Erfahrungen von HausärztInnen mit COVID-19 und der Pandemie – ein Survey nach der ersten Pandemiewelle im März/April 2020
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst, Band 85, Heft 12, S. 1183-1191
ISSN: 1439-4421
Zusammenfassung
Ziel der Studie Die erste COVID-19-Pandemiewelle
(März–April 2020) hat die hausärztliche Versorgung vor
große Herausforderungen gestellt. Ziel der Studie war es zu untersuchen,
wie belastend HausärztInnen die Krisensituation zu Pandemiebeginn und im
weiteren Pandemieverlauf erlebt haben. Zusätzlich sollten
prädiktive Faktoren für das Überforderungsgefühl
identifiziert werden.
Methode Von August bis Oktober 2020 erfolgte eine Querschnittsbefragung
von Hausarztpraxen in vier Bundesländern zur Versorgungsrealität
sowie zu psychischen Belastungen im Rahmen der Coronapandemie. Insgesamt 6300
zufällig ausgewählte HausärztInnen wurden
angeschrieben.
Ergebnisse Die Rücklaufquote betrug 23%. 46% der
Teilnehmenden waren weiblich. 40% der Teilnehmenden gaben an, zu Beginn
der Pandemie unter einem großen oder sehr großen
Überforderungsgefühl gelitten zu haben, zum Befragungszeitpunkt
äußerten dies nur noch 10%. Mit steigender Anzahl der
COVID-19-PatientInnen nahm das Gefühl der Überforderung zu;
gleichzeitig stieg auch die selbst eingeschätzte Kompetenz,
COVID-19-PatientInnen zu versorgen. Unter anderem trugen eine hohe psychische
Belastung, hoher Organisationsaufwand, eine schlechte
selbsteingeschätzte Kompetenz bei der Versorgung von
COVID-19-PatientInnen und mangelnde Versorgung mit Schutzausrüstung zum
Überforderungserleben der HausärztInnen bei.
Schlussfolgerung Trotz anfänglicher Überforderung
fühlten sich HausärztInnen zunehmend kompetent in der Versorgung
von COVID-19-PatientInnen. Um HausärztInnen in Krisensituationen
zukünftig besser zu unterstützen, sollten organisatorische
Tätigkeiten möglichst vereinfacht werden, um das Augenmerk auf
die PatientInnenversorgung legen zu können.