Integration durch Moral: moralische Motivation und Ziviltugenden Jugendlicher
In: Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration
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In: Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration
In: Analyse & Kritik: journal of philosophy and social theory, Band 42, Heft 1, S. 171-190
ISSN: 2365-9858
Abstract
In their recent book Buchanan and Powell claim that there is moral progress. Their analysis focuses on increasing inclusiveness, yet they also suggest other dimensions as possible indicators-improvements in the concept of morality and refinements in moral motivation. In the following I present empirical data on changes in moral understanding that occurred during the second half of the 20th century in Germany. These changes concern an increasing delimitation of the moral realm, the rise of an ethics of responsibility, the displacement of an orientation to super ego dictates by a more ego-syntonic type of moral motivation. This research largely follows the 'cognitivist' paradigm which I start off defending against Haidt's counter proposal of moral intuitionism. Feasible explanatory factors for the changes documented are put forward-processes of secularization and changes in socialization styles-and their interpretation as indicators of moral progress is discussed. The paper ends with brief speculations concerning possible reasons for current moral regressions.
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 39, Heft 2, S. 187-193
ISSN: 1861-8588
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 39, Heft 2, S. 187-193
ISSN: 0340-0425
World Affairs Online
In: Zeitschrift für Politik: ZfP, Band 57, Heft 2, S. 170-187
ISSN: 0044-3360
In: Zeitschrift für Politik: ZfP ; Organ der Hochschule für Politik München, Band 57, Heft 2, S. 170-186
ISSN: 0044-3360
Der Aufbau von Moral vollzieht sich nicht - wie in klassischen Modellen beschrieben - als einheitlicher Vorgang mit einem jeweils klar dominanten Lernmechanismus (Konditionierung, Internalisierung, Regelrekonstruktion), sondern ist das Ergebnis des Zusammenspiels unterschiedlicher Lernprozesse. Insbesondere durch implizite Lernmechanismen (u.a. Ablesen am moralischen Sprachspiel, an Interaktionserfahrungen) erwerben Kinder schon früh ein angemessenes kognitives Verständnis moralischer Sollgeltung. Der Erwerb formal operationaler Denkfähigkeiten in der Adoleszenz erlaubt zunehmend angemessenere moralische Urteilsbildung, befördert aber zugleich einen - zunächst radikal überzogenen - moralischen Relativismus. Moralische Motivation wird erst verzögert aufgebaut. Dabei bleibt eine innerfamilial entwickelte Bindung an Moral nicht lebenslänglich stabil. Andere Einflüsse (u.a. die Zusammensetzung der Freundesgruppe, die demokratische Beteiligung an den Angelegenheiten der Schule, die moralische Integration der Gemeinde, Geschlechtsrollenerwartungen, die Freiheit von Korruption im politischen Leben) entscheiden darüber, welches Gewicht Heranwachsende der Moral beimessen. Anders als die (historisch vorauslaufenden) Formen früher Internalisierung oder Habitualisierung nämlich ist die moderne Form moralischer Motivation durch Einsicht gestiftet und beruht auf freiwilliger Selbstbindung, die in der Adoleszenz aufgekündigt werden kann. (DIPF/Orig.) ; Other than it has been described in classical models, the building-up of moral is not a uniform process with an always clearly dominant learning mechanism (conditioning, internalization, construction of rules), rather, it is the result of the interaction of diverse learning processes. Through implicit learning processes, in particular, (e.g. telling: from moral linguistic usage or from interactive experience) children from an early age acquire an appropriate cognitive understanding of moral target values. The acquisition of formally operational cognitive competences during adolescence allows for an increasingly more appropriate moral judgement, however, it simultaneously promotes an - initially; radically exaggerated - moral relativism. Moral motivation is built up only slowly. A committment to morals developed within the family does not remain stable throughout a person's life. Other influences (such as the composition of the circle of friends, the democratic participation in school affairs, the moral integration of the community, expectations related to sex roles, a political life free of corruption) decide on how important morals are to an adolescent. For, in contrast to the (historically proceeding) forms of early internalization or habitualization, the modern form of moral motivation is initiated through understanding and is based on voluntary self-committment which can be revoked during adolescence. (DIPF/Orig.)
