Weiterbildung zwischen Ethos und Ökonomie : die Europäische Bildungspolitik und deren Implikationen für den Sektor der allgemeinen Weiterbildung
Lebenslanges Lernen soll zur persönlichen Entfaltung, aktiven Staatsbürgerschaft, sozialen Inklusion und Beschäftigungsfähigkeit beitragen, indem formales, non-formales und informelles Lernen gleichwertig behandelt werden. In diesem Sinne erfüllt Bildung eine Orientierungs- und eine Qualifikationsfunktion. Seit das Konzept auf den bildungspolitischen Agenden wirtschaftlich orientierter Akteure, wie EU und OECD, steht, reduziert sich Bildung sukzessive auf den Qualifikationserwerb zugunsten einer erhöhten Beschäftigungsfähigkeit. Modernisierungs- und Steuerungsstrategien nehmen zu, um internationale Vergleichbarkeit nationaler Bildungssysteme herzustellen. Lernergebnisorientierte Referenzrahmen, wie der "Europäische Qualifikationsrahmen" und die "Schlüsselkompetenzen für Lebenslanges Lernen", sollen zur Steigerung der Mobilität sowie zur Erhöhung der Transparenz und Durchlässigkeit der Bildungssektoren beitragen. Beide Instrumente versprechen eine Aufwertung non-formalen und informellen Lernens und folglich den Schutz vor sozialer Exklusion. Individuen sollen durch Investition in das eigene Humankapital jene Qualifikationen erwerben, welche aktuell vom Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Die instrumentalisierte Sicht von Bildung als Ware klammert sozio-kulturelle und biografische Lernaspekte nahezu gänzlich aus. Erwachsenenbildungsinstitutionen mit humanistisch-emanzipatorischen Bildungsverständnis, wie die Volkshochschulen, befinden sich zusehends im Spannungsfeld zwischen institutionellem Ethos und Marktorientierung. Der gestiegene Wettbewerb am Weiterbildungsmarkt wirft vielfach Fragen der Professionalisierung, Qualitätssicherung, Finanzierung, Netzwerkarbeit, des Marketings und des Umgangs mit neuen Technologien auf. Es bedarf einer institutionellen Selbstreflexion, um Chancen auf Erneuerung zu erkennen, eine Balance zwischen Orientierung und Qualifikation und folglich Chancengleichheit herzustellen. ; Lifelong learning aspires to contribute to personal fulfillment, active citizenship, social inclusion and employability by treating formal, non-formal and informal learning as equivalent. Thus, education serves as an orientation and qualification factor. Since the concept was added to the agenda of economical-oriented actors, such as EU and OECD, education has been incrementally reduced to the acquisition of qualifications in favor of raising employability. Modernization and governance strategies are increasingly put into place to ensure international comparability. Reference frameworks that are based on learning outcomes such as the "European Qualifications Framework" and the "Key Competences for Lifelong Learning" attempt to enhance mobility as well as to augment transparency and transitions of education sectors. Both instruments promise to upgrade non-formal and informal learning and, accordingly, to preserve from social exclusion. By investing in human capital, individuals may acquire those qualifications required on the labor market. Such an exploitative perception of education as a commodity neglects social-cultural and biographic aspects of learning almost entirely. Adult education institutions exhibiting a humanist and emancipatory approach to adult education, such as Volkshochschulen, experience an increasing tension between their institutional ethos and market orientation. Issues are raised concerning professionalization, quality assurance, funding, networking and the use of novel technologies due to increased competition on the education and training markets. Therefore, an institutional self-reflection is required in order to identify chances for renewal, to maintain a balance between orientation and qualification and consequently, to ensure equal opportunities. ; vorgelegt von Sabrina Schiestl ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2013 ; (VLID)233661