Selbstkonkordanz und Sportteilnahme: Eine clusteranalytische Unterscheidung verschiedener Formen des Dabeibleibens und Abbrechens
In: Zeitschrift für Gesundheitspsychologie: European journal of health psychology, Band 13, Heft 3, S. 126-138
ISSN: 2190-6289
Zusammenfassung. Untersucht werden zwei Fragestellungen: Wie lässt sich die kontinuierliche Aufrechterhaltung einer Sportaktivität konzipieren? Und welche Rolle spielt dabei die Ziel-Selbstkonkordanz? In einer 13-Wochen-Längsschnittstudie mit Teilnehmern des Hochschulsports (N = 255) wurden die Skalen "Selbstbestimmung" und "Introjektionsneigung" (Selbststeuerungsinventar; Kuhl & Fuhrmann ) eingesetzt. Sie messen die Neigung zur Auswahl selbstkonkordanter Ziele. Das Kursteilnahmeverhalten wurde wöchentliche protokolliert (13 Messzeitpunkte). Clusteranalysen identifizierten vier Teilnehmergruppen: Dabeibleiber, Fluktuierer, Früh-Abbrecher und Spät-Abbrecher. Diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich der Selbststeuerungsinventar-Skalen systematisch: Dabeibleiber weisen höhere Selbstbestimmung und niedrigere Introjektionsneigung auf als Spät-Abbrecher. Bei Früh-Abbrechern ist die psychologische Situation anders: Sie haben eine hohe Selbstbestimmung und niedrige Introjektionsneigung. Dropout ist hier weniger Ausdruck der Unfähigkeit, das, was man begonnen hat, zu Ende zu führen, als vielmehr der Fähigkeit, das, was man als falsch für sich erkannt hat, ohne Verzug zu beenden. Fazit: Non-Compliance ist nicht nur Folge fehlender Motivation oder Willenskraft, sondern oft Resultat einer an der Erfüllung selbstkonkordanter Ziele orientierten Selbstbestimmung.