BASE
In: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, Band 2, Heft 3, S. 146-154
ISSN: 1862-7080
In: Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, S. 157-178
Das empirische Projekt "Anerkennung moralischer Normen" basiert auf der Annahme, dass geteilte Normen - und zwar die Kernnormen einer rational ausweisbaren, universalistischen Minimalmoral - ein funktionales Erfordernis für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlich verfasster Demokratien darstellt. Diese Annahme wird in drei Schritten diskutiert. Zunächst geht es um die strittige Frage, ob in modernen Gesellschaften Normkonsens überhaupt noch möglich, noch wirklich, noch notwendig und darüber hinaus nützlich ist. In einem zweiten Schritt geht es um das Anerkennungskonzept und seine Bedeutung für Normakzeptanz. Schließlich wird geklärt, welche inhaltlichen Normen mit rechtsstaatlich-demokratischen Strukturen kompatibel sind und wie die Bereitschaft, sie zu befolgen, aufgebaut wird. Befragt wurden 15- bis 16-jährige Schülerinnen. Eine Variation des sozio-moralischen Kontextes wird durch den Ost-West-Vergleich, eine Variation im Niveau der soziokognitiven Entwicklung durch den Schultypen-Vergleich (Gymnasium vs. Hauptschule) angestrebt. Es zeigt sich, dass der Erwerb moralischen Wissens, die Entwicklung von Anwendungskompetenz und der Aufbau moralischer Motivation in unterschiedlichen Lernprozessen erfolgen: Moralisches Wissen und Anwendungskompetenz werden durch Inhaltslernen in je gegebenen (sub-) kulturellen Kontexten und durch sozio-kognitive Strukturentwicklung aufgebaut; moralische Motivation wird durch biographisches Erfahrungslernen aufgebaut, wobei die Anerkennungserfahrungen in der Familie, aber auch Krisenerfahrungen in der Adoleszenz eine besondere Bedeutung haben. (ICA2)
In: Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft., S. 157-178
Das empirische Projekt "Anerkennung moralischer Normen" basiert auf der Annahme, dass geteilte Normen - und zwar die Kernnormen einer rational ausweisbaren, universalistischen Minimalmoral - ein funktionales Erfordernis für die Aufrechterhaltung rechtsstaatlich verfasster Demokratien darstellt. Diese Annahme wird in drei Schritten diskutiert. Zunächst geht es um die strittige Frage, ob in modernen Gesellschaften Normkonsens überhaupt noch möglich, noch wirklich, noch notwendig und darüber hinaus nützlich ist. In einem zweiten Schritt geht es um das Anerkennungskonzept und seine Bedeutung für Normakzeptanz. Schließlich wird geklärt, welche inhaltlichen Normen mit rechtsstaatlich-demokratischen Strukturen kompatibel sind und wie die Bereitschaft, sie zu befolgen, aufgebaut wird. Befragt wurden 15- bis 16-jährige Schülerinnen. Eine Variation des sozio-moralischen Kontextes wird durch den Ost-West-Vergleich, eine Variation im Niveau der soziokognitiven Entwicklung durch den Schultypen-Vergleich (Gymnasium vs. Hauptschule) angestrebt. Es zeigt sich, dass der Erwerb moralischen Wissens, die Entwicklung von Anwendungskompetenz und der Aufbau moralischer Motivation in unterschiedlichen Lernprozessen erfolgen: Moralisches Wissen und Anwendungskompetenz werden durch Inhaltslernen in je gegebenen (sub-) kulturellen Kontexten und durch sozio-kognitive Strukturentwicklung aufgebaut; moralische Motivation wird durch biographisches Erfahrungslernen aufgebaut, wobei die Anerkennungserfahrungen in der Familie, aber auch Krisenerfahrungen in der Adoleszenz eine besondere Bedeutung haben. (ICA2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 2004 bis 2004.
