Psychologische Faktoren der Steuergerechtigkeit
In: Hamburger Forschungsberichte zur Sozialpsychologie (HaFoS), Band 33
"Die Wirtschaftswissenschaften betrachten Probleme der Steuergerechtigkeit vor allem unter Aspekten des Trade-off zwischen "equity" und "efficiency". Dabei werden psychologische Faktoren weitgehend unberücksichtigt gelassen.
Psychologische Arbeiten zur Gerechtigkeit jedoch befassen sich in der Regel nur mit der Verteilung positiver, selten aber mit der Verteilung negativer Güter. Aus dieser Perspektive stellt die Perzeption von Steuern grundsätzlich etwas Besonderes dar. Die Literatur zur Motivation der Steuerhinterziehung und zu sozialen Dilemmata legt den Gedanken nahe, dass zur Vorhersage subjektiv erlebter Steuergerechtigkeit die gängigen Gerechtigkeitstheorien nicht ausreichen: Es lässt sich nicht allein durch Equity- und Mehr-Prinzipien-Ansätze erklären, warum und unter welchen Umständen Menschen Steuern als gerecht empfinden. Es bedarf offensichtlich der Berücksichtigung weiterer Aspekte aus den Bereichen des prosozialen Handelns, der Ethik , der sozialen Integration und angrenzenden Problemkreisen.
In der vorliegenden Untersuchung ist ein erster Schritt in diese Richtung unternommen worden. Hierzu wurde in einem varianzanalytischen 3x2x2 Design eine Auswahl von Variablen mit Hilfe eines Ensembles von Szenarien systematisch variiert.
Es zeigt sich, dass in der Bevölkerung kein konsistentes Konzept zu Steuern verankert ist, dass Steuern eher als Last empfunden werden, dass die steuerpolitische Lage keinen Einfluss auf die soziale Integration einer Person hat und dass es zur Rechtfertigung höherer Steuern vor allem auf eine utilitaristische und deontologische Argumentation ankommt, bei der die Hilfeleistung positiv besetzt wird."[Autorenreferat]