Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben
Mit dieser "postumen Biografie" Stefan Georges legt der frühere FAZ-Redakteur und heutige Direktor des Deutschen Literaturarchives in Marbach (hier zuletzt: ID 28/95) eine ungewöhnliche Studie über die Weiterentwicklung des legendären George-Kreises nach dem Tod des "Meisters" im Dezember 1933 vor. Der Schwerpunkt liegt dabei einerseits auf der heroischen Selbstinszenierung und der auratischen Ausstrahlung Georges, die auch über dessen Tod hinaus wirksam blieben, andererseits auf dem identitätsstiftenden Mythos des "geheimen Deutschland" und auf der "Verfallsgeschichte" des in sich überaus heterogenen George-Kreises zwischen 1933 und 1968. Das liest sich farbig und streckenweise regelrecht spannend und ist überdies glänzend geschrieben. Andererseits werden kaum alle an diesem Stück deutscher Geistesgeschichte interessierten Leser dem Autor in die vielfältigen Vernetzungen und Verästelungen des "Kreises" hinein folgen wollen. Eine gröe︢ren Bibliotheken mit Nachdruck empfohlene wirkungsgeschichtliche Ergänzung der derzeit massgeblichen George-Biografie von Thomas Karlauf