Die USA in der Weltwirtschaft: Konjunkturlokomotive ohne Dampf?
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung
ISSN: 0342-300X
In diesem Aufsatz wird die These vertreten, dass sich die Hegemonialstellung der USA trotz ihrer militärischen Übermacht und dem hieraus abgeleiteten weltpolitischen Einfluss in einer Krise befindet. Seit gut drei Jahrzehnten sind die ökonomischen Grundlagen der US-Hegemonie einem allmählichen Erosionsprozess ausgesetzt, der mit dem Ende der New Economy-Spekulation im Frühjahr 2001 einer breiten Öffentlichkeit schlagartig bewusst wurde. Das auf flexiblen Märkten und hoher Innovationsaktivität beruhende US-Modell, das in den 1990er Jahren fast unbestritten als Vorbild für Wachstum und Beschäftigung gegolten hatte, erwies sich quasi über Nacht als Luftnummer. Hieraus kann jedoch nicht auf den Verfall des US-Imperiums geschlossen werden. Mag das US-Modell auch an Glanz verloren haben und nicht länger als Stimulans der Weltkonjunktur wirken, werden die USA dennoch auf absehbare Zeit über die größte und leistungsfähigste Ökonomie der Welt verfügen. Das heißt auch: Kein anderes Land und wohl auch keine Gruppe von Ländern - wie beispielsweise die Europäische Union - kann von den USA die Rolle eines die Weltwirtschaft stabilisierenden Hegemons übernehmen. (WSI-Mitteilungen / DGAP)