"Political Demography" – blinder Fleck der deutschen Politikwissenschaft? Eine einführende Literaturübersicht; "Political Demography"—a Blind Spot in German Political Science? An Introductory Literature Review
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly
ISSN: 1862-2860
ZusammenfassungGlobal betrachtet sind die Auswirkungen des demographischen Wandels unübersehbar. Die durch steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenraten ausgelöste Entwicklung ist eine der größten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Demographische Veränderungen werden grundlegend durch drei Hauptfaktoren ausgelöst: Mortalität, Fertilität und Migration. All diese Faktoren haben Gesellschaften innerhalb des letzten Jahrhunderts stark geprägt. Deutschland als alterndes Land ist hier keine Ausnahme. In den letzten 20 Jahren hat sich ein aktives Forschungsfeld entwickelt, welches die Wechselwirkungen zwischen demographischen und politischen Faktoren untersucht und im Rahmen dieser Literaturübersicht vorgestellt wird. Trotz einer Vielzahl an Veröffentlichungen fehlt es außerhalb der Migrationsforschung an Vernetzung und Austausch, obwohl schnell voranschreitender demographischer Wandel eine der am besten vorhersagbaren zukünftigen Entwicklungen ist. Innerhalb der deutschen Politikwissenschaft werden demographische Faktoren trotz ihres großen Einflusses und der immer stärker zutage tretenden Auswirkungen des demographischen Wandels noch zu selten in Analysen miteinbezogen und ein Austausch mit der Bevölkerungswissenschaft ist selten. Wir plädieren daher für eine stärkere Miteinbeziehung demographischer Prozesse – sowohl in der Forschung als auch in der politikwissenschaftlichen Ausbildung und Lehre.