concepts of the NSDAP. Terms such as "warrior", "power" and "victory" dominated the discourse. Simultaneously, membership numbers decreased until the association abandoned its work completely in 1934. Between the years of 1938 und 1941 almost all local groups were disbanded by the authorities or incorporated into central German organisations in Berlin.Main sources are the club newspaper 1923 ? 1934, promotion material and flyers as well as documents of the local authorities. The detailed description of the history of the association ends in 1934, whereas single addenda (administrative files, archive material) date from the years 1935 ? 1956. ; vorgelegt von Hermann Soyka ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2013 ; (VLID)234311