Sozialarbeit - Widerstand als Profession?
In: Frankfurter Hefte: Zeitschrift für Kultur und Politik, Band 34, Heft 4, S. 127-130
ISSN: 0015-9999
Anhand seiner eigenen Erfahrungen thematisiert Petersen die Frage nach der politischen Funktion sozialer Arbeit. Die Studentenbewegung schuf Artikulationsmöglichkeiten für Unterdrückung, schuf einen konkreteren Widerstandswillen. Die Ablehnung studentischer Forderungen und Aktionen seitens der Bevölkerung machte deutlich, daß die Veränderungsperspektiven zumeist nur theoretisch existierten und keine Basis für reale Veränderungen boten. Sozialarbeit erscheint unter der Prämisse als Ausweg, daß die unterdrücktesten Gruppen den größten Widerstandswillen besitzen. Der Automatismus Unterdrückung - Gegenwehr - Veränderung erwies sich als Illusion. Der Alltag der Praxis der Sozialarbeiter besteht darin, die Minimalexistenz zu garantieren, Kontrolle und Reglementierung Andersdenkender zu betreiben. Ein Kampf um Verbesserungen muß notwendig über den Rahmen der Sozialgesetzgebung hinausgehen. So ist der Konflikt zwischen politisch motivierten Sozialarbeitern und ihrer Institution vorprogrammiert. Möglichkeiten im Vorfeld des Konflikts werden nur unzureichend genutzt, die Verantwortung wird dann oft der mangelnden Veränderungsbereitschaft der Zielgruppe angelastet. Wichtig ist es, neben realistisch reduzierten Veränderungsansprüchen nicht den Blick für weitgehende Veränderungen zu verlieren. (BG)