In: Biopolitik, S. 265-294
In: Skandal und politische Bildung: Aspekte zu einer Theorie des politischen Gefühls, S. 141-158
Bezugspunkt der Überlegungen des Autors sind die gegenwärtig besonders prominenten Thesen einer Zunahme von Skandalen und eines Verfalls von Moral sowie die Kausalverknüpfung beider. Die Häufung von Skandalen kann jeder Zeitungsleser feststellen. Der beklagte Verfall von Moral betrifft zwei Dimensionen: Wissen und Wollen. In der kognitiven Dimension wird ein totaler Werte- und Normenrelativismus behauptet. Und auch in der motivationalen Dimension hat Moral ausgedient. Im Rational Choice-Ansatz etwa wird der Akteur als egozentrischer Nutzenmaximierer konzeptualisiert und die Moral für überflüssig erklärt. Evolutionsbiologische Theorien verstärken diese reduktionistische Theoriestrategie. Sie erklären menschliche Eigenschaften und Verhaltensdispositionen aus der natürlichen Auslese. Skandalisierung und Moralverfall werden häufig in Zusammenhang gebracht, wobei Skandale entweder als Anzeichen von oder als Ursache für den Verfall gedeutet werden. Die Fülle aufgedeckter Vergehen - so die indikative Verfallsthese - zeige an, dass moralische Normen keine allgemeine Verbindlichkeit mehr genießen; darüber hinaus - so die funktionalistische Interpretation - treibe die Skandalisierung die Erosion von Moral voran: Sie informiert das Publikum über die verbreitete Missachtung von Normen und zerstört somit den Schein der Normgeltung, der sich nur solange wahren ließ, als Übertretungen sorgfältig geheim gehalten werden konnten. Mit ihrer Veröffentlichung wird dann jedoch die "normative Kraft des Faktischen" wirksam und führt längerfristig zur Auflösung von Moral. Im Beitrag steht die indikative Funktion von Skandalen im Zentrum. Dabei fungieren Skandale aber nicht - wie zumeist unterstellt - als Indikator für Moralverfall, sondern umgekehrt für die Existenz geteilter Moralvorstellungen. Skandalisierung bzw. der strategische Einsatz von Moral basiert nämlich notwendig auf zwei Vorraussetzungen - der kognitiven, dass es gemeinsame moralische Standards sowie der motivationalen, dass es nichtstrategische Orientierungen von Moral gibt. (ICB2)
In: Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft, S. 157-178
In: Gewalt: Entwicklungen, Strukturen, Analyseprobleme, S. 21-61
Der Beitrag analysiert die formale Struktur des Gewaltbegriffs nach dem Schema: wer - was - wem? Seine unterschiedlichen Bedeutungen erhält man durch je verschiedene Eintragungen in diese Leerstellen. Im Beitrag geht es um Gewaltbegriffe, die auf der Subjekt- und Objektstelle Menschen oder menschliche Erzeugungen einsetzen. Die von der Autorin vorgeschlagene Definition grenzt Gewalt auf physischen Zwang oder Schädigung ein. Über das Vorliegen physischer Gewalt lässt sich - unabhängig von Perspektiven (des Täters, Opfers, Zuschauers, Beobachters) und Wertorientierungen (verschiedener Personen, Epochen, Kulturen) - intersubjektiv Konsens erzielen. Auf der Basis einer solch eindeutigen und rein deskriptiven Gegenstandsbestimmung wird sodann die Frage nach den Gründen differierender oder sich wandelnder Bewertungen untersucht, um so zu klären, warum körperliche Schmerzzufügung einmal als legitime Züchtigung, zum andern als Kindesmisshandlung, einmal als notwendiges Mittel der Verteidigung der eigenen Ehre, zum andern als unangemessene Konfliktlösungsstrategie gilt. Insgesamt gewinnt die Frage nach den Ursachen und der Begrenzung physischer Gewalt aus ihrem Bezug auf eine zentrale Wertidee demokratisch rechtsstaatlicher Gesellschaften: auf die Vorstellung nämlich, dass bei Interessenkonflikten oder weltanschaulichen Differenzen das Recht nicht per se auf Seiten des Stärkeren liegt und dass an die Stelle eines auf physische Kampfmittel gestützten einseitigen Durchsetzungswillens die Bereitschaft zu Verhandlungen und Kompromissbildung zu treten habe, die auch der Sichtweise und den Ansprüchen des Gegners bzw. "Feindes" Rechnung tragen. (ICA2)