Bieten die intertemporalen Aspekte der öffentlichen Verschuldung ein Argument für die Schuldaufnahme?
In: Wirtschaft
Inhaltsangabe:Einleitung: Die öffentliche Verschuldung hat Ende 1998 in Deutschland einen neuen Höchststand von 2,26 Billionen DM erreicht. Bei dem Anblick der Zahlen dieses höchst bedenklichen Ausmaßes und der immer wieder aufgestellten Behauptung, daß die Gegenwart auf Kosten der Zukunft lebt, ist nach den Konsequenzen, genauer gesagt, den zeitlichen Effekten einer öffentlichen Verschuldung zu fragen. Da es lange Jahre viele Fürsprecher einer Verschuldung gab, die im Dienste einer gerechten Lastverteilung zwischen den Generationen stehen soll, ist erneut zu überprüfen, ob diese Argumentation noch aufrecht zu erhalten ist. Die vorliegende Arbeit beleuchtet die intertemporalen Aspekte der öffentlichen Verschuldung und wägt die damit verbundenen Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Nutzen und Kosten fallen zeitlich auseinander. Während beim Sparen der Verzicht auf den Gegenwartskonsum mit der Erwartung auf vermehrten Zukunftskonsum liegt, verhält es sich beim Kredit genau umgekehrt. Dem Vorteil heute steht ein Nachteil morgen gegenüber. Aber ist solch eine Lastverteilung überhaupt möglich und wenn ja, kann sie dann auch automatisch als Argument für eine Schuldenaufnahme dienen? Gang der Untersuchung: Im ersten Teil der Arbeit werden dafür zunächst die verschiedenen intertemporalen Wirkungsansätze und unterschiedlichen Lasten einer Staatsverschuldung dargestellt und diskutiert. Im zweiten Teil geht es um eine genauere Beleuchtung der durch eine staatliche Verschuldungsaktivität ausgelösten möglichen Verdrängungseffekte, die die Voraussetzung für die in Teil 1 besprochene Lasten bilden. Es wird dabei eine Unterscheidung zwischen indirekten und direkten Verdrängungseffekten gemacht. Der dritte Teil beschäftigt sich anschließend mit dem Verwendungszweck der staatlichen Ausgaben. Dabei wird insbesondere der Bereich der öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur und deren Produktivität untersucht. Im vierten Teil wird mit der traditionellen Defizitrechnung gebrochen, um mit einem neuen Konzept die intertemporalen Konsequenzen von staatsschuldidentischen Wirkungen, die in Form von eingegangenen zukünftigen Verpflichtungen bestehen, zu beschreiben. Dafür wird der Ansatz des Generational Accounting verwendet. Im fünften und letzten Teil wird eine abschließende Bewertung mit einem weitergehenden Ausblick die Arbeit beenden. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Verzeichnis der Abbildungen und TabellenIV AbkürzungsverzeichnisV Einleitung1 Fragestellung1 TEIL 1 1.Intertemporale Wirkungen der Staatsverschuldung3 1.1Das Pay-as-you-use-Prinzip4 1.2Die Lastdebatte5 1.2.1Die Neue Orthodoxie6 1.2.2Der Nutzenansatz7 1.2.3Der Wachstumsansatz8 1.2.4Vergleich der Lastansätze10 1.2.4.1Nutzenansatz und Wachstumsansatz10 1.2.4.2Neue Orthodoxie und Wachstumsansatz11 1.2.4.3Bewertung der Lastdebatte12 1.3Neutralität der Staatsverschuldung12 1.3.1Das Ricardianische Äquvalenztheorem13 1.3.2Vemögenswert und Planungshorizont13 1.3.3Das Modell überlappender Generationen14 1.3.4Intergenerativer Altruismus16 1.3.5Beitrag des Neutralitätstheorems zur Lastdiskussion18 1.4Zwischenfazit der Last- und Neutralitätskontroverse19 TEIL 2 2Verdrängungseffekte der Staatsverschuldung20 2.1Indirekte Verdrängungseffekte21 2.1.1Zinseffekte 22 2.1.1.1Kapitallücken auf dem Kreditmarkt24 2.1.1.2Quellentheorie24 2.1.1.3Fontänentheorie25 2.1.1.4Fazit zum Problem der Kapitallücken26 2.1.2Erwartungseffekte26 2.1.3Fazit der indirekte Verdrängungseffekte27 2.2Direkte Verdrängungseffekte28 2.3Fazit der direkten Verdrängungseffekte29 2.4Schlußbemerkungen zu den Verdrängungseffekten30 TEIL 3 3.Investitionstätigkeit des Staates31 3.1Begriff der öffentlichen Investitionen31 3.2Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur32 3.3Infrastruktureffekte33 3.3.1Direkte Konsum- und Wohlstandseffekte34 3.3.2Produktivitäts- und Wachstumseffekt34 3.3.3Exkurs: Investitionen in das Humankapital35 3.3.4Messung von Produktivitätseffekten der Infrastruktur36 3.4Finanzierung öffentlicher Investitionen38 3.5Finanzierungsalternativen für Infrastrukturprojekte41 3.6Optimale Infrastrukturpolitik42 3.7Bewertung der öffentlichen Investitionen44 3.8Zwischenfazit45 3.9Politökonomische Anmerkungen46 TEIL 4 4.Staatsschuldidentische intertemporale Wirkungen48 4.1Mängel der traditionellen Defizitmessung 49 4.2Generational Accounting52 4.2.1Grundidee des Ansatzes 52 4.2.2Methodik des Generational Accounting52 4.2.3Aussagen und Verwendung des Generational Accounting54 4.2.4Grenzen und Kritik am Ansatz55 4.2.5Fazit aus dem Generational Accounting Ansatz 57 TEIL 5 Abschlußbemerkung und weiterführende Gedanken59 Literaturverzeichnis62 Eidesstattliche Erklärung69