Das "Hausfrauensyndrom": psychosomatische Erkrankungen von Frauen
In: Wenn Frauen aus der Rolle fallen: alltägliches Leiden und abweichendes Verhalten von Frauen, S. 44-58
Die Autorin untersucht die Gründe dafür, warum Frauen zwischen 30 und 60 Jahren so häufig unter einem bestimmten psychosomatischen Krankheitsmuster leiden, das als "Hausfrauensyndrom" bekannt ist. Sie weist die Geschlechtsspezifität dieses Syndroms nach, analysiert gängige Erklärungsformen (Neurose) und Persönlichkeitsbilder psychosomatisch Kranker (Gehemmtheit, Gefügigkeit, Unzufriedenheit) und versucht dann die These zu erhärten, daß es gesellschaftlich bedingte Problemlagen im Verein mit einer gemessen an der Zielsetzung gelungenen weiblichen Sozialisation sind, die diese Krankheitshäufigkeit hervorrufen. Dazu wird die gesellschaftliche Situation der Frau und die weibliche Sozialisation analysiert sowie der biologische Ablauf funktioneller Störungen erklärt und der psychische Krankheitsgewinn untersucht. Es zeigt sich, daß die Frau mit der Wahl dieser Problemlösungsstrategie sich zwar abweichend verhält, aber im Rahmen ihrer Geschlechtsrolle bleibt und die soziale Kontrolle ihres Verhaltens selbst übernimmt. Die Ursachen der zugrundeliegenden Konflikte können so allerdings nicht bekämpft werden. (MH)